E-MAIL AUS NEW YORK Die Warnung

Mal wieder neue Terrorwarnungen. Heute, hieß es in den Medien, wird ein erneutes Attentat erwartet.

Mal wieder neue Terrorwarnungen. Heute, hieß es in den Medien, wird ein erneutes Attentat erwartet.

Es gäbe Informationen aus den Gefangenenlagern, aus Afghanistan und vom FBI. Das ist aber auch schon alles, was wir hier erfahren.

Und bitte immer schön wachsam sein. Sind wir das nicht die ganze Zeit? Wird man wirklich durch so eine Warnung noch aufmerksamer? Ich zucke nun schon bei jedem Schrei zusammen, drehe mich nach jedem um, der sich auf irgendeine Art und Weise absonderlich verhält. Bin ständig bereit, mich in Sekundenschnelle zu verteidigen. Aber nein, heute sollen wir alle ein wenig mehr Wachsamkeit an den Tag legen. Was soll das ganze, frage ich mich. Wird mich der geschärfte Spürsinn im Notfall denn tatsächlich retten können? Nein, natürlich nicht! Insofern sind auch all die Warnungen zwecklos.

Was wissen wir genau?

Wir müssen eine halbe Stunde früher aus dem Haus. Schließlich wird die Subway nicht reibungslos fahren. Und alle Eingänge, die es zu passieren gilt, werden noch ein wenig strenger bewacht. Einmal mehr meinen läppischen Papierausweis vorzeigen. Das war's auch schon.

Ansonsten führen diese vagen Terrorankündigungen einzig und allein dazu, dass die New Yorker Bevölkerung alle zukünftigen Warnungen, Feuerübungen und Evakuierungen noch weniger ernst nehmen wird als ohnehin schon.

Ich musste überrascht feststellen, dass diese Nachricht von den New Yorkern komplett ignoriert wurde. Sie sind es leid, mit der Angst im Genick zu leben. Sind all diese Sicherheitsmassnahmen überdrüssig. Die letzten Wochen haben es gezeigt. Während des Weltwirtschaftsforums war ganz Manhattan mit Polizisten übersät. An jeder Ecke, vor jedem McDonald's, in jedem Starbucks waren sie zu finden. Insgesamt wurden 40.000 zusätzliche Einsatzkräfte nach New York geschickt.

Hauptsächlich sah man die Wärter der inneren Sicherheit jedoch dabei, in kleineren Grüppchen vor besagten Fastfoodläden zusammen stehen und zu entscheiden, ob es Zeit für einen Burger oder eine Tüte Fritten ist.

Wozu also die Warnungen? Manchmal habe ich das Gefühl, das FBI benutzt sie lediglich als Absicherung. Dass im Falle des Falles die Schuld nicht auf sie geschoben werden kann. Denn sie haben uns ja schließlich vorgewarnt.

Fortsetzung folgt ...

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