Elektroautos Handelszölle für China: Segen oder Schrecken?

Geparkte Autos
Ware für den Weltmarkt: der Autoterminal Bremerhaven
© Robin Hinsch/Capital
Brüssel will die europäische Industrie mit Handelsschranken vor E-Autos aus China schützen. Die deutschen Konzerne und die Bundesregierung sind entsetzt.

Einige hofften, dass die frohe Botschaft Ursula von der Leyens vom Schutz für Europas Autobauer noch vor der Wahl kommt: Schutzzölle gegen Chinas Autoindustrie, die uns, nach ihren Worten, "mit billigeren chinesischen Elektroautos überschwemmt". Der CSU-Europaabgeordnete Markus Ferber, Sprecher für Wirtschaft der Konservativen im Parlament, etwa sagte: "Es wäre eine klare Botschaft an Industriearbeiter und Mittelständler im Zulieferbereich: Wir wehren uns!" Joe Biden in den USA hat zuletzt Zölle verhängt, unter anderem 100 Prozent auf E-Autos. In Europa ginge es wohl eher um 25 als um 100 Prozent. 

Doch die Zölle werden wohl nicht so früh kommen, wie sich das Abgeordnete wie Ferber wünschen. Der Spiegel meldet in Berufung auf Kommissionskreise, dass die Entscheidung auf den 10. Juli verschoben wurde, nach die Europawahl also. Es gilt als ziemlich sicher, dass die Zölle dann beschlossen werden. Dabei gibt es große Bedenken – vor allem in Deutschland.

Nicht nur E-Autos drängen nach Europa, sondern auch Stahl, Batterien, Elektronikteile, Medizinprodukte. In China sind mit staatlicher Unterstützung Massenfabriken aufgebaut worden. Nun ist der Markt dort zunehmend gesättigt. Der Ausstoß drängt in die Weltmärkte. Da werde er heimische Industrien zerstören, warnen Zollbefürworter wie Biden. Und wenn die USA ihre Grenzen dichtmachen, gehe die Ware umso mehr nach Europa, fürchten hiesige Anhänger der Abschottung. Doch Zölle könnten in Gang setzen, worüber in der Weltwirtschaft schon länger geredet wird: einen globalen Handelskrieg mit China.

Erschienen in stern 22/2024

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