Vorteil für Mieter Krise lässt Mieten schrumpfen

  • von Felix Disselhoff
Die Finanzkrise scheint auch positive Effekte zu haben. Zumindest deutsche Mieter dürfen sich auf sinkende Mieten freuen, wenn man der Prognose des Deutschen Mieterbundes Glauben schenkt. In einigen Regionen seien die Mieten schon seit Jahren rückläufig. Im Zuge der Krise sinken jetzt die Immobilienpreise. Im nächsten Schritt dann die Mietpreise. stern.de erklärt, wo und wann Sie davon profitieren können.

Viele Mieter in Deutschland dürfen sich offenbar auf sinkende Mieten einstellen. Schuld daran ist die deutsche Wirtschaftskrise. "Das erklärt sich ganz einfach. Die Krise ist auch eine Immobilienkrise. Was die Geschichte gezeigt hat: Wenn die Preise für Immobilen sinken, fallen auch die Mietpreise", sagt Ulrich Ropertz vom Deutschen Mieterbund.

Stadtbewohner benachteiligt

Besonders in beliebten Ballungsräumen wie München oder Frankfurt war bisher von einem Rückgang der Mieten nichts zu spüren. Im Gegenteil: In den Metropolregionen rechnet der Mieterbund in der nächsten Zeit sogar mit Preissteigerungen. Einige große Investoren hätten Erhöhungen angekündigt, sagte kürzlich Mieterbund-Direktor Lukas Siebenkotten.

Vor allem US-Fonds haben ihren Anlegern Renditen von bis zu 20 Prozent bei deutschen Immobilien versprochen. Normalerweise sind mit deutschen Immobilien fünf bis sechs Prozent zu erzielen. "Beispielsweise in den Ballungszentren wie München, Hamburg, Rhein-Main-Gebiet, Köln, Düsseldorf dürfte das überhaupt kein Problem sein", sagte der DMB-Direktor noch im April.

Gute Chance bei Neuabschlüssen

Wer in Kleinstädten oder ländlichen Gegenden wohnt, hat bessere Chancen auf schnelle Mietminderungen. "Andernorts fallen die Mieten schon seit Jahren, vor allem in den neuen Bundesländern und dem Ruhrgebiet", so Ropertz. "Bei Neuvertragsmieten kann es passieren, dass ich sie jetzt schon unter dem Preisniveau des Vormonats abschließe." Bisher waren die Mieten in Deutschland durchschnittlich pro Jahr um ein Prozent gestiegen.

Wer schon länger zur Miete wohnt, dürfte vorerst nur wenig von der Krise profitieren. "Bestehende Mietverträge orientieren sich am Mietspiegel. Selbst wenn der irgendwann stagnieren würde, wäre mein Vermieter ja nicht gezwungen, weniger Miete zu verlangen", so Ropertz. Ist die neue Traumwohnung gefunden, sollte man den Vermieter aber umgehend mit den Entwicklungen konfrontieren. Denn eine gesetzliche Vorgabe für den Mietpreis gibt es nicht. "Beim Abschluss muss ich den Eigentümer einfach darauf ansprechen. Wer nicht redet, wird keine sinkenden Preise erzielen. Das ist reine Verhandlungssache", so der DMB-Sprecher.

Rapide Trendwende im Immobilienmarkt

Ein Vorhaben, das gerade in beliebten Wohngegenden nur schwer durchführbar ist. Unversitätsstädte wie Heidelberg und Münster, aber auch Ballungszentren wie München und Frankfurt haben kaum Leerstände zu verbuchen. Auf jede neue Wohnung kommen im Dutzende Mitbewerber. Das ist sowohl auf den "Zurück-in-die-Stadt"-Trend, als auch auf die wachsende Zahl an Single-Haushalten zurückzuführen.

Der schleppende Wohnungsneubau steuert das Übrige zur Wohnungsknappheit bei: Weil die Bautätigkeit in Deutschland weiterhin auf einem niedrigen Niveau bleibt, kann der Wohnungsbedarf in vielen deutschen Großstädten nicht mehr ausreichend gedeckt werden. Ein Anstieg der Mietpreise war bisher die logische Folge.

Deswegen verwundern die aktuellen Entwicklungen umso mehr. Denn noch im zweiten Halbjahr 2008 waren die Mietpreise laut einer Studie von Jones Lang LaSalle in sieben von acht berücksichtigten deutschen Städten gestiegen. Nur in Köln stagnierte der Wert. München war nach wie vor Deutschlands Mietpreis-Primus: 13,10 Euro muss der Mieter hier pro Quadratmeter monatlich zahlen. In der Berlin zahlen Mieter nur rund die Hälfte.

Wie schnell die sinkende Mietpreise auch teure Innenstadtwohnungen erreichen, ist noch nicht abzusehen. In Kleinstädten und ländlichen Gegenden können Mieter durchaus jetzt schon profitieren.