Ein VW-Sprecher sagte der "Financial Times Deutschland" (FTD), dass beim Management Einsparungen von mindestens 30 Prozent angestrebt würden, ebenso viel wie bei den tariflich Beschäftigten. Betroffen seien der Vorstand sowie die 2.700 Führungskräfte der Marke Volkswagen, so der Sprecher. Der Autokonzern hat den Bericht am Mittwochmorgen allerdings zurückgewiesen. "Es geht nicht um individuelle Gehaltskürzungen, sondern um die generelle Senkung der Personalkosten um 30 Prozent bis 2011", sagte ein Sprecher.
Die gewinnabhängige Vergütung der VW-Manager war laut "FTD" wegen des Ertragseinbruches bereits 2003 um rund 30 Prozent gesunken. Einem Zeitungsbericht zufolge wird der Konzern sein Ergebnisziel auch in diesem Jahr verfehlen.
Längere Arbeitszeiten, weniger Lohn
Der Personalvorstand des Konzerns, Peter-Hartz, hatte kürzlich angekündigt, dass die Personalkosten bei den tariflich Beschäftigten in Deutschland bis 2011 um 30 Prozent gesenkt werden sollen, um die Arbeitsplätze im Inland zu sichern. VW-Personalchef Josef-Fidelis Senn sagte dem Berliner "Tagesspiegel", dass dies mittels längerer Arbeitszeiten, weniger Lohn und mehr leistungsabhängiger Bezahlung erreicht werden solle. Dann wären die Standortvorteile des Auslands übertroffen. Noch lägen die Arbeitskosten bei VW deutlich über denen der deutschen Wettbewerber, betonte Senn.
Dem Bericht zufolge will VW zudem die Ausbildungsvergütung um 20 Prozent kürzen und die Übernahmeverpflichtung nach der Ausbildung abschaffen. Dafür soll die Zahl der Lehrlinge um ein Fünftel erhöht werden. Die Verhandlungen über den VW-Haustarifvertrag beginnen im September. Der Autokonzern beschäftigt in Deutschland rund 176.000 Menschen.
VW senkt Gewinnziel
Diese Nachrichten bekommen kurz vor Bekanntgabe der Halbjahreszahlen besonderes Gewicht: Europas größter Automobilhersteller rechnet für 2004 nur noch mit einem operativen Ergebnis vor Sondereinflüssen von 1,5 bis 2 Milliarden Euro, berichtet die "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" ohne Quellenangabe. Ursprünglich wollte Volkswagen das Vorjahresergebnis von 2,5 Milliarden Euro übertreffen. Die revidierte Prognose soll am Freitag im Halbjahresbericht veröffentlicht werden. Ein VW-Sprecher wollte den Zeitungsbericht nicht kommentieren.
Als Konsequenz aus der abermals verschlechterten Ertragslage habe der Vorstand die Pläne für den Bau des "C1" vorerst auf Eis gelegt, schreibt das Blatt. Mit dem Modell, das 2007 in Serie gehen sollte, wollte VW die Lücke zwischen Passat und Phaeton schließen.
Keine Drohkulisse
Trotz der Gewinnrevision werde VW am Freitag wohl keine Verschärfung des eingeleiteten Restrukturierungskurses ankündigen, berichtet die Zeitung weiter. Die jetzige Zurückhaltung hänge womöglich damit zusammen, dass man vor den im September startenden Tarifverhandlungen keine Drohkulisse errichten wolle. Das Sparprogramm sieht den Abbau von weltweit 5.000 Arbeitsplätzen sowie zusätzliche Einsparungen von zwei Milliarden Euro binnen zwei Jahren vor. Insgesamt sollen die Kosten bis Ende 2005 somit um vier Milliarden Euro sinken. Aus Unternehmenskreisen war indes bereits verlautet, VW habe sich neben dem Sparprogramm "ForMotion" weitere Einsparziele gesetzt.
Im ersten Quartal hatte Volkswagen nur dank seiner Finanzsparte einen Verlust vermeiden können. Sowohl das Vorsteuerergebnis als auch der Reingewinn waren um fast 90 Prozent eingebrochen. Von Reuters befragte Analysten rechnen im ersten Halbjahr mit einem Einbruch des Vorsteuerergebnis auf 372 Millionen Euro nach rund einer Milliarde Euro ein Jahr zuvor. Beim operativen Ergebnis gehen sie von 821 Millionen Euro nach 1,22 Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum aus. Für das zweite Quartal prognostizieren die Experten eine Halbierung des Ergebnis vor Steuern auf 330 Millionen Euro.