Meist knallen Sektkorken, wenn es nach Schule oder Uni mit "einer richtigen Stelle" klappt. Doch gibt es im Berufsleben Fettnäpfchen, in die der Anfänger allzu leicht tritt. Wann Duzen oder Siezen? Soll man/frau auf der Toilette Gespräche führen? Wie halte ich es mit Kleidung und Parfüm? Ist Eigenlob erlaubt, damit der Chef meine Arbeit zur Kenntnis nimmt. Dass Lästern und Mobbing tabu sein sollten, weiß jeder, aber wie steht’s mit Komplimenten? Und wann macht es Sinn, nach einer Gehaltserhöhung zu fragen?
In erfrischend offener und direkter Sprache hat Susanne Reinker (41) eine "Erste Hilfe für den Berufsstart" herausgegeben. Der Titel "Job-Lexikon" führt etwas in die Irre, denn blutleer oder abstrakt sind die mehr als 400 alphabetisch geordneten Stichwörter keineswegs. "Es gibt zwar hunderte Ratgeber, wie man eine richtige Bewerbung schreibt oder später die Karriere plant, aber für das Überleben in den ersten Jahren nach dem Berufsstart ist auf dem Buchmarkt kaum etwas an Hilfen zu finden", erläutert die Autorin. Ihr Buch richte sich denn auch an alle, vom Bäcker bis zum Banker.
Susanne Reinker: "Das Job-Lexikon. Erste Hilfe für den Berufsstart", Beck im dtv, 752 Seiten, 19,50 Euro, ISBN 3-423-50878-7.
Eigentlich kommt jedes Problem zur Sprache
Unter "Beziehungen, erotische" wird von Amouren am Arbeitsplatz abgeraten: "'Office fuck never luck'. Auf Deutsch: Sex im Büro macht niemals froh." Am Ende müsse aber jeder selber wissen, ob er seinem Herzen folge. Als Tabu nennt die Autorin: Kein Ehebruch und keine Indiskretion, "wenn Ihnen Ihr Job lieb ist", auch wenn die Abteilung Klatsch & Tratsch noch so sehr nach "Leistung auf dem Laken lechzt".
In der Zentralverwaltung des Goethe-Instituts in München und als Pressesprecherin der Export-Union des Deutschen Films hat Susanne Reinker viele Chefs und Assistenten kennen gelernt. "Oft habe ich gedacht, gute Ausbildung, hoch intelligent, aber ein paar Umgangsformen und die Kenntnis von Grundregeln im Berufsleben könnten nicht schaden", erzählt sie. "In der Filmbranche lässt sich wie in einem Brennglas unsere Arbeitswelt beobachten", meint die Diplomübersetzerin und verweist auf ein hohes Arbeitstempo, eine schnell verderbliche Ware (Film), eitle Menschen und das glatte Parkett gesellschaftlicher und geselliger Treffen.
Ein wahr Fundgrube - auch für alte Hasen im Berufsleben
Manches scheint allzu selbstverständlich, als das es erwähnt werden müsste - etwa einige "Todsünden" bei Tisch wie "Schlabbern, Schmatzen, Schlürfen" oder "Speisereste aus den Zähnen pulen". Doch insgesamt ist das Buch eine wahre Fundgrube auch für alte Hasen im Berufsleben. "Entscheidend ist nicht, dass man etwas im Prinzip weiß, sondern dass man es sich immer wieder bewusst macht und entsprechend handelt", sagt Reinker.
Sechs verschiedene Icons helfen, jeden Beitrag auf einen Blick einzuordnen. Eine Bombe mit brennender Lunte bedeutet "das kann gefährlich werden", ein Totenschädel mit gekreuzten Knochen kennzeichnet "grobe Fehler, Tabus". Tipps für Fortgeschrittene, Chefs und Frauen sowie "kluge Schachzüge" sind ebenfalls mit speziellen Zeichen deutlich gemacht. Als wichtigste Grundhaltung gibt Reinker Berufsanfängern, die oft vor allem mit sich selbst beschäftigt sind, auf den Weg: "Mitdenken und anpacken."