Für NFL-Superstar Tom Brady fiel die Rückkehr in seine alte sportliche Heimat emotional aus. Nach dem Abpfiff ging er lächelnd durch den Regen und warf Kusshände Richtung Fans. Sogar sein langjähriger Coach Bill Belichick lief auf das Spielfeld des Gillette Stadiums und umarmte den erfolgreichsten Football-Profi der Geschichte, allerdings nur so lange wie nötig und mit dem üblichen grimmigen Blick. Brady durfte sich mit seinem neuem NFL-Team, den Tampa Bay Buccaneers, über einen 19:17-Sieg bei seiner alten Liebe New England Patriots und sogar noch einen weiteren Rekord freuen.
"Ich werde nicht weinen. Das habe ich alles schon hinter mir", sagte Brady im TV-Interview bei NBC nach der Partie – emotional war die Rückkehr am Sonntagabend (Ortszeit) aber allemal. Seine Eltern und seine Frau saßen in einer Loge des Stadions, in dem er 20 Jahre lang seine Heimspiele ausgetragen hatte und von den Fans für sechs Super-Bowl-Siege mit den Patriots gefeiert worden war. Beim Warmmachen begrüßten sie ihn mit Applaus. "Das war cool. Das war 20 Jahre lang mein Zuhause, meine Kinder sind hier geboren", sagte Brady.
Patriots scheitern durch Pfostenschuss
Als das Spiel aber lief, war die alte Zuneigung vergessen und Brady wurde bei jeder Aktion ausgebuht und ausgepfiffen – wie das im Football bei Ballbesitz der gegnerischen Mannschaft eben so läuft. Weil 55 Sekunden vor dem Ende ein Field-Goal-Versuch der Patriots aus 56 Yards Entfernung an den Pfosten ging, war das 19:17 der Buccaneers besiegelt. Und die Gratulationen konnten beginnen.
Ein Touchdown-Pass gelang dem 44 Jahre alten Ausnahmespieler gegen sein ehemaliges Team um den Stuttgarter Jakob Johnson nicht. Allerdings ist Brady nun der Quarterback mit den meisten Pass-Yards (80.560) in der Geschichte der National Football League. Schon in der ersten Halbzeit überholte er Drew Brees, der in seiner Karriere 80.358 Yards geschafft hatte. "Nichts in diesem Sport kann erreicht werden ohne tolle Mitspieler und Trainer", sagte Brady. Ob er in seiner Karriere noch mal gegen die Patriots spielen wird, ist offen, wegen der Spielplan-Arithmetik in der NFL allerdings nicht sehr wahrscheinlich.
Tom Bradys Nachfolger scheint bereits gefunden
Der 23 Jahre junge Patriots-Quarterback Mac Jones hatte zuvor mit seiner Leistung beeindruckt und zwei Touchdown-Pässe erzielt. Womöglich haben die Patriots in dem NFL-Neuling nun nach einem Übergangsjahr mit Cam Newton als Spielmacher den ersehnten langfristigen Nachfolger Bradys gefunden. Die Fußstapfen sind riesig. "Er hat mir einfach gesagt, ich soll den Kopf oben halten und weiterarbeiten", berichtete Jones von der kurzen Begegnung der beiden nach der Partie.
Für Bradys Kumpel Rob Gronkowski, der mit den Patriots drei Super Bowls gewonnen hatte und nun ebenfalls für die Buccaneers spielt, fiel die Rückkehr an die alte Wirkungsstätte dagegen aus. Er war wegen gebrochener Rippen gar nicht erst mitgereist, auch die Lunge ist wohl betroffen. Wie lange er ausfällt war unklar.

Sehen Sie im Video: Beim Besuch des Superbowl-Champions Tampa Bay Buccaneers hatte NFL-Quarterback Tom Brady einige Sprüche auf Lager, über die der frühere US-Präsident Donald Trump wohl kaum lachen könnte.