Nach den Herren testen auch die Alpin-Damen erstmals im Weltcup die Olympia-Strecke für Sochi 2014. An diesem Dienstag reist das Team um Doppel-Olympiasiegerin Maria Höfl-Riesch nach Russland. Im Interview spricht sie über die Herausforderung einer neuen Rennstrecke und den Traum von einer weiteren Goldmedaille bei Olympia.
Auch wenn es nur ein Weltcup ist inwiefern denkt man in Sochi nicht auch ein bisschen schon an die Winterspiele in zwei Jahren?
Klar denkt man da an Olympia. Das war damals beim Weltcup in Whistler genauso. Das waren auch neue Strecken, die wir zwei Jahre vor den Winterspielen in Vancouver das erste Mal gefahren sind. Dann denkt man schon daran, dass es auf derselben Piste bei Olympia um die Wurst gehen wird. Deswegen ist es auch etwas Besonderes, jetzt in Sochi zu fahren. Ich bin sehr gespannt und hoffe, dass ich mich gleich zu Beginn mit der Strecke anfreunden kann.
Wie geht man mit so einer neuen, unbekannten Strecke um?
Eine neue Abfahrt ist immer spannend. Für mich ist es einige Jahre her, dass ich eine völlig unbekannte Strecke gefahren bin. Die meisten Rennen im Weltcup finden ja Jahr für Jahr auf den gleichen Pisten statt. Gott sei Dank gibt es vor der Abfahrt immer mindestens einen Trainingslauf. Die Strecke in Sochi ist für alle Topfahrerinnen neu. Man muss sie vorher auf jeden Fall gut besichtigen, sich die Übergänge genau einprägen.
Bekommt man dann auf Anhieb einen Eindruck, ob das eine Strecke ist, die einem liegt oder die eher gut für die Konkurrenz ist?
Eine Top-Athletin muss auf allen Strecken, egal ob steil, flach, gleitermäßig oder technisch anspruchsvoll, gut sein. Das sieht man ja an Lindsey (Vonn), sie ist in allen Geländepassagen top. Was man von der Strecke in Sochi hört, scheint sie nicht übermäßig schwierig zu sein. Der Starthang soll ein bisschen steiler sein und dann geht es wohl ziemlich flach weiter. Das heißt, man muss gut gleiten können und man muss das passende Material wählen, das auf dem Streckenprofil gut funktioniert.
Auch wenn Olympia noch weit weg ist und vorher noch eine WM kommt gibt es schon die Vision für Sochi 2014?
Vorausplanen kann man sowieso nicht. Aber natürlich ist das ein riesengroßes Ziel das sind Olympische Spiele immer. Schon, weil sie nur alle vier Jahre stattfinden und ein besonderes Ereignis sind, ein Traum für jeden Sportler. Ich hoffe, dass ich in Sotchi noch mal um Medaillen mitkämpfen kann.
Spielen die beiden Goldmedaillen von Vancouver noch häufig in den Gedanken eine Rolle?
Ich denke schon oft daran zurück. Es wird in vielen Interviews immer wieder danach gefragt ist ja auch eine schöne Erinnerung. Das war mein Karriere-Highlight bisher. Es wäre natürlich super, so etwas noch einmal zu erleben.
Sind denn zwei Goldmedaillen überhaupt wiederholbar?
Wieso nicht? Natürlich muss im richtigen Moment alles zusammenpassen, die Form muss stimmen und alles muss super laufen. Nur, das so lange vorauszuplanen, macht meistens keinen Sinn.
Welchen Stellenwert haben die olympischen Erfolge für Sie? Sie haben ja wiederholt betont, dass der Sieg im Gesamtweltcup in der vergangenen Saison rein sportlich gesehen besonders viel wert war.
Olympische Spiele sind auf alle Fälle das Größte. Das habe ich auch erst nach Olympia so richtig realisiert was der Erfolg für eine Bedeutung hat und welche Tragweite, ja heute immer noch. Olympia ist einfach das Sportereignis weltweit. Auch wenn es im Vergleich zum Gesamtweltcup nur ein einziges Rennen ist.
In Sochi wird viel gebaut, belastet man sich als Spitzensportler auch mit den Gedanken an die Eingriffe in die Natur?
Klar denkt man daran, aber solche Gedanken dürfen einen im entscheidenden Moment nicht hemmen. Da muss man sich voll auf seinen Sport konzentrieren. Wenn für große Sportveranstaltungen gebaut wird, ist das ja erst mal nicht schlecht. Aber natürlich müssen die jeweiligen Länder und Veranstaltungsorte, die Verantwortlichen dort, entsprechende Kriterien für den Umweltschutz erfüllen. Bei dem Projekt München 2018 jedenfalls, wo ich ja in die Bewerbung involviert war, wurde Umweltschutz sehr groß geschrieben.
Wo Sie München 2018 ansprechen verspüren Sie nach wie vor Wehmut, dass die Spiele nicht nach Bayern kommen, sondern in Pyeongchang stattfinden?
Ich trauere dem schon nach. Dass das nichts geworden ist, finde ich sehr, sehr schade. Da ist wirklich eine Menge investiert worden, finanziell, aber auch viel Herzblut von allen möglichen Leuten. Man müsste sich eigentlich sofort wieder bewerben, für die nächsten Spiele, sonst war alles umsonst.
Nach dem Aus von München für Sie selbst ist Pyeongchang 2018 kein Thema?
Es heißt ja, sag niemals nie. Aber wenn ich mich jetzt entscheiden müsste, würde ich sagen: Auf gar keinen Fall. Aber das ist noch so lange hin, wer weiß...
Also ist es ein schöner Traum, in zwei Jahren in Sochi als Olympiasiegerin abzutreten?
Solche Gedanken hat man natürlich. Es wäre wunderschön, dort noch mal Gold zu holen - meine dritte Goldmedaille bei Olympia. Das hat, glaube ich, außer Katja Seizinger keine deutsche Skirennfahrerin geschafft. Wenn sich dieser Traum erfüllen würde, wäre das wohl auch der richtige Zeitpunkt, um aufzuhören.