Sportverbände kritisieren Wett-Reform "Nicht marktgerecht", "willkürlich", "unverständlich"

Enttäuscht hat der Sport auf den politischen Kompromiss zur Öffnung des Sportwettenmarkts reagiert. "Nicht marktgerecht", "willkürlich", "unverständlich" und rechtlich fraglich - die Liste der Kritikpunkte am Eckpunkte-Papier der Ministerpräsidenten ist lang.

Ziel verfehlt: Die deutschen Sportverbände fürchten nach dem Grundsatzbeschluss zur Öffnung des Sportwettenmarkts um die erhofften Millionen aus dem Geschäft mit den Zockern. "Die Richtung des Weges stimmt, aber der Rucksack, den die Ministerpräsidenten dem Konzessionsmodell aufgebürdet haben, ist noch zu schwer", sagte Michael Vesper, Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes am Mittwoch. "So dürfte das Ziel, die Sportwetten staatlich kontrolliert zu öffnen, kaum zu erreichen sein."

Mit intensiver Lobbyarbeit hatte der Sport versucht, die Politik auf seine Linie zu bringen. Der Kompromiss vom Mittwoch löste daher schwere Enttäuschung aus. Schließlich geht es für den Sport um viel Geld. Die Profi-Vereine sehen nun den angestrebten Millionen-Segen aus der Werbung mit Wettanbietern in Gefahr. Das Amateurlager bangt um die existenziell wichtigen Abgaben aus dem Lotto- und Sportwettentopf.

Größter Kritikpunkt der Verbände ist die Konzessionsabgabe auf den Wetteinsatz, die von den privaten Anbietern an den Staat abgeführt werden müsste. "16,67 Prozent ist eine Erdrosselung und von wenigen, wenn nicht gar von niemandem umsetzbar. So war es nicht gedacht", meinte Frank Bohmann, Geschäftsführer der Handball-Bundesliga und stellvertretender Sprecher der "Initiative Profisport in Deutschland", zu der auch die Deutsche Fußball Liga gehört.

Die Höhe der Abgabe sei "nicht marktgerecht", befand der DOSB. Die Unternehmen, die bislang ihren Sitz oft in Steueroasen wie Malta haben, könnten sich davon "abschrecken lassen", fürchtet der Dachverband. Der DOSB hatte zuvor einen eigenen Entwurf für eine Neuregelung vorgelegt, nachdem der Europäische Gerichtshof das bisherige Monopolmodell für unzulässig erklärt hatte. Im Eckpunkte-Papier der Länder vermisst der DOSB nun auch konkrete Angaben zur Verteilung der erhofften Einnahmen aus der Sportwettenabgabe.

Zweifel am Verbot von Live-Wetten

Auch das geplante Verbot von Live-Wetten ließ schnell Zweifel an den Erfolgsaussichten der Reformpläne keimen. Sogar die Vorsitzende des Bundestags-Sportausschusses, Dagmar Freitag, zeigte sich daher skeptisch, dass die Neuregelung den "erhofften Geldsegen bringen wird". Sie sei "gespannt, wie das funktionieren wird", sagte die SPD-Politikerin.

Skeptisch nahmen die Verbände auch die Begrenzung auf sieben Lizenzen für private Wettanbieter auf. "Ob das der Weisheit letzter Schluss ist, ist noch unklar", sagte Gernot Tripcke, Geschäftsführer der Deutschen Eishockey-Liga. Der DOSB hält die Festlegung für willkürlich. Sie "dürfte einer rechtlichen Überprüfung kaum standhalten", urteilte der Verband.

Für "unverständlich" hält der DOSB auch die Regelung der Werbemöglichkeiten für die Wettanbieter. Trikot- und Bandenwerbung soll den Unternehmen, die im Besitz einer Lizenz sind, künftig erlaubt sein. TV-Werbung bleibt hingegen verboten. Zumindest könnte sich damit jedoch für die Vereine die Tür zu den erhofften Werbe-Millionen aus der Wettbranche öffnen. Vor allem die Fußball-Bundesligisten rechnen hier mit enormen Einnahmechancen, wenn die Öffnung des Marktes gelingt.

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