Wer sein Geld anlegt, sollte nicht nur an richtigen Einstiegszeitpunkt, sondern auch an die Möglichkeiten für einen Ausstieg denken. »Das gilt insbesondere für Aktien und Investmentfonds, aber auch für andere Anlageprodukte: Mit der privaten Altersvorsorge soll möglichst früh begonnen werden, bei Steuersparmodellen bietet sich meist nur noch für kurze Zeit eine günstige Gelegenheit und selbst beim Bausparen soll man sich beeilen und bestimmte Termine nicht verpassen«, rät die Verbraucherzentrale Bremen.
Der richtige Ausstiegszeitpunkt
kann nach Angaben der Experten wichtig werden, weil finanzielle Engpässe Liquidität erfordern, Lebenspläne sich ändern, die Anlage nicht rentiert wie erwartet oder sich andere, attraktivere Gelegenheiten für ein Investment bieten.
Gerade bei langfristig
ausgerichteten Anlagen drohen dann oftmals herbe Verluste, weil die vorzeitige Vertragsbeendigung mit Kosten verbunden ist oder eine Anlage wegen des engen Marktes nur mit Abschlägen verkauft werden kann. Mitunter existiert überhaupt kein Markt und es ist nicht möglich, sich von der Anlage wieder zu trennen.
Hohe Ausstiegsrisiken
bergen vor allem Anlageformen, bei denen die Initiatoren mit der Aussicht auf Steuerersparnisse werben: »Stille Beteiligungen an Unternehmen werden weder zurückgenommen, noch findet sich ein Käufer, wenn 'Not am Mann' ist.« Bei 'blind gekauften' Mieteigentumswohnungen, die im Rahmen von Erwerbermodellen vertrieben wurden, können sich die Anleger oftmals nur weit unter dem Kaufpreis wieder von der Immobilie trennen.Obendrein werden die Risiken potenziert, wenn das Investment mit Krediten finanziert wurde.
Mit erheblichen Ausstiegsrisiken sind auch kapitalbildende Lebens- und Rentenversicherungen behaftet. Die langfristig abgeschlossenen Verträge können zwar kurzfristig gekündigt werden. »Wegen der hohen Abschlusskosten und des Kündigungsstornos erhalten die Versicherungsnehmer aber in den ersten Jahren häufig nicht einmal die eingezahlten Gelder zurück und auch bei späteren Kündigungen bleibt die Verzinsung mehr oder weniger deutlich hinter der Rendite sicherer festverzinslicher Geldanlagen zurück.«
Finanzielle Nachteile
drohten auch beim Ausstieg aus Sparverträgen. Beim Bausparen ist bei vorzeitiger Kündigung nicht nur die Abschlussgebühr verloren: »Wer die langwierigen Auszahlungsprozeduren nicht abwarten kann und sein Guthaben kurzfristig benötigt, muss obendrein meistens eine Vorfälligkeitsentschädigung zahlen.« Bei Bonussparverträgen wiederum verfällt oder reduziert sich der Bonus und die Verzinsung sinkt oftmals auf ein niedriges Grundniveau, wenn der Vertrag vor dem planmäßigen Ende gekündigt wird.
Als böse Fallen
können sich zudem lange Kündigungsfristen erweisen, meinen die Verbraucherschützer. Dies gilt gleichermaßen für Sparbriefe und Festgeldanlagen, bei denen die vorherige Verfügbarkeit ausgeschlossen ist. Tipp: Vor jeder längerfristigen Geldanlage sollten drei Fragen überlegt werden: »Wie sicher ist es, dass das Geld nicht früher als geplant benötigt wird? Welche Probleme und Nachteile drohen bei einem vorzeitigen Ausstieg? Macht es Sinn, diese Risiken in Kauf zu nehmen, oder gibt es nicht bessere Alternativen?«
Antje Schwarz