Allerdings sollten sich Anleger nicht von der Werbung für "Top-Zinsen" blenden lassen. "Nicht wenige Angebote haben einen Haken, und ein vermeintlich attraktives Zinsschnäppchen erweist sich schnell als wenig lohnenswert", sagt Heike Nicodemus vom Magazin Finanztest" der Stiftung Warentest. Die Vielzahl der Angebote ist für Zinsjäger kaum zu überblicken, und das gilt auch für die unterschiedlichen Einschränkungen.
Viele Angebote mit Einschränkungen
So verlangen manche Anbieter bei ihren Tagesgeldkonten die gleichzeitige Eröffnung eines Wertpapierdepots, andere Banken verwenden Zinsstaffeln je nach Anlagesumme, mit denen Großanleger bevorzugt werden. Einige Anbieter fordern die Eröffnung eines Girokontos mit monatlichen Mindesteingängen oder berechnen Kontogebühren, wenn das Guthaben unter eine bestimmte Grenze fällt. "Auf jeden Fall sollte man sich vor der Kontoeröffnung genau das Kleingedruckte ansehen, damit es keine böse Überraschung gibt", betont Nicodemus.
Dennoch gibt es attraktive Angebote. So bietet ein großer Online-Broker seinen "Superzins" von 3,0 Prozent für ein ganzes Jahr. Allerdings gilt das nur für Neukunden und bis zu einer maximalen Anlagesumme von 10.000 Euro. Eine niederländische Bank wirbt ebenfalls mit 3,0 Prozent für Tagesgeld. Hier ist der Zins bis zum Jahresende garantiert, ebenfalls nur für Neukunden. Und ein weiterer Anbieter wirbt mit 2,85 Prozent Zinsen bei monatlicher Zinsgutschrift. Aber nicht nur Direktbanken bieten interessante Angebote, sondern auch manche Filialbanken, wie die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen (VZ) ermittelt hat. So locken mehrere Kreditinstitute mit Zinssätzen um die 2,5 Prozent, sofern das Konto online geführt wird.
Deutsche sparen 160 Euro im Monat
Rund 160 Euro legten die Bundesbürger nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im vergangenen Jahr pro Monat auf die hohe Kante. Rund 35 Prozent des Geldes landete dabei auf Giro-, Festgeld- oder Tagesgeldkonten. Auch das traditionelle Sparbuch ist für viele noch immer attraktiv, obwohl es laut VZ oft gerade einmal 0,5 Prozent Zinsen bringt. "Wer sich im Laufe der Zeit nicht nach besser verzinsten Alternativen umschaut, verschenkt viel Geld", betont VZ-Finanzexperte Thomas Bieler. Auch bei traditionellen Sparkonten gebe es lohnende Alternativen, wie das Angebot einer großen Autobank mit 2,65 Prozent ab dem ersten Euro beweise.
Doch während beim Tagesgeld das Kapital jederzeit verfügbar ist, können bei Sparkonten meist nur maximal 2.000 Euro monatlich abgehoben werden. Wer mehr benötigt, muss den gewünschten Betrag drei Monate im Voraus kündigen. Wer sein Geld bei türkischen oder niederländischen Banken anlegt, sollte bedenken, dass sie nicht dem hiesigen Einlagensicherungsfonds angehören. Hier ist das eingezahlte Kapital nur bis zu einer Höhe von 20.000 Euro geschützt. "Deshalb sollte die Anlagesumme diesen Betrag auch nicht überschreiten", betont Nicodemus.
Freistellungsauftrag nicht vergessen
Nicht vergessen sollten Zinsjäger auch die Freistellungsaufträge für die Bank. Beträge bis zu 1.421 Euro bei Alleinstehenden und 2.842 Euro für Ehepaare sind steuerfrei. Wer Zinseinnahmen auf mehreren Konten hat, der muss seinen Freistellungsauftrag auf mehrere Institute aufteilen. Ansonsten behält das Kreditinstitut 30 Prozent Zinsabschlagsteuer und 5,5 Prozent Solidarzuschlag ein.