Konsumgüter Wella stellt sich der neuen Zukunft

Nach der anfänglichen Ablehnung der Übernahme durch den US-Konsumgüterkonzern Procter & Gamble (P&G) hat sich die Darmstädter Wella AG nun offenbar voll ihrem Schicksal unter der neuen Führung ergeben.

"Worauf es jetzt ankommt, ist, nach vorne zu blicken und etwas Gutes daraus zu machen", sagte Wella-Chef Heiner Gürtler am Dienstag auf der wahrscheinlich letzten Bilanzkonferenz des Haarpflegekonzerns als eigenständiges Unternehmen. Eine Stellungnahme zu dem insgesamt 6,5 Milliarden Euro schweren Kaufangebot von Procter & Gamble (P&G) wollte Gürtler indes noch nicht abgeben. Das Geschäftsjahr 2002 schloss Wella dank einiger Übernahmen sowie guter Geschäfte mit Friseurprodukten mit einem deutlichen Gewinnanstieg ab. Das operative Ergebnis (Ebit) nahm um 16,8 Prozent auf 320,6 Millionen Euro zu, der Überschuss kletterte um 15,7 Prozent auf 143 Millionen Euro.

Eigentlich eine gute Ergänzung

Wella äußerte sich im Grunde erstmals positiv zu seinem neuen Eigentümer. „Procter & Gamble hat die unternehmerische Kultur und die Stärke des Wella Geschäftsmodells erkannt, und wir sind deshalb zuversichtlich, dass es zusammen mit Procter gute Chancen gibt, alle unsere Geschäftsbereiche erfolgreich weiter zu entwickeln“, sagte Wella-Chef Gürtler. Mit P&G habe Wella in den drei wichtigen Sparten Friseurgeschäft, Düfte & Kosmetik sowie Konsumentenprodukte Wachstumsperspektiven und auch die Mitarbeiter erhielten "neue Chancen".

Wella wird Teil von P&G

Gürtler geht davon aus, dass die Übernahme seiner Firma so gut wie sicher ist: "Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Transaktion vollzogen wird und Wella irgendwann in diesem Jahr ein Teil von Procter wird." Er rechne mit dem offiziellen Angebot von P&G um Ostern und mit dem Ende der Offerte im Spätsommer oder Herbst. Zur Frage, ob einige Wella-Aktionäre ihre Papiere vielleicht nicht verkaufen könnten, wollte er sich ebenso wenig äußern wie zu der deutlich unterschiedlichen Höhe der Offerten für Vorzugs- und Stammaktien.

Wollten kleineren Partner

P&G hatte Mitte März von den Wella-Eigentümerfamilien rund 78 Prozent der stimmberechtigten Stammaktien für 92,25 Euro pro Papier erworben. Zugleich unterbreitete der US-Konzern den ausstehenden Aktionären ein Übernahmeangebot für ihre Anteile. Dabei sollen die Vorzugsaktionäre allerdings nur 61,50 Euro je Anteilsschein erhalten. Der Wella-Vorstand hatte den erwarteten - zu diesem Zeitpunkt aber doch plötzlichen Vorstoß von P&G - als nicht notwendig bezeichnet und die starke Abweichung zwischen Stamm- und Vorzugsaktien kritisiert.

Große Vertriebsstärke

Gürtler zeigte sich nun jedoch gegenüber den neuen Hausherren harmonischer: "Procter's große Vertriebsstärke und Marktpräsenz im Endverbrauchergeschäft werden neue Wachstums- und Ertragsmöglichkeiten auch für unser Consumergeschäft eröffnen können." Eigentlich habe Wella im Konsumentengeschäft ohnehin nach Kooperationen und Akquisitionen gesucht. "Ich hatte aber keinen so großen Partner wie Procter erwartet", sagte Gürtler scherzhaft. Im Duftbereich - also bei den Parfums und der Kosmetik - gehe man davon aus, dass P&G gemeinsam mit Wella zur Nummer Drei auf dem Weltmarkt aufsteigen werde und dem Friseurgeschäft werde der neue Eigentümer "unter Erhaltung der Kultur" zusätzliche Wachstumsmöglichkeiten geben.

Zweistellige Rendite angepeilt

Auch 2003 will Wella beim Gewinn deutlich zulegen. Nach 9,7 Prozent soll die Rendite des operativen Geschäfts (Ebit) auf über zehn Prozent steigen, sagte Gürtler. Eine Umsatzprognose wollte Gürtler auf Grund der unsicheren weltpolitischen Lage sowie der Übernahme durch P&G nicht abgeben. In den ersten drei Monaten 2003 seien die Konzernerlöse im Vergleich zum Vorjahreszeitraum wechselkursbereinigt um drei Prozent gestiegen, nominal allerdings um sechs Prozent gefallen, hieß es. Früheren Angaben zufolge erwartet Wella für dieses Jahr ein währungsbereinigtes Umsatzwachstum von zehn bis 13 Prozent sowie eine weitere Verbesserung des operativen Ergebnisses.