"Gravierende Mängel" Stiftung Warentest warnt vor Ikea-Fertighäusern

In Europas Norden sind sie ein Renner. Und auch in Deutschland will Ikea mit seinen Fertighäusern durchstarten. Die Stiftung Warentest hat an den Reihenhäusern und den dazugehörigen Kaufverträgen jedoch einiges zu bemängeln.

Die Stiftung Wartentest hat vor "gravierenden Mängeln" bei Fertighäusern der schwedischen Möbelmarktkette Ikea gewarnt. Dabei handle es sich sowohl um vertragliche als auch bauliche Einschränkungen für die Hausherren, berichteten die Tester am Freitag auf ihrer Internetseite.

Die Warentester kritisierten die Bauverträge: "Etliche Klauseln benachteiligen den Kunden gravierend." Der Käufer werde zum Beispiel verpflichtet, Strom- und Heizwärme von einem bestimmten Anbieter zu beziehen - und das 15 Jahre lang. Solange dürfe der Bewohner nicht zu einem günstigeren Energieversorger wechseln. Vom Kunden verlange Ikea außerdem die vollständige Schlussrate, auch wenn noch Restarbeiten ausstehen. Zudem werde die Haftung der Firma für Baumängel unzulässigerweise eingeschränkt. Einen Fertigungstermin garantiere die Firma ebenfalls nicht.

Darüber hinaus behalte sich die Baufirma Änderungen an den Bauleistungen, den Bauplänen und der Baubeschreibung vor, ohne dafür triftige Gründe zu nennen. In den Werbebroschüren der Häuser etwa ist von "erhöhtem Schallschutz" für Trennwände zwischen den Gebäuden die Rede, in der Baubeschreibung aber nicht mehr. In die Außenwände dürften aufgrund deren Beschaffenheit keine Nägel eingeschlagen und keine zusätzlichen Steckdosen installiert werden.

Möbelriese von Test überrascht

Ikea kündigte in einer ersten Stellungnahme an, zunächst das Gespräch mit der Stiftung Warentest zu suchen, um Klarheit über die Grundlagen der Untersuchung zu erhalten. "Wir können viele Punkte überhaupt nicht nachvollziehen - zum Beispiel, auf welche Verträge und welche Bauleistungen sich die Stiftung Warentest dabei bezieht", sagte eine Sprecherin von Ikea Deutschland. "Die Verträge für das Ikea-Haus unterscheiden sich in keinster Weise von den Verträgen, die in der Branche üblich sind". Das Unternehmen sei vom Test überrascht worden, hieß es weiter.

Erste Ikea-Fertighäuser und -wohnungen sollen außer in Wiesbaden auch in Offenbach und am Sitz der Deutschland-Zentrale in Hofheim errichtet werden. Weitere Standorte sind geplant. Der schwedische Einrichtungsriese hatte sein Fertighaus Boklok Anfang März präsentiert. Der Name bedeutet "Wohn klug" und soll für alles stehen, was heutzutage am Hausbau klug sein kann: Geschickt geplant, energiesparend und erschwinglich. Von den Fertighäusern stehen schon mehr als 4000 in Europas Norden und in Großbritannien. Jetzt will der Möbelkonzern damit auch den deutschen Markt erobern. Hierzulande baut der hessische Hersteller Bien-Zenker aus Schlüchtern (Main-Kinzig-Kreis) die Häuser. Laut Stiftung Warentest können Käufer ein Boklok-Reihenhaus ab 199.000 Euro erwerben.

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