"Das ist Chinesisch für den Normalverbraucher", urteilt der Bonner Wirtschaftrechtler Professor Marcus Lutter. Derartige Prospekte richteten sich nur noch an einen kleinen Kreis von Fachleuten. "Je höher die Risiken, umso dicker der Prospekt. Das hat sicherlich für viele Aktionäre eine eher abschreckende Wirkung", sagt die Sprecherin der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Jella Benner-Heinacher.
Formulierung soll vor Klagen schützen
Ziel sei schon lange nicht mehr, den Verkauf der neuen Aktien aus einer Kapitalerhöhung oder aus einem Börsengang zu fördern, meinte Lutter. Es gehe nur noch darum, Aktionärsklagen vorzubeugen. Mögliche Fehler im Prospekt sind derzeit auch der Hintergrund von Aktionärsklagen gegen die Telekom, die teuer werden und vor allem am Ruf des Unternehmens kratzen könnten.
"Börsenprospekte sind wie Beipackzettel. Sie listen alle nur denkbaren Risiken und Nebenwirkungen auf", stellte KarstadtQuelle-Sprecher Jörg Howe fest. In dem Börsenprospekt weist der Essener Handelsriese daher neben aktuellen Risiken auch auf allerlei Selbstverständlichkeiten hin. Der Leser erfährt unter anderem, dass der KarstadtQuelle-Konzern "wesentlich von der Entwicklung der deutschen Konjunktur und des Verbraucherverhaltens" sowie von "Markt- und Modetrends" abhängig ist.
Überraschende Banalitäten
Auch die Unwägbarkeiten des Wetters in den hiesigen Breiten werden enthüllt: Zu warmes Wetter führe zu einer verminderten Nachfrage nach Winterbekleidung, bei zu kaltem oder schlechtem Wetter sinke die Bereitschaft des Kunden für einen Kaufhausbesuch. Auch heiße Sommer wie 2003 wirkten sich ebenfalls negativ auf das Kaufverhalten aus, heißt es in der langen Liste der Warnungen.
"Klagen sind ein solcher Schreck für Unternehmen, dass sie mit allen Mitteln versuchen, das zu vermeiden", sagte Lutter. Sollte die Sanierung des Handelriesen scheitern, sei der Prospekt später die Basis für mögliche Klagen. "Wenn dann ein Fehler im Prospekt nachgewiesen wird, ist KarstadtQuelle vollends kaputt", meinte Lutter.