Was den Sparern das Leben schwer macht, ist für Kreditnehmer traumhaft: Dank der historisch niedrigen Zinsen ist das Geldleihen derzeit besonders günstig. Das können Hausbesitzer, bei denen die Zinsbindung ausläuft, nutzen, um einen wesentlich günstigeren Anschlusskredit auszuhandeln. Wie die Zeitschrift "Finanztest" berichtet, lassen sich beim Abschluss des Folgedarlehens mehrere Tausend Euro sparen - wenn man seiner bisherigen Bank untreu wird.
Ein Vergleich von 77 Anbietern ergab Zinsunterschiede von mehr als einem Prozentpunkt. Das günstigste Angebot machte die Volksbank Düsseldorf Neuss mit einem Effektivzins von 1,75 Prozent. Auch die Baugeld Spezialisten und die Fiba Immohyp lagen unter zwei Prozent. Beim teuersten Anbieter im Test waren es 3,1 Prozent. Eine solche Differenz läppert sich: Für einen Kredit von 100.000 Euro mit zehn Jahren Zinsbindung zahlen Kunden bei einer teuren Bank rund 10.000 Euro mehr als bei einer günstigen.
Kunden unterschätzen die Sparmöglichkeiten
Diese Sparmöglichkeiten sind vielen Immobilienbesitzern offenbar nicht bewusst. In einer Umfrage des Lehrstuhls für Bankbetriebslehre und Behavioral Finance der Uni Hamburg vermutete fast ein Drittel der Befragten, dass sich die Hypothekenzinssätze der Banken um höchstens einen halben Prozentpunkt unterscheiden.
Zudem überschätzten viele Studienteilnehmer die Kosten eines Bankwechsels deutlich. Zwar fallen für die Übertragung der Grundschuld auf das neue Institut sowie den benötigten Notar Gebühren an. Teilweise wird auch noch eine "Treuhandgebühr" an die alte Bank fällig. Im Ergebnis lägen die Wechselkosten aber selten höher als 0,2 bis 0,3 Prozent der Darlehenssumme, schreibt "Finanztest".
Somit ist es eher die Unwissenheit als die Faulheit, die die Menschen vom Wechsel abhält. Fast die Hälfte der Befragten war der Meinung, dass sich ein Wechsel nur lohne, wenn der neue Anbieter mindestens einen halben Prozentpunkt besser sei als der alte. Tatsächlich holten Kreditnehmer die reinen Wechselkosten schon bei einem Zinsvorteil von 0,05 bis 0,1 Prozentpunkten wieder herein, schreibt "Finanztest". "Ist die neue Bank um einen halben Prozentpunkt günstiger, sind sie meist schon mehrere Tausend Euro im Plus."
Die Experten der Zeitschrift raten, sich spätestens drei bis sechs Monate vor dem Auslaufen der Zinsbindung von der eigenen Bank ein Angebot zur Verlängerung einzuholen. Dieses sollte mit mindestens drei anderen Angeboten verglichen werden, wobei mindestens eines von einer Vermittlungsgesellschaft stammen sollte.
Den kompletten Vergleich der Anschlusskredite gibt es gegen Gebühr unter www.test.de/forwarddarlehen