"Es gibt Gießmaschinen, mit denen bis zu zehn verschiedene Schichten gleichzeitig auf ein flexibles Trägermaterial aufgebracht werden können, ohne dass sich die verschiedenen Substanzen vermischen", erklärt Dr. Jörg Siegel, Geschäftsführer in spe der Inoviscoat. "Diese Maschinen werden bislang ausschließlich zur Herstellung von Colornegativfilmen und -Papieren verwendet. Weltweit beherrschen nur vier Unternehmen diese Technologie." Doch das einzigartige Verfahren ist vom Aussterben bedroht, denn durch den Siegeszug der digitalen Fotografie werden immer weniger Colornegativfilme benötigt. "Wir hätten es schade gefunden, wenn eine so hochentwickelte, kostengünstige und präzise Technologie einfach verschwindet", so Jörg Siegel. "Deshalb haben wir uns überlegt, welche neuen Anwendungsbereiche es dafür geben könnte."
Der Chemiker, der im Rahmen seiner langjährigen Angestelltentätigkeit bei der AgfaPhoto GmbH schon viele Erfindungen gemacht hat, entwickelte gemeinsam mit seinen Arbeitskollegen und Partnern Dr. Arno Schmuck und Jürgen Adamik neue Anwendungsideen für das Verfahren: In der Tiermedizin könnten so Entwurmungspräparate für Hunde und Katzen hergestellt werden, in denen der unangenehm schmeckende Wirkstoff unter einer Schicht mit Fleisch- bzw. Fischaroma versteckt wird. In der Humanmedizin ist es beispielsweise für die Herstellung von Wirkstoffpflastern geeignet, deren unterschiedlich zusammengesetzte Schichten die Wirkstoffe nach und nach abgeben. Auch zur Herstellung innovativer Filtersysteme, zum Beispiel für KFZ-Katalysatoren, ist die Technologie einsetzbar. Zudem könnte sie zur Herstellung großflächiger holografischer Materialien genutzt werden.
Diese außerordentlich breiten neuen Anwendungsmöglichkeiten bei einer zugleich ausgereiften und bewährten Technologie überzeugten die Jury, die Inoviscoat für den Deutschen Gründerpreis in der Kategorie Konzept zu nominieren. Weitere wichtige Argumente für die Jury waren das große Potenzial der Technologie und die hervorragenden Zukunftsaussichten der damit hergestellten Produkte.
Mehrere Firmen signalisierten bereits Interesse an den innovativen Ideen der Inoviscoat. "Wir stehen ja alle schon viele Jahre im Berufsleben", so Jörg Siegel. "Dadurch hatten wir natürlich viele Kontakte, die wir nutzen konnten." Teilweise konnten die Unternehmer in spe sogar bereits erste Muster vorlegen, die auf Maschinen der kooperierenden AgfaPhoto GmbH hergestellt worden waren.
"Wenn man eine Gründung ernsthaft betreibt, braucht man sowieso einen Businessplan", so Jörg Siegel. Deshalb kam den Gründern der StartUp-Wettbewerb gerade recht, und der feste Abgabetermin hat die Fertigstellung des Geschäftsplans sogar ein wenig beschleunigt. "Für uns war die Teilnahme am Wettbewerb ein Testlauf", so Jörg Siegel. "Vor allem das Feedback war für uns wichtig, denn wir wollten eventuelle Schwächen rechtzeitig ausgleichen, um uns die Chancen bei Banken und anderen Geldgebern nicht durch Fehler im Businessplan zu verderben." Und natürlich spielte auch ein bisschen sportlicher Ehrgeiz eine Rolle.
Mit Erfolg: Der Inoviscoat gelang in der Regionalwertung Rheinland der Sprung unter die besten Unternehmen. "Von der Nominierung für den Deutschen Gründerpreis waren wir total überrascht", so Jörg Siegel. "Doch jetzt geben wir natürlich unser Bestes, um auch tatsächlich zu gewinnen. Wir wünschen uns vor allem eine breite Medienresonanz und außerdem natürlich neue Geschäftskontakte. Wir hoffen, dass wir so die Gründung in diesem Jahr auch wirklich durchziehen können."