Geld anlegen in der Krise Diese Aktien sind sicher

  • von Peter Neitzsch
Wer richtig investiert, kann auch in der Krise an der Börse Geld verdienen - ohne zu zocken. Welche Aktien jetzt noch sicher sind und welche Sie besser meiden sollten.

Die Börse ist etwas für Zocker, der normale Bürger sollte davon besser die Finger lassen. So oder so ähnlich denken viele, nicht erst seit dem großen Crash vor drei Jahren. Richtig daran ist: Was für Börsenjunkies der schnelle Kick ist, hohe Gewinne mit riskanten Papieren, beschert dem Kleinanleger nur unruhige Nächte und böse Überraschungen.

Doch richtig ist auch: Wer wohl überlegt an der Börse investiert, für den können Aktien ein sinnvoller Baustein beim Vermögensaufbau sein. Denn konservative Aktien mit geringem Risiko entwickeln sich langfristig besser und werfen mehr Rendite ab als der Marktdurchschnitt. Das ist das Ergebnis einer Studie der Analysefirma "The Screener Investor Services" in der Zeitschrift "Börse Online".

"Wir raten den Kunden, ihre Geldanlage in die eigenen Hände zu nehmen", sagt Erk Schaarschmidt von der Verbraucherzentrale Brandenburg. Das würde sich häufig auch dann lohnen, wenn die Rendite niedriger ist als bei professionell gemanagten Geldanlagen. Denn: "Der Einzelne kann zu geringeren Kosten arbeiten." Und der Einstieg lohnt sich selbst in der Krise: Gerade wer langfristig investieren möchte, kann sich jetzt günstig mit Aktien eindecken.

Geringes Risiko zahlt sich aus

Wichtig für Privatanleger sind vor allem die richtige Auswahl an Wertpapieren und ein langer Atem: "Low-Risk-Titel entwickeln sich nicht nur stabiler, sie schneiden auf lange Frist auch wesentlich besser ab", sagt Andreas Lusser, Geschäftsführer von "The Screener". Das Unternehmen hat über 5000 Aktien weltweit untersucht. Das Ergebnis für Deutschland: Die 15 Dax-Aktien mit dem geringsten Risiko entwickelten sich in den vergangenen zehn Jahren überdurchschnittlich gut.

Im Vergleich zum Standardwerte-Index, der alle 30 Dax-Unternehmen umfasst, liegt die risikoarme Auswahl heute 44 Prozent im Plus. Noch krasser fällt der Unterschied im Vergleich zu riskanten Aktientiteln aus: "Wer auf diese vermeintlichen Renditebringer gesetzt hätte, müsste eine herbe Enttäuschung hinnehmen", schreibt "Börse Online". "Er hätte von 2002 bis heute mehr als 60 Prozent seines Kapitals eingebüßt, auch wenn in einzelnen Jahren deutliche Zuwächse möglich waren."

Doch wie berechnet sich das Risiko einer Aktie? Die Screener-Analysten haben dafür zwei Kriterien:

1. Konjunkturbedingte Kursschwankungen:

Je stärker eine Aktie im Vergleich zum Gesamtmarkt schwankt, desto größer ist das Risiko. So muss ein Titel, der 50 Prozent seines Werts verliert, 100 Prozent zulegen, um auf das alte Niveau zu kommen. Bei einem Verlust von zehn Prozent genügt bereits ein Plus von elf Prozent, um den Rückschlag auszugleichen.

2. Anfälligkeit des Aktienkurses für schlechte Nachrichten:

Das ist beispielsweise dann der Fall, wenn der Kurs eines Unternehmens sehr sensibel auf Meldungen aus der Politik reagiert - wie der Kurs des Energiekonzerns RWE auf den Atomausstieg. Ein anderes Beispiel ist die VW-Aktie, die in der Vergangenheit aufgrund negativer Unternehmensnachrichten stark nachgegeben hat.

Welche Aktien sind mein Geld wert?

Aus diesen zwei Kenndaten berechnen die Experten die Risikoeinstufung der Dax-Konzerne. Als sehr anfällig für Kurseinbrüche und schlechte Nachrichten gelten demnach neben Volkswagen und RWE auch die Commerzbank, der Einzelhandelskonzern Metro und der Baustoffhersteller Heidelberger Cement (siehe Kasten).

Zu den stabilen Aktien im Dax gehören laut "The Screener" Wertpapiere von Konzernen, die breit aufgestellt und damit weniger anfällig für Branchenzyklen sind wie etwa Siemens. Aber auch die Kurse des Versicherungskonzerns Münchener Rück oder des Düngemittelherstellers "K + S" leiden nicht unter großen Schwankungen.

Riskante Dax-Aktien

•Commerzbank
•Volkswagen
•Heidelberg Cement
•RWE
•Metro
•Daimler
•BASF
•Adidas

Risikoarme Dax-Aktien


•Siemens
•K + S
•Münchener Rück
•Bayer
•Linde
•Merck
•BMW

Auch Verbraucherschützer Schaarschmidt rät zum "Erwerb von Substanzaktien" mit einem Geschäftsmodell, das keinen großen Schwankungen unterliegt. "Branchenaktien" kann der Finanzexperte Kleinanlegern hingegen nicht empfehlen - gerät eine Branche ins Trudeln, wie kürzlich die deutschen Hersteller von Solarmodulen, verlieren auch die entsprechenden Aktien drastisch an Wert. Außerdem sollte man darauf achten, "Dividendentitel" zu erwerben. Also Aktien, die bisher kontinuierlich eine Dividende ausgeschüttet haben.

Und: Wer in Aktien investieren möchte, sollte seine Investition auf mehrere Titel verteilen. "Niemals auf ein einzelnes Pferd setzen", warnt Schaarschmidt. Stattdessen sei es sinnvoll, ein Portfolio aus sieben bis acht Titeln aufzubauen. Ohnehin sollten Aktien immer nur ein Bestandteil des Anlagemix sein. "20 Prozent in Aktien bieten sich an."

Generell gilt: Geld an der Börse anlegen sollte nur, wer auch bereit ist, sich zu informieren. Schaarschmidt: "Wissen schützt vor Verlusten."

Von Peter Neitzsch

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