Ab August beginnen die meisten Ausbildungen in Deutschland. Für viele junge Menschen bedeutet dies, dass sie zum ersten Mal ein Einkommen haben werden. Auch wenn Ausbildungsvergütungen bekanntlich etwas schmal ausfallen, gibt es fünf Branchen in denen ein Azubi mehr als 1000 Euro im Monat verdienen kann. Dazu gehören der Öffentliche Dienst im Bund und in den Gemeinden, das Versicherungs- und das Bankgewerbe, die Metall- und Elektroindustrie sowie die chemische Industrie, wie eine am Montag veröffentlichte Auswertung des WSI-Tarifarchivs der Hans-Böckler-Stiftung zeigt. Die vereinbarten Ausbildungsvergütungen weisen jedoch häufig Unterschiede je nach Branche und Region auf: von 325 Euro im Monat für Friseurlehrlinge in Thüringen bis zu 1580 Euro im westdeutschen Bauhauptgewerbe im vierten Lehrjahr.
325 Euro für einen Friseur in der Ausbildung
Das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der Stiftung wertete die Ausbildungsvergütungen in 20 Tarifbranchen aus. Nur in vier Branchen bekommen die Lehrlinge im ersten Jahr noch unter 700 Euro: in der Landwirtschaft, im Bäckerhandwerk, in der Floristik und im Friseurhandwerk. Blumenläden in Ostdeutschland zahlen Azubis im ersten Jahr demnach 435 Euro im Monat, Friseure in Thüringen sogar nur 325 Euro. Sie liegen damit deutlich unter der gesetzlichen Mindestausbildungsvergütung von 515 Euro im Monat, die seit dem 1. Januar gilt. Die Tarifvertragsparteien können diese Grenze unterschreiten.

In der Praxis lägen die Ausbildungsvergütungen jedoch "in den allermeisten Fällen deutlich oberhalb des Azubi-Mindestlohns", wie das WSI hervorhob. Das Tarifvertragssystem bei der Festlegung der Ausbildungsvergütungen funktioniere in großen Teilen der Wirtschaft "recht gut", erklärte der Leiter des Tarifarchivs, Thorsten Schulten. Die Mindestausbildungsvergütung sei vor allem dort nötig, wo keine Tarifverträge existieren.
Schulten forderte die Unternehmen in den traditionellen Niedriglohnbranchen auf zu überlegen, "wie sie die Arbeit aufwerten können, um auch zukünftig noch genügend Auszubildende zu gewinnen". Die Corona-Krise dürfe dabei nicht als Ausrede verwendet werden, um notwendige Anpassungen weiter hinauszuschieben.