Colorado und Virginia Nicht-binäre Person und Supermarktmitarbeiter für Schüsse in LGBTQ-Nachtclub und Supermarkt verantwortlich

Vor dem Club Q in Colorado Springs sichern Ermittler Beweismittel. Hier wurden am Wochenende bei einem Angriff fünf Menschen getötet, 25 weitere verletzt.
Vor dem Club Q in Colorado Springs sichern Ermittler Beweismittel. Hier wurden am Wochenende bei einem Angriff fünf Menschen getötet, 25 weitere verletzt.
© Scott Olson / Getty Images / AFP
Nach den tödlichen Schüssen in einem LGBTQ-Nachtclub und einem Supermarkt in den USA ist mittlerweile mehr über die Täter bekannt.

Die Person, die in einem bei Schwulen, Lesben und der Trans-Gemeinschaft populären Nachtclub im US-Bundesstaat Colorado das Feuer eröffnet haben soll, ist erstmals per Videoschalte vor Gericht erschienen. Die Richterin ordnete bei dem Termin in Colorado Springs am Mittwoch an, dass A. ohne Kaution in Haft bleiben solle, wie US-Medien berichteten. Die nächste Anhörung ist für den 6. Dezember angesetzt. Es wird erwartet, dass dann auch die finalen Anklagepunkte bekannt werden.

Die Anwälte der Verteidigung erklärten, dass A. non-binär sei – sich also weder eindeutig männlich noch weiblich definiere. A. wolle mit "Mx. A." angesprochen werden, hieß es in einer Fußnote der Gerichtsunterlagen und bevorzuge die Pronomen "they/them". A. saß während der Anhörung zusammengesunken auf einem Stuhl, wie auf einem Video zu sehen war. Offen ist noch, ob sich A. auch wegen Hassverbrechen vor Gericht verantworten muss – bisher ist dies als vorläufiger Anklagepunkt gelistet.

Geschlechtsidentität ändert nichts an weiterem Verfahren

Nach Überzeugung der Polizei hatte A. (22) den Club mit einem Sturmgewehr und einer Handfeuerwaffe betreten und sofort das Feuer eröffnet. Zwei Anwesende im Club schritten der Polizei zufolge ein und stoppten A.. Offizielle Angaben für das Tat-Motiv gab es zunächst nicht. Der Generalstaatsanwalt des US-Bundesstaates Colorado, Phil Weiser, hatte allerdings gesagt, er halte ein anderes Motiv als Hass für schwer vorstellbar.

Staatsanwalt Michael Allen betonte, dass A.'s Geschlechtsidentität nichts ändere. "Es hat keinen Einfluss darauf, wie ich diesen Fall verfolge", zitierte der Sender CNN Allen. "Ich möchte, dass sie wissen, dass wir die Stimme der Opfer im Gerichtssaal sein werden und dass wir während des gesamten Prozesses an ihrer Seite kämpfen werden", sagte er demnach mit Blick auf die Angehörigen.

Walmart-Mitarbeiter im Nachtdienst erschießt sechs Menschen

Auch über den Täter aus der Stadt Chesapeake im Bundesstaat Virginia ist in inzwischen mehr bekannt. Bei dem Mann, der kurz vor dem Feiertag Thanksgiving in einem Walmart-Supermarkt sechs Menschen erschoss, handelt es sich um einen Mitarbeiter. Der mit einer Pistole bewaffnete Angreifer verletzte mindestens vier weitere Menschen, bevor er sich das Leben nahm, wie Polizeichef Mark Solesky am Mittwoch sagte. Der 31-Jährige starb demnach offenbar durch eine "selbst zugefügte Schussverletzung".

Das Motiv für die Bluttat von Dienstagabend war zunächst unklar. Der von den Behörden als Andre Bing identifizierte Angreifer hatte nach Angaben von Walmart seit 2010 für den Supermarktriesen gearbeitet. Der in Chesapeake südlich der Stadt Norfolk lebende 31-Jährige war demnach "Nachtteamleiter".

Die Walmart-Mitarbeiterin Briana Tyler sagte dem US-Fernsehsender ABC, der Schütze habe im Pausenraum des Supermarktes das Feuer eröffnet. "Ich habe viele Menschen gesehen, die auf den Boden gefallen sind, weil sie in Deckung gehen wollten oder getroffen wurden." Der Angreifer habe bei der Attacke "nicht ein Wort" gesagt. "Er hat nicht auf irgendjemanden bestimmten gezielt."

Joe Biden pocht weiter auf schärfere Waffengesetze

In den USA kommt es immer wieder zu Schusswaffenattacken mit vielen Toten. Anderthalb Wochen zuvor hatte ein Student an einer Universität im Bundesstaat Virginia drei Mitstudenten erschossen. In diesem Jahr ereigneten sich nach Angaben der Internetseite Gun Violence Archive bereits mehr als 600 Vorfälle, bei denen jeweils mindestens vier Menschen durch Schusswaffen verletzt oder getötet wurden. Immer wieder sind Supermärkte Ort der Attacke, so wie im vergangenen Mai, als ein 18-Jähriger bei einem rassistisch motivierten Angriff in Buffalo im Bundesstaat New York zehn Menschen erschoss.

Lockere Waffengesetze: In den USA dürfen Jugendliche kein Bier trinken, aber Waffen kaufen
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Das Waffenrecht gehört zu den strittigsten Themen in den USA. Die konservativen Republikaner haben in den vergangenen Jahrzehnten wiederholt deutliche Verschärfungen des Waffenrechts auf Bundesebene verhindert. Nach dem Blutbad an einer Grundschule in der texanischen Kleinstadt Uvalde im Mai, bei dem ein 18-Jähriger 19 Kinder und zwei Lehrerinnen erschossen hatte, konnte sich der Kongress nur auf eine leichte Gesetzesverschärfung einigen.

Präsident Biden erklärte am Mittwoch, diese Gesetzesverschärfung sei zwar "die bedeutendste Waffenrechtsreform in einer Generation" gewesen, dies sei "aber nicht annähernd genug". Es müsse mehr unternommen werden, erklärte Biden, ohne dies konkret auszuführen. Der Präsident fordert seit langer Zeit ein Verbot des Verkaufs halbautomatischer Gewehre – allerdings ohne Erfolg.

DPA · AFP
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