Zukunft der Arbeit Büro oder Home-Office? Was sich Mitarbeiter wünschen – und was ihre Chefs

Viele Arbeitnehmer finden Home-Office spitze. Aber nicht unbedingt aus den Gründen, die ihre Chefs vermuten.
Viele Arbeitnehmer finden Home-Office spitze. Aber nicht unbedingt aus den Gründen, die ihre Chefs vermuten.
© martin-dm / Getty Images
Wie viele Tage Home-Office sind ideal? Was ist der größte Vorteil, was das größte Problem bei der Heimarbeit?  Eine Befragung zeigt, wo sich Mitarbeiter und Personalverantwortliche beim Thema einig sind und wo nicht.

"Und wie halten Sie es mit dem Thema Home-Office?" Diese Frage darf heute in keinem Bewerbungsgespräch für einen Bürojob mehr fehlen. Denn viele Menschen haben in den letzten eineinhalb Jahren damit gute Erfahrungen gemacht und möchten die Möglichkeit nicht mehr missen. Aber wieviel Home-Office stellen sich Arbeitnehmer vor – und wie großzügig sehen die Chefs das Thema? Was sind die größten Vorteile für Beschäftigte und Unternehmen? Und wo lauert Konfliktpotenzial?

Die Recruitingsoftware-Firma Softgarden hat 3561 Bewerber und 251 Personalverantwortliche zum Thema befragt. Zentrales Ergebnis: Das Home-Office ist auch nach der Pandemie nicht mehr wegzudenken. Von allen befragten Bewerbern wünscht sich nur jeder zehnte, in Zukunft wieder komplett im Büro zu arbeiten. Acht von zehn Befragten bevorzugen dagegen eine Kombination von Heim- und Präsenzarbeit. Ausschließliches Arbeiten im Home-Office finden nur 8 Prozent erstrebenswert. 

Home-Office – aber wie viel?

Mit dem Wunsch nach flexiblem Arbeiten stoßen die Bewerber bei vielen Unternehmen auf offene Ohren. Von den befragten Personalverantwortlichen befürworten sogar überwältigende 99 Prozent einen Mix aus Home-Office und Büro. "Eine Mischung sorgt dafür, dass weiterhin auch informell im Büro kommuniziert und neue Kollegen kennengelernt werden können. Man ist sich persönlich näher, wenn man sich mal live getroffen hat. Im Home-Office kann man dann gut Arbeiten erledigen, die viel Konzentration erfordern", kommentiert beispielhaft ein Teilnehmer von Unternehmensseite seine Antwort.

Aber welches Mischverhältnis stellen sich die Beteiligten konkret vor? Auch hier liegen die Antworten der beiden Seiten erstaunlich nahe beieinander. Die Mehrheit der Bewerber wie auch der Unternehmensvertreter möchte das flexibel handhaben "je nach persönlichem Bedarf oder Bedarf des Unternehmens". Wenn eine konkrete Zahl an Wochentagen genannt wird, ist zwei Tage Home-Office die häufigste Wahl gefolgt von drei Tagen Home-Office. Das gilt wiederum für beide Seiten. 

Kühlschrank, Pausen, Kinder

Teilweise unterschiedliche Ansichten herrschen dagegen bei der Frage, welches denn überhaupt die großen Vorteile des Home-Office sind. Klar, den wegfallenden Arbeitsweg und flexiblere Einteilung der Arbeitszeit nennen Chefs wie Bewerber am häufigsten. Darüberhinaus findet aber auch mehr als jeder zweite Arbeitnehmer, dass er zu Hause "schönere Pausen" hat (53 Prozent) und dass die Versorgung besser ist, da der heimische Kühlschrank in der Nähe steht (57 Prozent). Diese Argumente kann von den Unternehmensvertretern nur eine Minderheit nachvollziehen.

Auch das Thema Kinder und Haushalt wird unterschiedlich wahrgenommen. Während die Chefs "bessere Möglichkeiten, sich um die Kinderbetreuung zu kümmern", und "Arbeiten im Haushalt erledigen" als große Pluspunkte des Home-Office für ihre Leute sehen, wollen die davon nicht viel wissen. Nur knapp jeder zweite Beschäftigte hat während der Arbeitszeit einen Kopf für den Haushalt und nur jeder Vierte sieht die Möglichkeit der Kinderbetreuung als Vorteil. Beim letzten Punkt machten allerdings viele Befragte gar keine Angaben – vermutlich, weil sie keine zu betreuenden Kinder haben. 

Gefragt nach den Nachteilen des Home-Office sehen die Personalverantwortlichen deutlich mehr negative Aspekte als ihre Schützlinge. So halten acht von zehn Chefs die mangelnde Abgrenzung von Beruflichem und Privatem für ein Problem, während von den Betroffenen selbst das nur jeder Zweite so sieht. Zudem befürchtet jede zweite Führungskraft, dass sich die Belegschaft am heimischen Schreibtisch nicht gut motivieren kann – von den Bewerbern sieht nur jeder Vierte Motivationsprobleme.

Welche Rolle bliebt nach der Pandemie noch für das Büro? Auch hier gibt es leicht andere Vorstellungen von Leitenden und Untergebenen. Die Personalverantwortlichen sehen das Büro primär als Ort der Zusammenarbeit, des Austauschs im Team und auch für regelmäßige gemeinsame Mittagessen mit den Kolleginnen und Kollegen. Die befragten Bewerber betonen zwar ebenfalls die verbindende Funktion des Büros. Daneben wünschen sie sich das Büro aber auch als ein Ort des stillen und konzentrierten Arbeitens – und zwar in wesentlich stärkerem Maße als das die Verantwortlichen der Unternehmen tun.

Darin steckt durchaus Konfliktpotenzial. Denn viele Unternehmen sind nicht nur offener gegenüber dem Home-Office geworden. Sie überlegen natürlich auch, wie viele Büroplätze in Zukunft überhaupt noch nötig sind. Für jeden Mitarbeiter, der vielleicht nur zwei Mal in der Woche im Büro vorbei schaut, einen komplett eigenen Schreibtisch vorzuhalten, ist eher nicht die Idee.

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