Die Einzelhandelskette Walmart will zukünftig die Studiengebühren an zehn Hochschulen für alle Mitarbeiter übernehmen. Das gab der größte private Arbeitgeber in den USA in einer Mitteilung am Dienstag bekannt. Damit reagiert der Konzern auf einen wachsenden Mangel an Arbeitnehmern.
Auch Kosten für Bücher sollen übernommen werden
Der Mitteilung zufolge soll das Bildungsprogramm "Live Better U" jedem der 1,5 Millionen US-Mitarbeiter offenstehen. Das Angebot gelte zunächst für zehn Universitäten, darunter die University of Arizona, die Southern New Hampshire University und das Penn Foster College. Unter der Voraussetzung, dass die Teilnehmer neben dem Studium weiterhin in Voll- oder Teilzeit für Walmart arbeiten, übernehme das Unternehmen sämtliche Gebühren und komme zudem für Bücherkosten auf.
Für einen Hochschulabschluss verschulden sich auch heute noch viele junge US-Bürger. Laut einer Statistik des "National Center for Education and Statistics" kostete ein Studium in den USA 2019 im Durchschnitt 24.623 Dollar.

Bisher hatte Walmart studierende Angestellte mit einem Dollar pro Tag bezuschusst. Eigenen Angaben zufolge nahmen bislang rund 52.000 Mitarbeiter an dem Programm teil, das 2018 startete.
Walmart verpflichte sich nun dazu, in den nächsten fünf Jahren fast eine Milliarde Dollar in Aus- oder Weiterbildungsmöglichkeiten zu investieren, heißt es in der Mitteilung weiter. "Wir schaffen für unsere Mitarbeiter die Möglichkeit, ihre Karriere bei Walmart voranzutreiben, damit sie sich und ihren Familien ein besseres Leben aufbauen können", sagte Lorraine Stomski, Senior Vice President of Learning and Leadership.
Außerdem werde der Konzern auch Hochschulabschlüsse und -zertifikate in den Bereichen Betriebswirtschaft, Logistik und Cybersicherheit anbieten.
974.000 Einzelhandelsstellen unbesetzt
"CNN" zufolge reagiere Walmart damit auf einen akuten Arbeitskräftemangel in den USA. Einzelhändler im ganzen Land täten sich schwer damit, Mitarbeiter zu finden. Einem Bericht von "USA Today" liege dies auch an der andauernden Corona-Pandemie: Viele Mitarbeiter seien unter anderem aus Angst vor dem Virus nicht an ihren Arbeitsplatz zurückgekehrt. Laut dem "Bureau of Labor Statistics" waren im Mai 974.000 Stellen im Einzelhandel unbesetzt.
Noch Anfang des Jahres habe Walmart den Lohn von 425.000 Angestellten angehoben – von elf auf 13 Dollar die Stunde. Der Walmart-Mindestlohn liege dennoch deutlich unter dem von Konkurrenten wie Amazon und Target, die 15 Dollar bezahlten.
Walmart beschäftigt Unternehmensangaben zufolge weltweit 2,2 Millionen Mitarbeiter – 1,5 Millionen davon allein in den USA. Mit einem Umsatz von 559 Milliarden US-Dollar belegte der Konzern laut US-Magazin "Fortune" auch 2021 den ersten Platz der umsatzstärksten Unternehmen der Welt.
Quellen: Mitteilung Walmart; "CNN"; "USA Today"