In den Chefetagen deutscher Unternehmen werden homosexuelle Führungskräfte nach Einschätzung des Bundesverbands Gay Manager noch immer diskriminiert. »Die Anti-Diskriminierungsrichtlinie der EU wird im Umgang mit homosexuellen Mitarbeitern noch nicht nachhaltig umgesetzt«, sagt Jörg Melsbach, Bundesgeschäftsführer des Verbands mit bundesweit rund 800 Mitglieder in Köln.
Man könne davon ausgehen, dass es in Deutschland rund 3.000 homosexuelle Führungskräfte. Ab einer gewissen Position werde der Weg für schwule oder lesbische Mitarbeiter »sehr steinig«. »Bei Beförderungsgesprächen heißt es dann häufiger: ?Für diese Position sind Sie wegen Ihrer Lebenseinstellung und Lebensart nicht geeignet'«, sagt Melsbach.
Außerdem führe die Diskriminierung auch zu finanziellen Verlusten für die Unternehmen. »Homosexuelle Manager sind häufig derart unter Druck, um ein Doppelleben aufrecht zu erhalten, und das kostet Energie, die den Unternehmen als Arbeits-Potenzial verloren gehen«, sagt Melsbach.
Als »klassischen Fall« bezeichnete Melsbach dabei beispielsweise eine firmeninterne Feier. »Dann wird selbstverständlich erwartet, dass die Führungskraft in Begleitung eines Partners anderen Geschlechts erscheint«, schildert Melsbach. In einigen Fällen werde dann auf eine Alibi-Frau oder -Mann für den Abend zurückgegriffen, um den Schein zu wahren.
Mit Broschüren und Workshops will der 1991 gegründete Verband bei deutschen Unternehmen für eine Strategie werben, die homosexuelle Beschäftigte nicht ausgrenzt.