Nach monatelangem Ringen über den Kurs hat sich die Deutsche Bank eine harte Schrumpfkur verordnet. Größter Brocken: Die Mehrheit an der Postbank soll aufgegeben werden. Der Aufsichtsrat des Dax-Konzerns stellte sich am Freitagabend nach einer mehrstündigen Sitzung einstimmig hinter einen entsprechenden Vorschlag des Vorstands. Möglich ist nach Angaben eines Bank-Sprechers ein Komplettverkauf oder die Platzierung von Postbank-Aktien an der Börse. Ihren Anteil an der Postbank von zuletzt 94,1 Prozent will die Deutsche Bank mindestens unter 50 Prozent senken.
Einschnitte soll es auch im Investmentbanking geben, auch seine Auslandsaktivitäten will der Konzern in Zukunft stärker konzentrieren. Details dazu will die Deutsche Bank aber erst am Montag bekanntgeben.
Verdi sieht Postbank-Verkauf als Chance
Vor einem zwischenzeitlich diskutierten kompletten Verkauf des Privatkundengeschäfts schreckte Deutschlands größtes Geldhaus jedoch zurück. Stattdessen kündigte das Institut nun an, in das Privatkundengeschäft unter der Marke Deutsche Bank zu investieren.
Die Gewerkschaft Verdi sieht den Verkauf der Postbank-Mehrheit durch die Deutsche Bank als Chance für die Bonner Tochter und deren Beschäftigte: "Der Postbank wird mit dem Börsengang zugleich eine neue Wachstumsperspektive erschlossen."
Die Deutsche Bank reagiert mit ihrer neuen Strategie auf die immer strengeren Anforderungen der Aufseher zum Beispiel in Sachen Kapitalausstattung und den Druck der niedrigen Zinsen auf die Erträge. Zudem hofft das Management, das eine geschrumpfte Universalbank wieder dauerhaft profitabler sein kann.
Bei der Postbank war die Deutsche Bank mitten in der Finanzkrise im September 2008 mit knapp 30 Prozent als größter Einzelaktionär eingestiegen. Gut zwei Jahre später sicherte sich Deutschlands größtes Geldhaus die Mehrheit an dem Bonner Institut. Gut sechs Milliarden Euro kostete der Deal, die hohen Erwartungen erfüllten sich jedoch nie. Angestrebt war, den Vorsteuergewinn der um 14 Millionen Kunden erweiterten Privatkundensparte mittelfristig auf drei Milliarden Euro zu steigern. Im vergangenen Jahr waren es gerade einmal 1,3 Milliarden.