Nur Bares ist Wahres. Wo wird dieses Motto größer geschrieben als in Deutschland? Richtig, in Österreich. Vergangenes Jahr gab es dort ein Volksbegehren mit der Bitte, der Gesetzgeber möge Bargeldzahlungen in der Verfassung verankern. "Nur eine Verankerung des Bargeldes in der Bundesverfassung gewährt die Freiheit und die Verfügbarkeit privaten Vermögens und ist als Grundrecht abzusichern", heißt es in dem Schreiben.
Kein Jahr später will Österreichs Kanzler Karl Nehammer (ÖVP) genau das tun. Den Bürgern sei das Thema sehr wichtig, sagt Nehammer und bezieht sich auf die 47 Milliarden Euro, die jährlich an den österreichischen Bankomaten abgehoben würden. Die Regierung wolle der Bevölkerung "eine klare Versorgungssicherheit" geben. Und die Bürger sollen sich aussuchen können, ob sie bar oder mit Karte zahlen wollen. Denn die Debatte über mögliche Einschränkungen beim Bargeld "verunsichert die Menschen", glaubt der Kanzler.
Im Juni hatte die EU-Kommission einen Gesetzentwurf für den digitalen Euro vorgelegt. Das elektronische Gegenstück zur Münze soll das Bargeld ergänzen und im ganzen Euroraum nutzbar sein. Die Notenbank will im Oktober darüber entscheiden. (Mehr dazu lesen Sie hier.)
Wo stehen die meisten Geldautomaten?
In vielen Ländern Europas rollt das Bargeld schon lange nicht mehr oder nur noch selten über die Ladentheke; etwa in den skandinavischen Ländern. Seit 2008 ist die Menge der Scheine und Münzen in Schweden gesunken. Forscher der Königlichen Technischen Hochschule und der Copenhagen Business School sahen deshalb schon das Ende des Bargeldes in Schweden voraus. Im März 2023 sollte es soweit sein. Wegen des Ukraine-Krieges kam es dann doch anders. Bargeld gibt es auch im Land von Pippi Langstrumpf und Köttbullar weiterhin. Laut einer Umfrage der Schwedischen Nationalbank bezahlen aber nur acht Prozent der Schweden ihren Einkauf in bar.
Schweden bleibt dennoch vor allem eines: das Land mit den wenigsten Geldautomaten. 2015 gab es dort 335 Automaten pro eine Million Einwohner. Ihm folgt Finnland. Auch in osteuropäischen Ländern scheinen Karten und Onlinebezahlung das Bargeld zu schlagen – gemessen an der Zahl der Bankautomaten. Deutschland rangierte mit 1052 auf Rang sechs.
Und Österreich? In der Alpenrepublik gibt es mit 1600 Bankautomaten pro eine Million Einwohner die meisten Geldabhebemaschinen. Und Kanzler Nehammer will, dass das so bleibt. Wie das umgesetzt werden soll? Darüber möchte er im September mit Bankvertretern an einem Runden Tisch sprechen.
Bar oder mit Karte? So zahlen andere Länder am liebsten
Bei der Kartenzahlung befindet sich Österreich im letzten Drittel. Deutschland bewegt sich auf dem viertletzten Platz. Ganz oben steht Litauen, gefolgt von Luxemburg und den Skandinaviern.
Insgesamt ist die Zahl derer, die von Münze auf Karte umsteigen, gestiegen. Vor allem während der Corona-Pandemie waren Münzen und Scheine verpönt. Viele Menschen sorgten sich darum, ob damit Viren übertragen werden können. Laut einer Studie der Europäischen Zentralbank (EZB) zum Zahlungsverhalten in der Euro-Zone, greifen die Menschen vermehrt auf EC- und Kreditkarten zurück. 50.000 Menschen aus 19 Ländern wurden dafür in den Jahren 2021 und 2022 befragt. 59 Prozent der Transaktionen werden in bar gezahlt. Drei Jahre vorher waren es laut EZB noch 72 Prozent. Online- und Kartenzahlungen haben zugenommen.
Fast 70 Prozent der befragten Deutschen halten es für wichtig, weiterhin mit Scheinen und Münzen zahlen zu können. Ihnen folgen die Österreicher (66 Prozent) und Spanier (60 Prozent). Weniger wichtig ist die Barbezahlung in Holland (46 Prozent). In Portugal, Spanien, Italien, Österreich, Slowenien und Malta zahlen die Bürger an der Kasse laut EZB-Befragung allerdings häufiger in bar als in Deutschland.
In einigen Ländern wird das Bargeld allerdings eher für krumme Geschäfte genutzt. Etwa in Italien. Im Kampf gegen Steuerhinterziehung hat die italienische Regierung Bargeldzahlungen deshalb auf 2000 Euro begrenzt. In diesem Jahr stieg sie auf knapp 5000 Euro. Wer mehr bezahlen muss, kann dies nur per Karte, Banküberweisung oder Online-Bezahlung tun.
Europaweit gibt es keine einheitliche Bargeld-Obergrenze. Allerdings sei eine Höchstgrenze geplant, heißt es beim Europäischen Verbraucherzentrum Deutschland. Rechnungen innerhalb der EU sollen demnach dann nur noch bis maximal 10.000 Euro in bar beglichen werden können. Die EU-Staaten und das EU-Parlament müssen dem noch zustimmen. Sollte die Bargeld-Obergrenze gesetzlich verankert werden, können einzelnen EU-Staaten aber selbst entscheiden, ob sie niedrigere Bargeld-Obergrenzen beibehalten wollen oder nicht.