Deutscher Gründerpreis 2003 "Ein richtiger Gründer lässt sich nicht abschrecken"

Es ging nicht ganz so glamourös und emotional zu wie bei einer Oscar-Verleihung. Doch geschlossene Umschläge und Spannung gab es auch bei der zweiten Verleihung des Deutschen Gründerpreises.

Es ging nicht ganz so glamourös und emotional zu wie bei einer Oscar-Verleihung. Doch geschlossene Umschläge und Spannung gab es auch bei der zweiten Verleihung des Deutschen Gründerpreises im ZDF-Hauptstadtstudio Zollernhof. "Interessante Menschen mit interessanten Ideen" versprach Moderator und Jurymitglied Klaus-Peter Siegloch für den Abend und hielt Wort. Erfolgreiches Unternehmertum solle der deutschen Gründer- und Wirtschaftsszene "Mut machen, die Zeit nicht nur mit Sorgenfalten" zu sehen. "Ein richtiger Gründer lässt sich nicht abschrecken", meinte auch Dr. Jürgen Kluge, Deutschlandchef von McKinsey & Company in der kurzen Talkrunde, bei der sich die Partner der vor sechs Jahren gegründeten StartUp-Initiative vorstellten. An der Seite von stern-Chefredakteur Thomas Osterkorn und ZDF-Intendant Markus Schächter bekräftigte Dr. Dietrich Hoppenstedt vom Deutschen Sparkassen- und Giroverband: "Gründen lohnt sich". Jede zweite Unternehmensgründung in Deutschland werde durch die Sparkassen finanziert, die konstant jährlich etwa 80.000 Neugründungen begleiten. Der Deutsche Gründerpreis - als Krönung des StartUp-Wettbewerbs mit bislang 7.500 Teilnehmern in diesem Jahr zum zweiten Mal vergeben - ähnele nicht nur im Design einem funkelnden Staffelstab. Die Jury, so zeigte ein eingespieltes Video, hatte in diesem Frühjahr in einer Marathonsitzung die Besten unter 500 Teilnehmern zu bestimmen.

In der Kategorie "Konzept", in der die innovative Geschäftsidee und der konkrete Business-Plan für den Markteintritt gewürdigt werden, siegte die Göttinger AVONTEC GmbH, die moderne Verfahren zur Therapie von Gendefekten anbietet.

Sehen und Tun

Die Verleihung des "Aufsteiger"-Preises übernahm der zwölfjährige Pianist Mark Ehrenfried, der selbst als aufsteigender Stern am Musikhimmel gilt. Just an seinem 12. Geburtstag begeisterte der junge Musiker das Publikum sowohl mit einer "Rhapsodie in Rock" als auch mit schlagfertigen Antworten. Er übergab den Preis, der hohe Umsatzsteigerungen eines eingeführten Produkts würdigt und Chancen zu Marktführertum bescheinigt, an die IC:IDO GmbH. Das Stuttgarter Unternehmen hat mit erschwinglichen industriell nutzbaren interaktiven 3-D-Darstellungen, so genannten Virtual-Reality-Lösungen, für Furore gesorgt. Während einer der Gründer, Thomas H. Reiber, auf der Bühne die gemeinsam mit dem Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft entwickelte "phantastische Technik" beschrieb, verriet sein Kollege Andreas Rößler später, dass der sonderbare Firmenname IC:IDO lautmalerisch-wörtlich zu nehmen und von einem chinesischen Sprichwort abgeleitet sei: "Er beschreibt genau, wofür wir stehen: Sehen und Tun."

Besonderen Beifall fand der Preisträger in der Kategorie "Visionär". Hier fiel die Wahl auf den in den Niederlanden ansässigen Arzneimittel-Versender "0800 DocMorris". Die Versandapotheke, vor drei Jahren von Ralf Däinghaus und einem holländischen Partner gegründet, erfülle in besonderer Weise die Anforderung, starre, verkrustete Marktstrukturen aufzubrechen und wirtschaftliche Spielregeln neu zu definieren. "Wir haben eine Nische perfekt ausgefüllt", meinte Däinghaus. Man sei auf eine mögliche Liberalisierung des Arzneimittelmarktes gut vorbereitet und werde sich, sofern das die Gesetze künftig erlauben, auch dort niederlassen, "wo unser größter Kunde ist - in Deutschland".

Stets der persönlichen Überzeugung folgen

Der Schirmherr der StartUp-Initiative, Bundespräsident Johannes Rau forderte zu mehr Risikofreude beim Entwickeln von Ideen und beim Gründen eigener Unternehmen auf. Neben der Pflege typisch-deutscher Tugenden wie Verlässlichkeit und Bodenhaftung gelte es, einer "gewissen Unbeweglichkeit gegenzusteuern" und mit dem behutsamen Abbau von Bürokratie auch "Gründen leichter zu machen".

Wie das eher spielerisch mit der StartUp-Werkstatt getestet werden kann, beschrieben anschließend junge Leute aus Rheine, die auf der Suche nach etwas, "was die Menschheit wirklich noch braucht", ein praktisches neues Kühlsystem für Bierkästen entwickelten, das möglicherweise bald produktreif wird.

Mit "There is no Business like Show-Business" sorgte Gesangsstar Gitte Henning für die weitere musikalische Unterhaltung des Publikums. Im Gespräch mit Klaus-Peter Siegloch meinte die Dänin, die demnächst ihr 50. Bühnenjubiläum begeht, auch als Jazz-Interpretin "auf keiner Welle" zu reiten, sondern stets ihrer persönlichen Überzeugung zu folgen.

Diese Einstellung teile sie mit dem Preisträger, der für sein "Lebenswerk" ausgezeichnet wurde, dem Begründer des Brillenimperiums Günther Fielmann. Die Jury würdigte damit einen international erfolgreichen Unternehmer, der zugleich eine vorbildliche Firmenkultur entwickelt und sich sozial-kulturell sowie als "Umwelt-Mäzen" engagiert habe. Mit den heute 500 Filialen, mehr als 10.000 Mitarbeitern und 1.800 Lehrlingen sei sein Unternehmen "über seine Träume hinausgewachsen", bekannte der "Robin Hood der Optiker", der sich inzwischen mit dem weltweit dritten Rang nicht mehr zufrieden geben will. Seinen jungen Preisträger-Kollegen riet er, voll durchzustarten, denn "für Vollblutunternehmer sind schlechte Zeiten immer gute Zeiten".

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