Kennen Sie Kühtai? Kaiser, Grafen, Idylle, höchst gelegener Wintersportort Österreichs, all das geht Ihnen jetzt möglicherweise durch den Kopf. Stimmt ja auch, aber nur teilweise. Was Sie nicht wissen können - es sei denn Sie sind Profi-Ausdauersportler: Der höchstgelegene Wintersportort Österreichs profiliert sich jetzt auch im Sommer zunehmend als Gesundheits- und Fitnesszentrum für Topathleten, aber auch für ambitionierte Freizeitsportler.
"Immer mehr Spitzensportler haben in den letzten Jahren die einzigartige Lage des Kühtais für Trainingslager zur Vorbereitung auf ihre Wettkämpfe entdeckt", bestätigt Mag. Wolfgang Suitner, Geschäftsführer der Tourismusbüros Kühtai gegenüber stern.de. Neben Ski-Assen wie Bode Miller und Maria Riesch, der Eisschnellläuferin Anni Friesinger, die mittlerweile sogar als Testimonial für das Dorf wirbt, nutzen unter anderem auch zahlreiche Ruder-Nationalmannschaften sowie Österreichs Judonationalmannschaft die optimale Infrastruktur auf 2.020 Metern Seehöhe.
In Kühtai stehen im Sommer zwölf verschiedene Laufstrecken von drei Kilometer bis hin zur Marathonstrecke und einer Gesamtlänge von 70 Kilometern in allen Schwierigkeitsstufen zur Verfügung. Zudem gibt es Höhentrainingswege und Intervallstrecken zwischen 2.020 und 3.000 Meter, Nordic-Walking-Routen, Gelände für Lauf-Intervalltraining, 115 Kilometer Mountainbike-Touren sowie weitläufige Wanderwege. Trainingsstrecken für Läufer und Radrennfahrer zwischen 575 und 3.000 Meter runden das Leistungsangebot ab.
Etwas schwierig wird es im Sommer in Kühtai mit der Unterkunft. Fast alle Hotels und Pensionen haben in den heißen Monaten geschlossen. Viele Athleten weichen dann ins Tal nach Innsbruck aus und pendeln zum Training die 45 Minuten hinauf in die Berge. Anfang Dezember beginnt dann die Skisaison. Sie dauert weit bis in den April hinein an. Aber Kühtai ist selbst in der Hochsaison nicht überlaufen. Das liegt auch am weitläufigen Skigebiet. Über 44 perfekt präparierte Pistenkilometer und modernste Liftanlagen bieten traumhafte Voraussetzungen für Skifahrer, Snowboarder oder Telemarker.
Wunderbar wohnen lässt es sich in den Wintermonaten im Jagdschloss Kühtai. Das klingt nach elitärer Luxusherberge, ist es aber nicht. Das Hotel ist ein bezaubernder Rückzugsort mit viel Stil und unverwechselbarer Atmosphäre. Im Jagdschloss geht es authentisch zu, hier muss man sich einfach wohl fühlen. Das liegt auch und insbesondere am Schlossherrn: Christian Graf zu Stolberg-Stolberg, einem Ur-Ur-Enkel von Kaiser Franz Josef I. und Kaiserin Elisabeth von Österreich (Sisi). Der Graf ist ein überaus charmanter und vitaler Gastgeber, der sich um jeden Gast noch selber kümmert. Das Highlight eines Aufenthalts im Schloss sind die gemütlichen Rotweinabende in der Lobby der historischen Jagdresidenz, die bereits im Jahr 1280 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Dann blüht der Graf richtig auf und gibt so manche Anekdote aus seinem vielseitigen Leben preis. Und wenn er mal abschalten und Ruhe von seinen Gästen haben will dann setzt er sich einfach auf seine geliebte Schneefräse und befreit mit dem Gefährt sein Anwesen von den Schneemassen.
Im Jagdschloss stehen Beständigkeit und Echtheit im Vordergrund: Man wohnt in heimeligen Fürsten- und Grafenzimmern mit kunstvollen Zirbenholztäfelungen, im Elisabethflügel mit modernem Komfort oder in der gemütlichen Dependance "Kühtaier Hof" mit ihren Hofzimmern und dem originellen Appartement "Schweinestall". Zahlreiche Antiquitäten aus dem Familienbesitz vermitteln die Atmosphäre gewachsener Tradition in einer schnelllebigen Zeit. Die Küche ist vorzüglich, die Weine aus dem hauseigenen Keller (unbedingt anschauen!) sind köstlich. Wer Glück hat, wird vom Grafen zum Abendessen an seinen Tisch gebeten. Und dann wird wieder erzählt - zum Beispiel über Graf Stolbergs Idee von nachhaltigem Winter-Tourismus: "Unsere Gäste", meint er, "wissen im Urlaub genug mit sich anzufangen und brauchen keine organisierte Freude."
Er stemmt sich vehement gegen den Strom der Zeit: "Ich bin dagegen, dass Rocker auf den Berg geschickt werden, um die Hänge zu beschallen." Im Ort hat Stolbergs Wort Gewicht. Dagegen, dass sich Kühtai im Sommer mehr und mehr zu einem Höhentrainingszentrum für Leistungssportler entwickelt, hat der Graf nichts einzuwenden. "Im Gegenteil, ich mag die Sportler. Sie kommen ja nicht zu uns herauf, um sich zu amüsieren." Amüsement im Sommer, das würde Stolberg gerade noch fehlen. In den Sommermonaten, wenn sein feines Haus geschlossen hat, genießt er die Ruhe auf seinem Berg. "Kraft tanken für die neue Saison." Man gönnt ihm die Ruhe. Jagdschloss Kühtai. DZ/HP ab 220 Euro