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"Die Boss" Jutta Allmendinger über die Zukunft der USA: "Das Land verfällt"

Jutta Allmendinger, Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung
Jutta Allmendinger, Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung
© WZB/David Ausserhofer
Die Soziologin warnt im stern-Podcast "Die Boss": Die sozialen Probleme des Landes werden sich selbst unter einem Präsidenten wie Joe Biden weiter verschärfen.

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Die US-Amerikaner haben zwar Donald Trump abgewählt – aber große Erleichterung sei nicht angebracht, warnt die Soziologin und Amerika-Kennerin Jutta Allmendinger. "Man kann heute gar nicht mehr über 'Das Amerika' sprechen," sagt Allmendinger in der aktuellen Folge des stern-Podcasts "Die Boss". "Es gibt nicht mehr dieses eine Land." Die Polarisierung habe schon vor Trump begonnen und werde nicht mit ihm enden. Allmendinger hat über mehrere Jahre ihrer Karriere in den USA gelebt und geforscht, unter anderem an der Harvard University, an der sie promovierte. 

Allmendingers Prognose fällt düster aus. Der Höhepunkt der Polarisierung werde erst noch kommen. "Das Land verfällt. Weil was ein Land braucht, ist ein gesellschaftliches Schmiermittel. Das kommt über Vertrauen, Respekt, zumindest Zuhören-können." Genau dieses Schmiermittel fehle. Es gebe viele Trennlinien: zwischen Hautfarben, sozialen Schichten, Stadt und Land, Küstenregionen und dem Landesinneren. Ähnlich analysiert in der aktuellen Ausgabe des stern der ehemalige US-Präsident Barack Obama die Lage seines Landes. Er beurteilt es als besonders schädlich, dass jede Seite ihre eigenen Medien und eigenen Fakten habe. "Es ist sehr schwierig, Kompromisse zu erzielen, wenn man nicht von einer gemeinsamen Realität ausgeht", sagte Obama dem stern.

Bedeutet die Coronakrise einen Rückschritt für die Gleichberechtigung?

In der elften Folge von "Die Boss" ist mit Jutta Allmendinger die wahrscheinlich streitbarste deutsche Soziologin und Sozialpsychologin zu Gast. Seit 2007 leitet sie als Präsidentin das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung und berät in verschiedenen Kommissionen die Bundesregierung. Sie wurde schon häufig für politische Ämter gehandelt, zum Beispiel als Kandidatin für die Bundespräsidentenwahl. Zu Beginn der Corona-Pandemie sorgte sie für eine große Debatte, als sie sagte, die Krise bringe eine "entsetzliche Retraditionalisierung" mit sich und werfe "die Gleichberechtigung der Frau um 30 Jahre zurück". Im Podcast bekräftigt sie angesichts der anhaltenden Pandemie ihre Befürchtungen: "Es ist schon etwas im Gange, was ich als eine ,Verheimlichung' von Frauen bezeichnen würde."

In "Die Boss – Macht ist weiblich" sprechen Spitzenfrauen unter sich: Gastgeberin und Multi-Aufsichtsrätin Simone Menne (unter anderem BMW, Deutsche Post DHL, Henkel) trifft Chefinnen aus allen Gesellschaftsbereichen, um mit ihnen über ihr Leben und ihre Karriere zu reden. "Die Boss" erscheint vierzehntäglich immer mittwochs auf stern.de und dem Youtube-Kanal des stern sowie auf Audio Now und allen gängigen Podcast-Plattformen.     

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