Podcast ''Die Boss'' Sexismus im Deutschrap: Wie Szene-Kennerin Marina Buzunashvilli Vorwürfe abwehrt

  • von Verena Carl
Deutsch-Rapper wie Azad und Haftbefehl sind so erfolgreich wie umstritten. Und kaum jemand kennt sie besser als Marina Buzunashvilli - seit über 20 Jahren Top-Promoterin der Szene.
© Victoria Kämpfe

Eine Karriere wie aus dem Märchenbuch: Mädchen aus jüdisch-migrantischer Familie wächst unter härtesten Umständen in Berlin-Kreuzberg auf, mit einer psychisch schwer angeschlagenen Mutter und einer drogenkranken Schwester, entdeckt die Liebe zur Musik als Zuflucht, baut darauf ein neues Leben auf. ''Ich hatte kein Abi, kein Studium, aber ich war selbst ein Riesenfan und wusste, wie Fans ticken. Das war meine Superpower für den Jobeinstieg.''

Durch Ehrgeiz und glückliche Zufälle landete sie schon Ende der Neunziger als PR-Frau in der Rapszene, gründete bald darauf eine eigene Firma, ging später zu einem Musikkonzern. 

Man hat Geld mit uns verdient, aber uns nicht ernst genommen.''

Doch schon früh hatte sie den Eindruck, dass die Stars, mit denen sie hauptsächlich arbeitete, von Medien und Gesellschaft anders beurteilt wurden: ''Das waren junge Menschen aus armen Verhältnissen wie ich, die endlich wahrgenommen wurden, mit authentischen Texten, authentischen Gefühlen. Aber sie galten als Schmuddelkinder. Man hat Geld mit uns verdient, aber uns nicht ernst genommen'', sagt sie im Gespräch mit Simone Menne, Gastgeberin im stern-Podcast ''Die Boss – Macht ist weiblich''.

Deutschrap-Szene: Keine skandalfreie Zone

Zur Wahrheit gehört aber auch: Immer wieder werden Stars der Deutschrap-Szene für Homophobie, Antisemitismus und Sexismus kritisiert. Wie steht Marina Buzunahsvilli dazu – und was hat sie hautnah miterlebt? 

''Wir waren alle ein bisschen Opfer unserer Zeit. Früher dachte ich: Klar, Rapper haben Sex mit Groupies und schreiben Texte über Frauen, die sich ihnen an den Hals werfen, das ist ja real. Und mich meinen sie nicht mit ihren Texten, ich bin ja keine Bitch.''  Aber das habe sich stark geändert: ''Ich sehe heute viel mehr das Machtgefälle zwischen Fans und Künstlern, und ich würde für kein Geld der Welt mit jemandem arbeiten, der sich daneben benimmt. Es gibt aber auch ein viel stärkeres Bewusstsein für Sexismus im Deutschrap von den Künstlern selbst.'' 

Buzunashvilli: Rapper werden stärker unter die Lupe genommen 

Sie glaubt aber auch, dass Rapper nach besonders harten Maßstäben beurteilt werden: ''Dass hier so genau hingeschaut wird – liegt das nicht auch daran, dass es oft Künstler mit Migrationshintergrund sind, Muslime?” In anderen Genre gebe es deutlich weniger Aufarbeitung. ''Dabei war der größte Skandal der letzten Jahre in der Rockmusik, bei Rammstein.''

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Ob es im Deutschrap auch eine Row Zero gab (oder gibt), weshalb gerade migrantische Menschen neue Role Models jenseits klassischer Karrieren brauchen, und mit welcher Haltung sie als Jüdin in ihrer eigenen Community immer wieder aneckt, darüber spricht Marina Buzunashvilli im stern-Podcast "Die Boss – Macht ist weiblich".

Bei "Die Boss – Macht ist weiblich" sprechen Spitzenfrauen unter sich: Gastgeberin und Multi-Aufsichtsrätin Simone Menne (unter anderem BMW, Deutsche Post DHL, Henkel) trifft  Chefinnen aus allen Gesellschaftsbereichen, um mit ihnen über ihr Leben und ihre Karriere zu reden. "Die Boss" erscheint vierzehntäglich immer mittwochs auf stern.de  sowie auf RTL+ und allen gängigen Podcast-Plattformen. 

Hinweis der Redaktion: Der stern gehört zu RTL Deutschland.

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