Sie suchen eine Immobilie? Sie haben aber kein Geld dafür? Das ist kein Problem, denn Sie können sich ganz legal herrenloses Häuser-Gut aneignen. Häuser ohne Eigentümer gibt es durchaus. Die "FAS" sieht in dem herrenlosen Immobilienbestand allerdings ein gewaltiges Problem und keine Chance für Wohnungslose ("Haus ohne Herr").
Das fängt schon damit an, dass schöne Stadthäuser in München oder Berlin leider nicht besitzerlos im Kataster stehen. "Vor allem in den neuen Ländern gibt es zahlreiche Fälle von herrenlosen Häusern", sagt der Deutschen Städte- und Gemeindebund. Dort wo niemand leben will oder Arbeit findet, gibt es die aufgegebenen Immobilien.
Aufgegebene Immobilien
Wenig bekannt ist, dass ein Grundstück oder Haus nicht zwingend einen Eigentümer haben muss. Wer seine Immobilie loswerden will und ein paar Formalien beachtet, kann einen Verzicht erklären, dann wird sein Name im Kataster gelöscht. Das Spannende dabei: Das Grundstück fällt nicht automatisch an den Staat. Der hat nur eine Art von erstem Zugriffsrecht. Wird dieses Recht nicht ausgeübt, kann jeder – also auch Sie – sich als Eigentümer eintragen lassen. Liegen noch Belastungen auf dem Grundstück würde man diese jedoch auch übernehmen.
Man sollte sich immer vorher fragen, warum der Staat nicht zugegriffen hat. Ein perfekt renoviertes Haus in guter Lage werden sich staatliche Institutionen kaum entgehen lassen. Herrenlose Häuser sind fast immer Problem-Häuser. Die "FAS" hat Ex-Hausbesitzer Klaus Hauptvogel besucht. Er hat ein 400 Jahre altes Haus aufgegeben, obwohl es im brandenburgischen Ortrand direkt am Fluss liegt. Zudem steht das Haus unter Denkmalschutz. Das Problem: Dieses Haus wurde bis zum Tod von seiner Mutter bewohnt, nun stünde eine Komplettsanierung an. Eine Sanierung, die den hohen Erwartungen des Denkmalschutzes entspräche, würde ihn etwa eine Million Euro kosten. Geld, dass man bei einem Verkauf nie erlösen würde und das sich auch nicht durch eine Vermietung amortisieren könnte. Also hat er das Haus abgegeben. Nun wird es herrenlos verfallen – auch mit Denkmalschutz wird die Zeit das Problem lösen.
Der Staat erbt die Schrott-Immobilien
Es vergammeln auch andere Häuser – nämlich Erbschaften, die keiner will. Gibt es keine Erben oder schlagen diese ihr Erbe aus, geht das Erbe immer an das Bundesland. Denn der Staat kann das Erbe nicht ausschlagen. Diese Fiskalerbschaften nehmen in den alten Bundesländern zu. Die Gründe sind vielfältig. Die zunehmende Lebenserwartung spielt eine Rolle, aber auch die Überschuldung der Privathaushalte. Die Länder versuchen meist, die Immobilien irgendwie zu verwerten. Bei einer glücklichen Erbschaft gelingt das leicht, doch bei Häusern ohne echten Wert und mit Sanierungsbedarf sieht es anders aus. Dann wird das Erbgut zum Verlustgeschäft.
"In der Regel handelt es sich um nicht werthaltige Objekte, die aufgrund von Überschuldung und eines meist schlechten Zustands nur mit erheblichem Aufwand veräußert werden können", verriet die Frankfurter Oberfinanzdirektion der FAS.

Häuser zum Preis eines VW Golfs
Herrenlose Häuser und wertlose Erbschaften sind nur die Spitze des Eisbergs. Tatsächlich verfallen in Deutschland weit mehr Häuser. In den Medien wird regelmäßig von der Preisexplosion und den steigenden Mieten in den boomenden Ballungsräumen berichtet. Leerstand und Verfall der Immobilienpreise in den abgehängten Regionen sind die Kehrseite der gleichen Medaille. Allein in Sachsen weist das Portal Immonet etwa 500 Häuser zum Kaufpreis unter 50.000 Euro aus, 181 bleiben, wenn der Preis auf 25.000 Euro gesenkt wird. Über 200 Quadratmeter Wohnfläche gibt es für unter 9000 Euro. Im Bundesland Bayern gibt es nur eine Handvoll Angebote zu solchen Preisen.
Allen Angeboten ist eins gemein: Der Kaufpreis ist nur die Anzahlung, auf den Käufer kommt meist eine vollständige Sanierung zu. Angesichts von langem Leerstand und massiven Bauschäden sind das erhebliche Kosten. Strukturschwache Regionen haben beim Thema Sanierung ein Riesenproblem. Baumaßnahmen nahe der tschechischen Grenze sind kaum billiger als in München, die Erwartung für Verkaufspreise oder Mieten liegen aber deutlich unter dem Niveau. Trotz des billigen Einstandspreises rechnet sich die Sanierung nicht.
Ohne Einwohner braucht man keine Wohnungen
Häuser ohne Menschen machen renoviert oder verfallen keinen Sinn. Das MDR-Magazin "Exakt" berichtet 2016, dass allein in Sachsen rund 260.000 Wohnungen leer stünden. In Sachsen-Anhalt seien es 122.000 leerstehende Wohnungen, in Thüringen 81.000. "Man rechnet für die Zeit zwischen 2025 und 2030 mit bis zu 1,2 Mio. leeren Wohnungen in gesamt Ostdeutschland", sagte Prof. Dr. Dieter Rink, Soziologe vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung Leipzig dem Magazin. Seine Lösung ist der kontrollierte Abriss. "Wir beobachten Kommunen, die Leerstände von mehr als 15 Prozent haben, weil es dort keine Nachfrage mehr gibt, weil die jungen Menschen in die Großstädte gezogen sind. Hier ist es sinnvoll, weiter Abriss zu betreiben. Die Leerstände sind sonst nicht aus eigener Kraft zu bewältigen", so Rink im "Exakt"-Beitrag.
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