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RWE-Chef Jürgen Großmann Der Atomboss und der Öko-Strom

Er ist einer der wichtigen deutschen Atombosse: RWE-Chef Jürgen Großmann. Im Interview mit dem stern äußert sich der Manager aber in erster Linie zur Energie der Zukunft - und erklärt, warum sein Konzern die Invesitionen darin nicht erhöht.

Nach der Verlängerung der Laufzeiten der Atomkraftwerke will RWE seine Investitionen in erneuerbare Energien vorerst einfrieren. In einem Gespräch mit dem stern sagte Jürgen Großmann, Chef des Energiekonzerns: "Wir investieren sehr stark - mehr als eine Milliarde Euro pro Jahr. Steigen wird dieses Volumen kurzfristig nicht, weil uns erst einmal Erträge durch die Politik weggenommen werden." Damit spielt Großmann auf die Brennelementesteuer und die Abgaben an den neuen Fonds für erneuerbare Energien an. "Langfristig", so beteuerte der RWE-Chef wolle der Konzern die Ausgaben "schon erhöhen". Der Ausbau erneuerbarer Energien habe für das Unternehmen "strategische Bedeutung".

Großmann plädierte in dem stern-Interview dafür, den Umstieg auf erneuerbare Energien nicht am technisch Machbaren auszurichten. "Technisch geht theoretisch immer mehr als im realen Leben." Deutschland müsse beim Strompreis wettbewerbsfähig bleiben: "Das geht noch lange Zeit nur mit Atom- und Kohlekraft." Man müsse die Energiewirtschaft umbauen, aber das gehe nur so, "dass sprichwörtlich das Haus während des Umbaus bewohnbar bleibt."

Mit Blick auf die Durchsetzung von Bauprojekten in Deutschland, vor allem den Ausbau des Hochspannungsnetzes, forderte Großmann den Gesetzgeber auf, das Genehmigungsrecht zu ändern: "Kaum jemand will noch ein Bauprojekt vor seiner Haustür dulden." Selbst wenn alle rechtlichen Hürden gemeistert seien, würden die Leute noch Sturm laufen. Der Widerstand gegen Hochspannungsleitungen sei ein "Riesenproblem". Der RWE-Chef forderte, dass der Rechtsstaat das Gewaltmonopol behalten müsse. Wenn die rechtsstaatlichen Mittel ausgeschöpft seien, müsse die Bevölkerung eine Entscheidung akzeptieren. Großmann wörtlich: "Ich würde mir jedenfalls nicht das Recht herausnehmen, eine Sprengladung an einen Hochspannungsmast zu setzen."

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