Viele Blumenfreunde träumen davon, durch einen bunten Bauerngarten zu schlendern und dort nach Herzenslust Blumen zu schneiden. Findige Bauern haben einen Weg gefunden, Stadtmenschen ohne eigenen Garten diesen Traum zu erfüllen. Auf großen Feldern bieten sie Blumen zum Selberpflücken an. Das Angebot reicht von Sonnenblumen und Gladiolen bis zum Blumengarten mit 30 verschiedenen Sorten. Nach Schätzungen der Landwirtschaftskammer haben bereits mehrere hundert Betriebe in Schleswig-Holstein diese Marktlücke entdeckt.
Einer davon ist Carsten Paulsen aus Kesdorf (Kreis Ostholstein). In seinem 'Blumenpark Kesdorf' nahe der Bundesstraße von Bad Segeberg nach Scharbeutz locken 170 Beete zum Blumenpflücken und Gemüseernten ein. Zinnien, Dahlien, Jungfer im Grünen, Malven, Kornblumen, Gladiolen und verschiedene Sorten von Sonnenblumen wetteifern da um die Gunst des Kunden. "Die Blumen in unserem eigenen Garten sind in diesem Jahr recht mickerig, da greifen wir hier gerne zu", sagt eine ältere Dame, die bereits den ganzen Arm voller Malven hält. Zwei junge Frauen dagegen sagen: "Hier sind die Blumen frischer und viel billiger als im Laden."
Das Pflücken der Blumen reizt
"Den meisten Leuten geht es weniger um preiswerte Blumen, sondern um das Erlebnis des Blumenpflückens", sagt der Fachberater für Blumen und Zierpflanzen bei der Landwirtschaftskammer Schleswig- Holstein, Wolfgang Roth. Er bietet regelmäßig Seminare für Landwirte an, die sich für den Anbau von Schnittblumen interessieren. Seit etwa sieben Jahren registriere die Kammer ein wachsendes Interesse an dieser Form des Nebenerwerbs, sagt er. Angefangen habe es mit Sonnenblumen, dann seien Gladiolen hinzu gekommen, und seit einiger Zeit legten Landwirte richtige Gärten mit vielen verschiedenen Blumensorten an. "Mittlerweile haben wir so an die 100 solcher perfekten Blumenfelder in Schleswig-Holstein, die übrigen sind Monokulturen", schätzt er.
Mit anderen Angeboten kombinieren
Interessenten rät Roth, die Blumenfelder mit anderen Angeboten zu kombinieren. "Die Besucher kommen weniger der Blumen wegen, als wegen des Erlebnisses. Dafür fahren sie bis zu 15 Kilometer weit. Deshalb ist es ideal, weitere Erlebnisangebote hinzu zu nehmen, zum Beispiel einen Hofladen, Kirschen zum Selberpflücken, ein Hofcafé", sagt Roth.
Insofern ist das Blumenfeld von Bauer Paulsen mustergültig. Denn hier gibt es nicht nur Blumen. Im Gemüsegarten reifen Möhren, Artischocken und Mangold, nach der Ernte kann man sich auf dem Feld mit Kaffee und Kuchen stärken und wer will, kann seinen Orientierungssinn im Mais-Labyrinth erproben.
Doch bei allem Erfolg der Blumenfelder warnt Roth vor allzu hohen wirtschaftlichen Erwartungen. "Ein Blumenfeld anzulegen und in Schuss zu halten, macht viel Arbeit und viel Geld verdienen kann man damit nicht", sagt er. Viele Landwirte, die auf einen nebenerwerb angewiesen sind, oder begeisterte Hobbygärtner, die vor den Toren der Stadt wohnen, könnten sich von diesem Zuerwerb aber noch locken lassen.