Privat oder gewerblich? Das zweifelhafte Geschäft mit Airbnb-Wohnungen

Auf Airbnb sollen eigentlich private Wohnungen zwischenvermietet werden. Eine Auswertung des Magazins "Capital" für deutsche Großstädte legt anderes nahe. Leidtragende sind die ganz normalen Mieter.

In der Theorie ist Airbnb eine schöne Idee: Menschen, die in Urlaub fahren oder sonstwie unterwegs sind, können ihre Wohnung über das Portal kurzfristig zwischenvermieten. Sie verdienen sich etwas hinzu, jemand anders freut sich über eine nette Bleibe für einen Städtetrip.

In der Praxis aber scheinen Geschäftemacher das Konzept zunehmend auszunutzen. Das eigentlich für Privatleute gedachte Portal haben auch viele Anbieter für sich entdeckt, die an der Grenze zur Gewerblichkeit handeln - oder darüber. Sie vermieten Wohnungen in begehrten Lagen dauerhaft, um mit den Kurzzeitmieten richtig Profit zu machen. Von Fragen der Versteuerung einmal ganz abgesehen entsteht vor allem ein Problem: Je mehr Wohnungen unter der Hand in Ferienwohnungen umgewandelt werden, desto weniger reguläre Mietwohnungen bleiben übrig. Das verstärkt die ohnehin angespannte Wohnungslage in bestimmten Stadtteilen.

Das Magazin "Capital" hat recherchiert, wie verbreitet diese Praxis in deutschen Großstädten bereits ist. Demnach gebe es alleine in Berlin fast 6000 Wohnungen, die dauerhaft als Ferienwohnungen angeboten werden und dem normalen Wohnungsmarkt entzogen seien. In München, Hamburg und Köln fanden sich ebenfalls "weit mehr als 1000 solcher Wohnungen - die meisten jeweils in den beliebten Innenstadtlagen".

Um herauszufinden, ob eine Wohnung nicht nur vorübergehend, sondern nahezu permanent gebucht werden kann, scannte ein Computerprogramm das Angebot über einen längeren Zeitraum. In welchen Stadtteilen von Berlin, Hamburg, München und Köln die meisten verdächtigen Wohnungen angeboten wurden, hat "Capital" in übersichtlichen Grafiken aufbereitet.

Nachtrag: Airbnb weist die Vorwürfe zurück. Die Analyse von Capital basiere auf falschen Daten, die zudem falsch interpretiert seien, schreibt das Unternehmen in einem Statement. Die große Mehrheit von Airbnb-Anbietern in Deutschland seien normale Leute, die ihre Wohnung gelegentlich vermieten, um sich etwas hinzuzuverdienen.

Daniel Bakir