Bayreuther Festspiele Sonderkonjunktur für die Wirtschaft

Mit Beginn der Richard-Wagner-Festspiele in Bayreuth ereilt die oberfränkische Stadt alljährlich der Ausnahmezustand. Daran wollen alle mitschneiden - mit Festspielhauswein, Wagner-Pralinen oder Parsifal-Sekt.

Bei den Bayreuther Festspielen tummeln sich vom 25. Juli an Wagner-Freunde, Journalisten und Touristen aus aller Welt in Bayreuth, um dem berühmten Komponisten und seinen Werken wenigstens für fünf Wochen näher zu kommen. Den zusätzlichen Umsatz, der auf diese Weise generiert wird, schätzte die Kongress- und Tourismuszentrale vor einigen Jahren auf etwa 28 Millionen Euro.

Hotels meist komplett ausgebucht

Trotz des gestiegenen Angebots ist in der Innenstadt von Bayreuth während der Festival-Zeit kaum ein freies Bett zu finden. "Die Hotels sind in der Regel sehr gut belegt", berichtet Frank Nicklas von der Kongress- und Tourismuszentrale der Stadt Bayreuth. Bis zu einem Viertel der mehr als 300.000 Übernachtungen werden in den Sommermonaten Juli und August gezählt. Doch nicht nur die Hoteliers und die Gastronomie profitieren von den Festspielen: Auch Buchhändler gehören zu den Nutznießern der Wagner-Begeisterung.

So wird im Schaufenster der Markgrafen-Buchhandlung in der Fußgängerzone eine "Parsifal"-DVD mit Placido Domingo ebenso angeboten wie CDs mit den Wagner-Werken "Die Walküre" oder "Die Götterdämmerung". Und erstmals wird in diesem Jahr mit dem Film "Freakstars 3000" auf Video auch ein Opus des Theater-Provokateurs Christoph Schlingensief angeboten.

Gleichbleibendes Interesse an Wagner-Artikeln

"Wagner ist nicht unser Hauptgeschäft, aber während der Festspielzeit führen wir ein gutes Wagnersortiment", erzählt die Mitinhaberin der Markgrafen-Buchhandlung, Christa Russ-Geilenkirchen. Während des restlichen Jahres konzentriere sich das Geschäft eher auf wissenschaftliche Bücher. Zur Festspielzeit allerdings verkauften sich Tonträger und DVDs sehr gut, erklärt sie und fügt zugleich hinzu, dass sie trotz der schwachen Konjunktur in den vergangenen Jahren kein nachlassendes Interesse an Wagner-Artikeln bemerkt habe.

Gegenüber der Markgrafen-Buchhandlung kommen die Feinschmecker in der Wagner-Stadt auf ihre Kosten: Der Lebensmittelladen "Süße Quelle" lockt mit allerlei Gaumenfreuden, deren Verpackung gerade zur Festspielzeit ein Konterfei des großen Künstlers ziert. So geht der trockene Riesling für knapp fünf Euro über den Ladentisch, wer es prickelender liebt, kann sich am "Parsifal"-Sekt erfreuen.

"Kleine Sonderkunjunktur"

Reinhard Weniger, Geschäftsführer des Landesverbandes des bayerischen Einzelhandels für Oberfranken, spricht "von einer kleinen Sonderkonjunktur", die Bayreuth während der Festspiele erlebt. Nicht nur die zahlreichen Besucher aus aller Welt sorgen in den fünf Sommerwochen für einen kleinen Geschäftsboom. Auch die rund 800 Mitarbeiter der Festspiele tragen ihren Teil durch Einkäufe und Mieten dazu bei.

Ein bisschen günstiger als Wein oder Sekt sind beispielsweise die in Goldfolie verpackten Schokoladen-Wagner-Taler, die ebenfalls in der "Süßen Quelle" ergattert werden können. Und wem die Wagner-Opern zu schwer im Magen liegen, der kann im Anschluss einen Wagner-Kräuterlikör genießen. "Während der Festspiele verkauft sich eigentlich alles, was mit Wagner zu tun hat, sehr gut", wissen die Verkäuferinnen aus ihrer langjährigen Erfahrung.

Sogar das: Bayreuther Adventskalender

Und damit Wagnerianer auch nach der Festspielzeit nicht auf ihr geliebtes Bayreuth verzichten müssen, gibt es sogar einen Adventskalender "Festspielhaus Bayreuth". Er wurde vom Bayreuther Zeichner Matthias Ose gestaltet. "Wagners Welt umfasst hier den harten Kern der Familie sowie zahlreiche Figuren, Figurengruppen und Tiere aus Wagners wichtigsten Werken", teilt der Buchverlag Fränkischer Tag (Bamberg) mit, der den Kalender (Preis: 5 Euro) herausgebracht hat.

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Christoph Gahlau, dpa

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