ADOPTION GEPLANT Hermès-Nachkomme will seinem Gärtner Milliarden vererben

  • von Jan Gänger
Hermès-Schild an einem Geschäft
Seit Jahren tobt ein Machtkampf im Luxusunternehmen Hermès
© Horst Galuschka / Imago Images
Im Hause des Luxus-Unternehmens Hermès tobt ein erbitterter Kampf um Geld und Macht, der nun bemerkenswerte Blüten schlägt: Ein Nachkomme des Gründers soll planen, seinen Ex-Gärtner zu adoptieren, um ihm so ein Milliardenvermögen zu hinterlassen.

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Ein milliardenschwerer Nachkomme des Gründers des französischen Luxus-Unternehmens Hermès will einen Ex-Hausangestellten adoptieren, um ihm die Hälfte seines Vermögens weiterzureichen. Der alleinstehende und kinderlose Nicolas Puech ist entschlossen, seinem ehemaligen Gärtner auf diese Art Milliarden zu vererben, wie Schweizer Medien berichten.

Hermès wird an der Börse mit rund 210 Milliarden Euro bewertet. Puech ist "Forbes" zufolge mit etwa fünf Prozent an dem Mode-Giganten beteiligt. Das Wirtschaftsmagazin schätzt das Vermögen des 80-Jährigen auf knapp elf Milliarden Euro. Hermès ist das drittgrößte börsennotierte Unternehmen Frankreichs.

Machtkampf im Hause Hermès: Nachkomme will Vermögen an ehemaligen Hausangestellten vererben

Laut "Tribune de Genève" hat Puech ein Team von Anwälten engagiert, seinen Nachlass neu zu ordnen und ein Adoptionsverfahren auf den Weg zu bringen. Der französische Milliardär hat seinen Wohnsitz in der Schweiz. Dort ist die Adoption eines Erwachsenen der Zeitung zufolge zwar durchaus erlaubt, aber extrem selten. Ob die geplante Adoption nach Schweizer Recht unter den gegebenen Umständen aber möglich ist, ist unklar.

Der potenzielle Erbe soll ein 51-jähriger Marokkaner aus bescheidenen Verhältnissen sein, der mit einer Spanierin verheiratet ist und mit ihr zwei gemeinsame Kinder hat. Schweizer Medien zufolge hat sich das Paar zu einem Familienersatz für Puech entwickelt. Er soll es als seine "Kinder" bezeichnen. Die beiden würden in Montreux am Genfer See in einer Luxus-Villa im Wert von umgerechnet rund vier Millionen Euro leben. Außerdem habe Puech seinem damaligen Gärtner 1,5 Millionen Euro für den Kauf einer Villa in der marokkanischen Stadt Marrakesch zur Verfügung gestellt. Dem Paar gehören demnach zudem Grundstücke in Spanien und Portugal.

Der Adoptionsplan stößt auf Widerstand. Puech hatte 2011 einen Erbvertrag zugunsten der Stiftung Isocrate unterzeichnet, die er gegründet hat. Die in Genf ansässige Organisation unterstützt Initiativen und Projekte, die Desinformation bekämpfen.

Ein Erbvertrag kann der Schweizer Zeitung "Blick" zufolge anders als ein Testament nicht sofort geändert werden. In Puechs Fall sei die Zustimmung der Stiftung nötig. Die hält davon wenig. "Aufgrund der (…) vorliegenden Informationen erscheint der Wunsch, den Erbvertrag sofort und einseitig aufzulösen, unbegründet und nichtig", so der Stiftungsdirektor im "Tagesanzeiger". Man sei strikt gegen die Auflösung des Vertrags.

Den Berichten zufolge heißt es im Erbvertrag allerdings: Sollte ein erbberechtigtes Kind auftauchen, hätte es Anspruch auf mindestens die Hälfte von Puechs Vermögen. Deshalb müssen nun die Behörden entscheiden, ob der Ex-Gärtner zum Erben wird.

Familienstreit ist wohl der Grund für die geplante Adoption

Der Hintergrund des ungewöhnlichen Plans dürfte in einem Familienzwist liegen. Ursache war, dass der von Bernard Arnault geführte Luxus-Gigant LVMH heimlich bei Hermès eingestiegen war und fast ein Viertel der Anteile gekauft hatte, den Großteil davon durch die Hintertür.

Arnault hatte für den Einstieg besondere Finanzinstrumente genutzt, deren Handel in Frankreich nicht meldepflichtig ist. Die sogenannten Equity Swaps sind ein ideales Mittel, um sich an Übernahmeziele anzuschleichen. Ähnlich ging 2008 der fränkische Autozulieferer Schaeffler beim Angriff auf den viel größeren Reifenhersteller Continental vor oder 2005 Porsche bei der letztlich gescheiterten Übernahme des VW-Konzerns.

2014 endete der jahrelange Machtkampf zwischen Arnault und Hermès-Erben. Wegen der heimlichen Aufstockung seiner Hermès-Anteile über das komplizierte System aus Finanzderivaten hatte die französische Börsenaufsicht LVMH zuvor zu einer Strafe von acht Millionen Euro verdonnert. Sie fand außerdem heraus, dass ein Großteil der Aktien, die Arnault über die Swaps kaufte, von Puech stammten.

LVMH verkaufte den Großteil des Aktienpakets. Die Hermès-Erben brachten ihre Anteile in eine Familienholding ein, um künftige Übernahmeversuche abwehren zu können. In ihr sind derzeit knapp 70 Prozent der Hermès-Aktien gebündelt. Puech allerdings weigerte sich, seine Aktien der Holding zur Verfügung zu stellen. Er verließ 2014 den Aufsichtsrat des Unternehmens - und brach offenbar mit seiner Familie.

pgo / ntv.de

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