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F. Behrendt: Der Guru der Gelassenheit Bei Spielzeug-Dieter bleibt der Kunde für immer König

Im Spielwarenladen von Dieter van Dillen steht die Zeit nicht still - entschleunigt aber trotzdem
Im Spielwarenladen von Dieter van Dillen steht die Zeit nicht still - entschleunigt aber trotzdem
© Frank Behrendt
Frank Behrendts Leidenschaft für das Spielzeug seiner Kindheit ist bekannt. Wo immer er einen alten Spielzeugladen findet, verlangsamt er das Tempo und schaut ins Schaufenster. In einen ging er jetzt hinein, weil ihn ein altes Mainzelmännchen im Schaufenster verschmitzt anlachte.

Der große Det stand grinsend da und rundherum eine fröhliche Bande seiner Kameraden mit ihren Zipfelmützen. Die putzigen Gesellen sind genauso alt wie ich, 1963 hatte Wolf Gerlach sie erstmals fürs ZDF als Werbetrenner gezeichnet. Ich öffnete die Tür unter dem Schild mit dem Schaukelpferd und dem Aufdruck "Spielwaren Dieter van Dillen."

Im Laden schien die Zeit stehengeblieben zu sein. Natürlich gab es hinten auch Aktuelles von Lego, Playmobil und Star Wars. Aber vorne standen ganz viele Spielzeug-Schätzchen, die längst nicht mehr hergestellt werden. Ich kam mit dem Inhaber ins Gespräch. Einer, der als Junge die Bücher von Karl May regelrecht verschlungen hatte, war mir als Winnetou-Fan direkt sympathisch. 

Frank Behrendt: Der Guru der Gelassenheit

Frank Behrendt (58) gehört zu den bekanntesten Kommunikationsberatern Deutschlands. Der Absolvent der Deutschen Journalistenschule war Top-Manager in der Musikindustrie, beim Fernsehen und in großen Agenturen. Sein Buch "Liebe dein Leben und NICHT deinen Job" avancierte direkt nach Veröffentlichung zum Wirtschafts-Bestseller. Die Deutsche Public Relations Gesellschaft zeichnete den Mann, der immer gute Laune hat, als "PR-Kopf des Jahres" aus. Weitere Infos: www.frankzdeluxe.de Direkter Dialog: frankzdeluxe@gmail.com

Vom Uhrmacher zum Spielzeugladen

Er erzählte, wie er vor 35 Jahren das Geschäft eröffnete. Eigentlich hatte er Uhrmacher gelernt, aber kaum war die Lehre vorbei, kam die Quarzuhr. "Da war direkt Feierabend", berichtet der Mann mit dem vollen weißen Haar und dem Holzfällerhemd. Also zog er eine weitere Lehre durch, als Groß- und Einzelhandelskaufmann. Sein Vater starb, plötzlich war er Familienoberhaupt.

Er klotzte besonders ran, machte die Prüfung mit Auszeichnung und bekam einen gut bezahlten Job, so dass er die Familie unterstützen konnte. Irgendwann kündigte er zum Schrecken seines damaligen Chefs und eröffnete sein Spielzeuggeschäft. Warum? Weil er für seine Neffen nie einen vernünftigen Spielzeugladen fand. Fortan hatte er einen.

Das Mainzelmännchen Det grinst nun bei Frank Behrendt zuhause
Das Mainzelmännchen Det grinst nun bei Frank Behrendt zuhause
© Frank Behrendt

Schließen kommt nicht in Frage

In den ersten 20 Jahren lief es hervorragend, von den Einnahmen zehrt er heute noch. Die goldenen Jahre sind allerdings längst vorbei. Er betreibt seinen Laden heute eher als Hobby zusammen mit seiner Schwester, die auch in Rente ist. Die Behörden machen ihm das Leben schwer, Betriebsprüfungen, Formalitäten. Jetzt soll er auch bald seine alte Registrierkasse abschaffen und auf Digitalerfassung umstellen. Er stöhnt und schüttelt den Kopf.

Den Laden schließen? Kommt für ihn nicht in Frage: "Das kann ich meinen wunderbaren Stammkunden doch nicht antun, das sind so nette Leute", sagt er leise. Ich bin froh, dass es Dieter und solche Läden noch gibt, in denen der Kunde für immer König bleibt. Den grinsenden Mainzelmann aus dem Schaufenster habe ich übrigens mitgenommen. Er lacht jetzt bei mir zu Hause weiter.

F. Behrendt: Der Guru der Gelassenheit: Bei Spielzeug-Dieter bleibt der Kunde für immer König

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