E-MAIL AUS NEW YORK Kleine Flunkereien am 90-Tage-Limit

Letzte Woche war es nun soweit: Meine visafreie Zeit des Touristen-Daseins hatte ein Ende. 90 Tage New York lagen hinter mir.

Letzte Woche war es nun soweit: Meine visafreie Zeit des Touristen-Daseins hatte ein Ende. 90 Tage New York lagen hinter mir. Meine Aufenthaltszeit war vorerst abgelaufen.

Aber halt - das hört sich jetzt gar nach Abschied an. So ist es nicht. Ich wollte lediglich kurz ausreisen, um für weitere 90 Tage wieder einreisen zu können. Doch vorerst musste ich schnellstens das Land verlassen.

Ich buchte mit meinen mir verbliebenen Vielfliegermeilen einen Flug Richtung Heimat, packte nur die notwendigsten Sachen und verabschiedete mich für kurze Zeit von meiner Stadt.

Fünf Tage später befand ich mich auch schon wieder am gleichen Ort: dem John F. Kennedy-Flughafen von New York. Nur diesmal auf der anderen Seite der Passabfertigung! Und das war alles andere als einfach.

Selbstverständlich hatte ich mich vor meiner Abreise über all die kleinen und größeren Flunkereien schlau gemacht, die man den netten Herren am Einwanderungsschalter erzählen könnte. Doch so ganz ohne Skrupel und ein leichtes Schwanken in der Stimme, ging mir die Prozedur doch nicht von der Hand. Wahrscheinlich fehlen mir hierzu die notwendigen schauspielerischen Fähigkeiten.

Welcher Weg ist der Beste?

Interessant war meine kleine Feldstudie im vornherein allemal. Taten sich doch die absurdesten Wege auf, eine Aufenthaltsberechtigung für die USA zu erhaschen. Zwei Bekannte von mir haben ganz nach Gerard Depardieus Art geheiratet. Sind beide mittlerweile wieder geschieden, jedoch stolze Besitzer einer Green Card. Diese Variante ziehe ich allerdings aus moralischen, ethischen und vor allem romantischen Gründen keineswegs in Erwägung. Wobei ich mich hier in New York mit meinen 25 Jahren - ohne erkennbares Übergewicht und ohne gravierende Psychosen - durchaus im gefragten Marktsegment befinde...

Eine weitere Möglichkeit, die mir vorgestellt wurde, ist die des einfachen Ignorierens der abgelaufenen Aufenthaltserlaubnis. Und sollte man dann doch irgendwann einmal ausreisen, müsse man den Passbeamten nur weiß machen, man hätte die grüne Einreisekarte aus seinem Pass verloren, füllt sodann eine neue aus und trägt dabei natürlich ein frischeres Einreisedatum ein. Soll alles funktionieren, aber auch das kommt für mich nicht in Frage. Dafür mangelt bei mir es wie schon erwähnt an der vorausgesetzten Chuzpe.

Also dachte ich mir meine eigene Geschichte aus: meine beste Freundin heiratet in New York, ich sei Trauzeugin und müsse ihr deshalb bei der Vorbereitung des großen Tages helfen. Vielleicht würde sie auch gleich noch ein Kind bekommen, dessen Patenschaft ich übernehmen müsse. Irgendwie so etwas. Daher der lange Aufenthalt in New York.

Letztendlich interessiert das den Einreisebeamten gar nicht weiter. Er will lediglich wissen, wie ich mir denn so einen langen Urlaub leisten kann. Und als ich ihm erzähle, ich hätte zwei erfolgreiche Geschäftsjahre ohne Urlaub hinter mir, lächelt er nur vielsagend und knallt mir daraufhin den begehrten Stempel in meinen Pass: Another 90 days in the land of the free...

Fortsetzung folgt ...

PRODUKTE & TIPPS