Bevölkerungsbericht Ärzte verlassen Dritte Welt

Im englischen Manchester arbeiten mehr Ärzte aus Malawi als in Malawi selbst - ein Beispiel dafür, wie die Gesundheitssysteme der Dritten Welt aufgrund von Migration ausbluten. Eine UN-Studie hat die Folgen der Migration untersucht.

Durch die massenhafte Auswanderung von Ärzten und Pflegern droht vielen Entwicklungsländern eine "in der modernen Welt beispiellose Gesundheitskrise". Diese Warnung enthält der am Mittwoch in New York veröffentlichte Weltbevölkerungsbericht des UN- Bevölkerungsfonds (UNFPA). Das frappierendste Beispiel: In der englischen Stadt Manchester arbeiten mehr malawische Ärzte als in ganz Malawi, einem Land in Südostafrika mit elf Millionen Einwohnern.

In vielen armen Ländern sind die Krankenhäuser so schlecht ausgestattet, dass es Ärzte und Pfleger in die Ferne zieht, wo sie oft sofort einen gut bezahlten Arbeitsplatz finden: So wird allein Großbritannien nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation im Jahr 2008 25 000 mehr Ärzte und 250 000 mehr Pfleger benötigen als 1997. Ein Großteil dieser Stellen kann nur mit Fachkräften aus dem Ausland besetzt werden.

223 Milliarden Dollar überwiesen

Für die Entwicklungsländer habe der Auswanderungsstrom oft katastrophale Folgen, heißt es in dem Bericht. So kämpften die Länder des südlichen Afrika mit der größten Aids-Epidemie der Welt, doch arbeiteten dort nur 1,3 Prozent der weltweit im Gesundheitswesen beschäftigten Fachkräfte. Auf Jamaica waren vor drei Jahren 58 Prozent aller Pflegerstellen unbesetzt, und im selben Jahr arbeiteten 85 Prozent aller philippinischen Krankenschwestern im Ausland.

Allerdings beleuchtet der UN-Bericht nicht nur die dunkle Seite der großen Migrationsbewegungen wie etwa Ärztemangel oder auch Schleuserkriminalität. Er erläutert auch den Nutzen dieses Aspekts der Globalisierung. So unterstützten Migranten aus der Dritten Welt ihre zurückgebliebenen Verwandten im vergangenen Jahr mit schätzungsweise 232 Milliarden Dollar. Das ist mehr als die gesamte Entwicklungshilfe. Frauen, die anders als noch vor einigen Jahrzehnten mittlerweile die Hälfte der Auswanderer ausmachen, sind dabei großzügiger als Männer: Zwar verdienen sie im Durchschnitt weniger, doch schicken sie einen höheren Prozentsatz ihres meist kargen Lohns in die Heimat.

DPA
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