Handy Gebührenfalle auch für Daheim-Urlauber

Was viele Daheimgebliebene nicht wissen: In den grenznahen Tourismusregionen Deutschlands gehen ausländische Mobilnetze - oft unbemerkt - auf Kundenfang.

Mit dem Handy im Ausland telefonieren, kann richtig ins Geld gehen. Die Gebühren für Touristen sind weltweit ziemlich hoch. Doch auch auf die Millionen Daheimbleiber, die in diesem Jahr in grenznahen Tourismusregionen Deutschlands Urlaub machen wollen, wartet die Gebührenfalle. "Die feindliche Übernahme" durch das fremde Mobilfunknetz aus dem benachbarten Ausland passiert blitzartig und häufig unbemerkt, wie Peter Knaak, Telekommunikationsexperte von Stiftung Warentest in Berlin berichtet.

Telefonnetze kennen keine exakten Grenzen

Obwohl man meist noch 20, 15 oder zehn Kilometer vom Nachbarstaat entfernt ist, bucht sich das stärkste ausländische Telefonnetz gern schon ins deutsche Handy ein. Ist das Telefon auf automatische Netzwahl eingestellt, hängen Bundesbürger noch im eigenen Land rasch im fremden Netz. Wer nicht mitbekommt, dass er von einem anderen Telefonanbieter eingefangen wurde, der muss mit einer saftigen Telefonrechnung rechnen. Denn das vermeintliche Inlandsgespräch war tatsächlich ein Telefonat zu deutlich teureren Auslandsgebühren.

"Das kommt so überraschend, dass das kaum ein Handynutzer merkt", erzählt Knaak. Nur ortskundige Bundesbürger seien darauf gefasst, in der Nähe der polnischen Ostseeküste, im Grenzgebiet zu Tschechien, Frankreich oder den Niederlanden in ein Auslandsnetz zu geraten.

Unbemerktes Einbuchen

Das Einbuchen passiert oft lautlos. "Die fremden Netze stellen sich nicht jedes Mal mit Willkommensgruß und Piepsen vor", mahnt der Experte zur Vorsicht. Außerdem schaue längst nicht jeder vor dem Telefonieren aufs Display. "Und wer statt des üblichen Netzbetreiberlogos ohnehin bunte Bildchen und ähnliches geladen hat, kriegt das fremde Logo von France Telecom sowieso nicht zu sehen", erläutert Knaak.

Sein Rat: Das Handy auch bei Touren in grenznahe Regionen Deutschlands von Automatik auf manuelle Netzwahl einstellen. Diese Funktion ist in der Regel im Menü unter "Netzeinstellungen"oder "Netzliste"zu finden. Sonst reagiert das Handy in Grenzgebieten auf fremde Mobilfunknetze, die oft auch noch die teuersten sind.

Manuelle Netzwahl einrichten

Der Tipp der manuellen Netzwahl gilt grundsätzlich auch für Reisen ins Ausland, betont Knaak. Wer wissen will, über welche Anbieter es sich am billigsten in die Heimat telefoniert lässt, sollte sich bei seinem heimischen Netzbetreiber schon vor Reiseantritt aufklären lassen. Eine Preisübersicht aller Auslandsnetze ist im Internet unter anderem unter www.tariftip.de oder www.teltarif.de zu bekommen.

Recht kostspielig sind Telefonate von der Türkei nach Deutschland sowie von Spanien, Tschechien, Kroatien, Österreich, Ungarn oder Tunesien aus, wie Knaak berichtet.

Wer im Ausland angerufen wird, zahlt mit

Wichtig zu wissen ist zudem: Auch ankommende Gespräche kosten Geld. Wer im Urlaub von zu Hause angerufen wird, zahlt immer mit. Der Anrufer zahlt nur die Verbindung innerhalb Deutschlands. Die Weiterleitung ins Ausland geht auf Rechnung des Urlaubers. Selbst wenn der Anrufer gleich wieder auflegt, zählt der Minutentakt. Dieses Prinzip macht auch Gespräche im Fremdnetz grenznaher Regionen so teuer.

Ein "großer Kostenbringer"ist, die Mailbox auf Reisen angeschaltet zu lassen. Der Anruf läuft erst ins Ausland, wird zurückgeschickt, weil das Handy aus oder im Funkloch ist, und landet dann erst im Anrufbeantworter. Je nach Land kommen da schnell gut über vier Euro pro Minute zusammen, hat das Verbrauchermagazin "Guter Rat" berechnet. Für alle, die auf ihre Reisekasse achten müssen und sich keine finanziellen Ausreißer leisten dürfen, hat Knaak folgenden Tipp parat: In den Ferien ruhig einmal Urlaub vom Handy machen.

AP · DPA
Berrit Gräber/AP

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