Mit Händen und Füßen wehren sich die deutschen Studenten gegen Studiengebühren. Als unsozial werden sie bezeichnet und ungerecht. Die Studenten von heute befürchten, dass die Universitäten in Zukunft von einer finanziellen Elite bevölkert werden - die viel besprochene "Unterschicht" und benachbarte Schichten könnten sich ein Studium bald nicht mehr leisten.
Investition in die persönliche Ausbildung
Eines scheinen die Hochschüler allerdings zu vergessen: Studiengebühren werden schließlich nicht aus Jux und Dollerei eingeführt, sie sollten finanzieren, was momentan Mangelware an Universitäten ist: PCs, Bibliothekspersonal, Tutoren. Die heutige Situation ist keineswegs wünschenswert - in überfüllten Vorlesungen und schlecht ausgestatteten Büchereien läuft man seinem pünktlichen Abschluss hinterher.
Zugegeben, die finanziellen Löcher an den Universitäten sind so groß, dass sie mit Studiengebühren allein nicht gestopft werden können. Und wenn man davon ausgeht, dass Studiengebühren nicht bei der Hochschule, sondern im Landeshaushalt landen, ist die strikte Weigerung, den Semesterbeitrag zu leisten, mehr als verständlich. Doch das ist ein Horrorszenario, das nicht zum Regelfall werden darf.
Geht man davon aus, dass die Euros, die jeder Student schon jetzt oder ab dem kommenden Semester aufbringen muss, direkt an die Uni gehen, dann gibt es keinen Grund sích zu beklagen. Schließlich kommt das Geld der eigenen Bildung zugute. Deshalb sind Semesterbeiträge, die die 200-Euro-Grenze überschreiten, angemessen. Der Student investiert schließlich in seine eigene Zukunft. Woher kommt überhaupt die Idee, dass eine fundierte, akademische Ausbildung gratis sein soll?
Studiengebühren erleichtern das Studentenleben
Beispiel Niederlande: Die Studiengebühren betragen etwa 1500 Euro pro Jahr und das merkt man den Universitäten an. Ausreichend PCs, Kurse für maximal 20 Studenten, persönliche Ansprechpartner, die sich auch nach Überweisung der Immatrikulationsgebühr an die Namen der Studenten erinnern. Hier ist man nicht nur eine Nummer, sondern eine Person.
Kaum einer der niederländischen Studenten schüttelt einfach so 1500 Euro aus dem Ärmel. Als Alternative zur Einmalzahlung kann man das Geld auch in Raten aufbringen. Absurderweise sind in Deutschland Raten fürs Studium unzulässig, obwohl jeder Hans und Franz sich bei Otto eine neue Waschmaschine auf Pump bestellen kann.
In den Niederlanden geht man bei der Finanzierung eines Studiums von einem Drei-Parteien-System aus: Student, Eltern, Staat. Es wird erwartet, dass Studenten sich einen Nebenjob beschaffen, der sich mit dem Studium vereinbaren lässt und zum monatlichen Einkommen beiträgt. Auch im verschulten und viel gefürchteten Bachelor-Master-System ist das möglich. Je nachdem, wie viel die Eltern verdienen, leisten auch sie ihren finanziellen Beitrag. Der Rest kommt vom Staat.
Staatliche Finanzierung erforderlich
Jeder niederländische Student, egal ob reich oder arm, hat vier Jahre lang Recht auf eine Grundförderung von 252 Euro pro Monat (Zahlen für das Studienjahr 2007/2008). Darüber hinaus kann er noch eine Art Stipendium beantragen, dessen Höhe (maximal 223 Euro) nicht von der Leistung, sondern vom Einkommen der Eltern abhängig ist. Um das Paket komplett zu machen, kann man noch maximal 276 Euro vom Staat leihen.
Das niederländische System hat sich bewährt, es ermöglicht jedem Jugendlichen eine akademische Ausbildung. Von finanzieller Elite kann hier keine Rede sein. Wenn man in Deutschland auf so eine Idee gekommen wäre, wäre das ganze Tohuwabohu um die Studiengebühren deutlich leiser ausgefallen. Und die Zeit, die für Demos drauf gegangen ist, hätte man ins Studium stecken können.