Schneeschuhwanderung Wenn Engel auf weißen Wolken schweben

Wer von Pisten in Autobahndimensionen und Snowboardern genug hat, sollte zum Schneeschuh greifen. Vor Jahrtausenden erfunden, kann fast jeder mit den trendigen Tretern die unberührte Schneelandschaft der Alpen durchstreifen.

Der weiße Schnee unten, der blaue Himmel oben. Mit jedem Schritt wirbelt eine weiße Wolke in der unberührten Schneefläche auf. Die Schuhe flüstern mit den Kristallen, ihr zartes Knirschen lullt ein - das Mantra des Winters. Wir gehen voran und schweben wie Engel fast zwei Meter über dem Boden.

Nur deutlich anstrengender ist das Wandern mit Schneeschuhen als das Gleiten der Himmelsboten, langsam setzen wir Schritt für Schritt voreinander. Vor einer halben Stunde ist die bunt gemischte Gruppe gestartet, darunter ältere Feriengäste, aber auch Youngster, die sich eine Auszeit vom Pistentrubel gönnen. Los ging es direkt im Ortskern von Hinterthiersee im Ferienland Kufstein. Hier bietet Claus Westram regelmäßig geführte Wanderungen an.

Ferienland Kufstein

Das "Ferienland Kufstein" liegt direkt zwischen den Tiroler Bergen und Bayern zwischen dem Kaisergebirge und einem Seengebiet mit sechs Badeseen. Autofahrern Richtung Innsbruck ist die Festung von Kufstein bekannt. Die Anreise aus Deutschland ist unproblematisch und erfordert übrigens keine Autobahnvignette. Das Feriengebiet setzt sich aus den charmanten Orten Bad Häring, Ebbs, Erl, Kufstein, Langkampfen, Niederndorf, Niederndorferberg, Schwoich und Thiersee zusammen. Die familiären Ortschaften haben ihr ursprüngliches Dorfgefüge weitgehend bewahrt. Ausflüge bieten sich in an in die Festung Kufstein und den Wildpark Wildbichl in Niederndorf. Immer ein Besuch wert sind die traditionsreichen Passionsspiele. Der besondere Reiz der Region liegt im Mix von Tiroler Tradition und modernem Freizeitspaß.

Unterer Stadtplatz 8
6330 Kufstein, Austria
Tel 0043-5372-62207
Fax: 0043-5372-61455
E-Mail: info@ferienland-kufstein.com
Web: www.ferienland-kufstein.com
(In Kürze verfügbar)

Die Teilnahme ist für alle Gäste kostenfrei, allein für das eventuelle Ausleihen der Ausrüstung muss ein Beitrag von fünf Euro entrichtet werden. Hinter dem Parkplatz wird die Ausrüstung verteilt. Das Anlegen der Salomon-Schuhe ist kinderleicht: Die modernen, einrastenden Kunststoffbänder halten den Stiefel nach zwei Handgriffen fest, dann geht es los. Zunächst mühelos über Felder, Stock und Stein. Manchmal lugen Zaunpfähle durch den Schnee. Den Garten einer Hütte im Wald betreten wir zwischen zwei Kuppen. "Hübsch, durch die Pforte gehen", lacht Claus. Große Buckel, sie erinnern an eingeschneite Bären, erheben sich im Schnee. "Das sind die Tische. Im Sommer sitzen hier die Gäste bei der Brotzeit." Der Weg führt am Wäschkogel vorbei, fast hinauf zur Kögelalm. Manchmal gehen wir auf einem schneebedeckten Waldweg mit leichter Steigung, dann wieder quer durch den Wald. Claus Blick streift hinüber zum hinteren Sonnenberg und zum Rundling des Schönfeldjoch. "Da würde ich jetzt nicht mehr reingehen. Da haben wir eine Durchfeuchtung, da reißt das ganze Zeugs ab. Da ist schon eine Lawine abgegangen, das sieht man auch." Eine Gefahr ist im Gebirge offenbar immer dabei. Der Schneewanderer muss die Lawinenlage kennen. Große, freie und steile Flächen sollten generell gemieden werden. Steigungen über 20 Grad sind ebenfalls gefährlich. Die ersten Mal sollte sich der Anfänger einem ortskundigen Führer wie Claus anvertrauen. Nach sechs Stunden ist die Gruppe wieder im Ort angekommen. Einige sind sichtlich erschöpft aber glücklich, die kleine Strapaze gemeistert zu haben.

Allein in der Herrlichkeit der Bergwelt

Schneeschuhwandern befreit den Winterurlauber vom Gefühl des Eingesperrtseins. Geräumt werden im Ort ein paar Straßen, die Abfahrten und Parkplätze. Wer nicht den Tag auf der Piste und den Abend an der Bar verbringen will, bucht beim Winterurlaub zugleich eine Art von erweitertem Hausarrest. Der Blick streift sehnsuchtsvoll zu den Gipfeln, doch man selbst bleibt gefangen. Aber der Schneeschuh ist ein bequemes Ausbruchswerkzeug, der den Weg zur Sonne, Freiheit und Naturerlebnis bahnt. Historisch aus den Riesen-Stapfen der Trapper gewachsen, wenn auch schon weit vorher erfunden, erlauben es die modernen Nachfahren aus dem Sportgeschäft auch auf metertiefen Pulverschnee zu wandern, überall dort, wo der Wanderer ohne die alpine Gehhilfe bis zur Hüfte in der weißen Pracht versinken würde. Angenehm dabei: Schneeschuhwandern ist ein Sport, den jeder ohne Schwellenangst ausüben kann. Das traditionelle Skitourengehen ist die Königsdiziplin der winterlichen Grate und Gipfel. Die konditionellen und technischen Anforderungen sind aber berüchtigt. Claus weiß, dass der Kraftaufwand auch beim Schneeschuhwandern höher ist als im Sommer. So um 20 Prozent mehr Anstrengung müsse man schon rechnen, wenn der Schnee tief pulvert auch mehr.

Wanderungen im Thierseetal

Claus Westram
Ascherdorf 29
Austria 6335 Thiersee
susscrofa@gmx.at
Tel: 0043-5367-20196

Spannender als nur Wandern

Mit den Gästen gehe er nur leichte Touren zwischen drei und fünf Stunden, sagt Claus. Auf Wunsch gibt es auch Spannenderes. Schneeschuhtouren, die steiler hochgehen. "Aber da braucht es schon etwas Kondition." Als besonders Schmankerl hat Claus eine Tour mit Übernachtung unter freiem Himmel im Angebot - Mit Hundeschlitten für das Gepäck. Der Guide kommt ins Schwärmen. "Einfach Raufsteigen, ein Lagerfeuer machen, dann am Abend mit den Hunden draußen das Wild beobachten. Das ist eine ganz tolle Geschichte." Ein Crashkurs, wie man in der Kälte überleben kann. Als Schutzmaßnahme baut Claus mit seine Gästen eine Schneehöhle. "Da kann man sehr gut übernachten, die ist nicht kälter als ein Zelt. Das mache ich ab zwei Personen." Eine verlockende Idee für das nächste Jahr.

Die richtige Ausrüstung

Großer Vorteil: Bei diesem Trendsport ist man ausnahmsweise mal sehr günstig mit dabei. Der Ladenpreis des benutzten Modells "X-Adventure Snowshoe Access" von Salomon iegt bei etwa 130 Euro, die teuersten Modelle erreichen die 200 Euro Marke. Wenn winterfeste Wanderkleidung vorhanden ist, braucht der Schneewanderer nichts weiter als die Schuhe und meist ebenfalls vorhandene Teleskopstöcke. Angesichts der Investition, die in eine Ski-, Snowboard- oder Tourengeherausrüstung investiert werden muss, ein wahrhaft billiges Vergnügen. Zumal, wenn man das Schneebrettl "Out of Season" ersteht. Beim Kauf eines Schneeschuhes sollte auf eine möglichst schmale, skiartige Form geachtet werden. Je mehr sich der Schuh dem runden Trapperlook anpasst, umso gespreizter ist die Haltung der Oberschenkel. Für Untrainierte kann eine längere Tour dann schnell zur Tortur werden. Ebenfalls unverzichtbar ist eine variable Gelenkaufhängung zwischen Unterbau und Schuhbindung. Sie erleichtert das Passieren schräger Hänge. Auf leichte Weitenverstellbarkeit und rastende Schuhbefestigungen sollte ebenfalls geachtet werden. Schneeschuhe mit integrierter Steighilfe sind nur für ambitionierte Hochgebirgswanderer notwendig. Schuhe mit einer Bügelbindung wiederum sind nur für "echte" Bergsteiger interessant, denn die Wanderstiefel müssen steigeisenfest sein. Mit anderem Schuhwerk können die Schneeschuhe nicht verwendet werden. Es ist also auch nicht möglich sie an "Amateure" weiterzugeben. Der Salomon X-Adventure Snowshoe Access ist ein unkomplizierter Schneeschuh mit steiler Bogenspitze. Harscheisen und Spikes sorgen für den richtigen Halt. Die Bindung mit Drehgelenk gleicht leichte, seitliche Hangneigungen aus. Das Paar wiegt circa zwei Kilogramm.

Nur der Berg und ich?

Von der Idee, auf eigene Faust die weiße Pracht zu erkunden, hält auch der Bergwanderführer und Schneeschuhführer Josef Zangen nichts. Nur mit ihm geht es am nächsten Tag auf die unberührten Schneefelder des Praschbergs. In strahlendem Sonnenschein spuren wie uns durch den Tiefschnee. "Die Landschaft hier droben. Was Schöneres gibt es gar nicht", strahlt er. Plötzlich weist Josef Richtung Spitzstein. Mitten im Schnee liegt ein fußballfeldgroßes braunes Feld. "Gestern war die Lawinen noch nicht da. Am Hang gibt es eine starke Sonneneinstrahlung. Dann wird der Schnee schwer und auf dem fauligen, alten Gras rutscht er dann plötzlich ab. Schau, da ist vom Bauern sogar ein Weg. Der Wanderer sagt sich, "da lässt sich das gut gehen". Aber man muss immer auf das Gelände achten, das muss nicht so hoch gelegen sein, Unachtsamkeit kann immer dumm ausgehen. Trotzdem, relaxter lässt sich die Bergwelt nicht erkunden. Skitouren seien eine ganz andere Sache, erklärt der passionierte Tourengeher. "Da gehst du hohe Berge hinauf. Da ist man immer unter Druck. Da lässt du dich anstecken von den anderen.

Beim Schneeschuhgehen führen in eine andere Welt. Man könne nicht viel Tempo machen, da komme man nur ins Stolpern." Josef glaubt, dass der gewaltige Trend vom Nordic-Walking auch dem Schneeschuhwandern zu Gute kommen werde. "Wer einmal auf den Geschmack der Bewegung gekommen ist, der wird es auch im Schnee und Gebirge ausprobieren." Wir wandern weiter durch eine verzauberte Winterlandschaft. Senken, dann wieder ein Aufstieg. Eine ruhige Angelegenheit, nur wenn man im Tiefschnee die Spur bahnen muss, wird es doch anstrengend. Einem Stück durch den tief verschneiten Tannenwald folgen schneebedeckte Wiesen. Der moderne Schneeschuh macht es möglich. Erlebnisse, die bis vor einigen Jahren nur kundigen Tiefschnee-Skifahrer vorbehalten waren, stehen nun auch dem gemeinen Urlauber offen. Mit dem Schneeschuh kommt er noch voran, wo Skifahrer aufgeben müssen.

Ortsinformation Hinterthiersee

Hinterthiersee ist ein kleiner malerischer Ort im Ferienland Kufstein, direkt hinter der deutschen Grenze im Thierseetal gelegen.

Thiersee-Information

6335 Thiersee 38
Tel: 0043-5376-5230
Fax: 0043-5376-4333
E-mail: thierseeinfo@tirol.com
Web: www.thiersee.com

Täglich pendelt ein kostenfreier Bus zum Skigebiet Sudelfeld in Bayrisch-Zell, die Pisten und Loipen im Tal sind nicht in der ganzen Saison schneesicher. Apres-Ski-Exzesse wird man hier vergeblich suchen, die Hotels werden familiär geführt. Der Preisrahmen bleibt familienfreundlich. Die vier Sterne Häuser verlangen für die Übernachtung mit mehrgängiger Halbpension zwischen 40 und 50 Euro, spezielle Wochenarrangements sind deutlich günstiger. Das untere Ende der Preisspanne bieten Privatzimmer etwa im restaurierten Haus Mayrhof, hier kostet die Übernachtung ab 14 Euro. Ein Dreigänge-Menü im Hotel Thalerhof liegt bei zehn Euro.

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