Hohe Zinsen Trau, schau, wem

Viele Banken locken mit hohen Zinsen. Doch nicht überall ist das Geld auch sicher angelegt. Ab 20.000 Euro wird es kritisch.

Das Angebot klingt verlockend. 2,85 Prozent Zinsen bietet die Deniz Bank ab dem ersten Euro auf ihrem Tagesgeldkonto an. Damit hängt das österreichisch-türkische Finanzhaus seine Konkurrenz ab. Auch die niederländischen Institute Demir Halk Bank und Finansbank locken mit attraktiven Zinsen. Doch ist das Geld bei diesen Banken auch wirklich sicher?

Viele Sparer erfahren es spätestens, wenn der Ernstfall eintritt: Die Bank ist pleite, das Ersparte ist futsch. Keine Panikmache, werden jene sagen, die von der gesetzlichen Einlagensicherung wissen. Die Europäische Union bestimmt, dass Banken ihren Kunden 90 Prozent ihres Guthabens garantieren müssen. Was viele nicht wissen: Die Summe ist auf maximal 20.000 Euro pro Kopf beschränkt. Nur bei Pleiten privater Geldinstitute, die freiwillig in den Einlagensicherungsfonds des Bundesverbandes deutscher Banken einzahlen, bekommt man mehr zurück - bis zu 1,5 Millionen Euro. Es ist ein De-luxe-Netz, das die deutschen Privatbanken 1976 zwei Jahre nach der spektakulären Pleite des Bankhauses Herstatt für die Anleger gespannt haben. Gesichert sind Girokonten, Tages- und Festgelder, Spareinlagen sowie Sparbriefe.

Aber manche Banken sparen an diesem teuren Schutz. Die Berliner Bank für kleinere und mittlere Unternehmen (BkmU) zahlte zwar hohe Zinsen, erwies sich aber als unsichere Bank. Sie ging 2002 in den Konkurs. Voriges Jahr machte die Dresdner BFI-Bank dicht. Pech für die Kunden: Beide Geldhäuser waren nicht Mitglied im Einlagensicherungsfonds des Bundesverbandes. Der Lockruf hoher Zinsen kam die Sparer beider Geldhäuser teuer zu stehen. Wer 100.000 Euro angelegt hatte, verlor auf einen Schlag 80.000.

Auch die häufig mit attraktiven Zinsen werbenden ausländischen Banken sichern die Einlagen nur bis maximal 20.000 Euro pro Kunde. Was darüber hinausgeht, kann höchstens im Insolvenzverfahren eingeklagt werden. Direktanlagebanken, die ihre Dienste via Internet auch aus Österreich oder Irland offerieren, bieten zwar Zinsen, die teilweise deutlich über dem in Deutschland üblichen Niveau liegen. Doch auch sie entschädigen im Insolvenzfall nur mit dem europaweiten Mindeststandard. Deshalb sollte man dort nie mehr als diese Summe anlegen. Die Obergrenze gilt auch dann, wenn der Sparer die Gelder auf verschiedene Konten beim selben Institut verteilt.

"Man sollte Banken strikt meiden, die nicht in den deutschen Einlagensicherungsfonds einzahlen", warnt Hartmut Strube von der Verbraucherzentrale NRW. "Wenn ein Institut das nicht kann, ist es zu schwach auf der Brust. Es ist unverständlich, warum das Bundesaufsichtsamt so etwas zulässt." Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) lässt die Kritik der Verbraucherschützer nicht gelten. "Das können wir gar nicht beeinflussen", sagt BaFin-Sprecherin Sabine Lautenschläger. "Der europäische Gesetzgeber hat die Freiheit des Kapitalverkehrs eingeführt. Bei der Aufsicht gilt das Heimatlandprinzip. Deutsche Filialen niederländischer Banken werden von der niederländischen Aufsicht kontrolliert. Und dort liegt die Sicherungsgrenze bei 20.000 Euro je Kunde."

Seriöse Privatbanken erwähnen in ihren Geschäftsbedingungen, bis zu welcher Höhe die Kundengelder abgesichert sind. Fehlt der Hinweis, ist Vorsicht geboten. Der Anleger sollte nachfragen und sich die Garantie seines Geldes schriftlich bestätigen lassen. Etwas magerer verzinst, aber wenigstens sicher verwahrt, sind Spareinlagen generell bei Öffentlichen Banken (Postbank), bei Genossenschaftsbanken (Volks- und Raiffeisenbanken), bei Landesbanken und Sparkassen. Sie haben eigene Auffangnetze für den Fall eines Absturzes. Und wie sind Depots mit Aktien und Anleihen oder Investmentfonds geschützt? Sie sind praktisch überall sicher, denn Aktien oder Fondsanteile werden von der Bank nur verwahrt. Geht die Bank Pleite, kann es jedoch einige Monate dauern, bis das Depot auf ein anderes Geldhaus übertragen ist. Sinken zwischenzeitlich die Kurse, verliert der Anleger allerdings mit.

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von Udo Taubitz