Nominiert in der Kategorie Konzept ECMTEC GmbH: Massenweise Kleinstteile

Das Unternehmen ECMTEC hat ein elektrochemisches Verfahren entwickelt, mit dem verschiedene Materialien in winzigsten Größenordnungen geformt und bearbeitet werden können.

Acht Silben stehen bei der ECMTEC GmbH im Mittelpunkt: Mikrosystemtechnologie. In diesem Bereich kleiner und kleinster Dimensionen - so winzig, dass sie für das Auge nicht mehr wahrnehmbar sind - stoßen Wissenschaftler und Unternehmer immer wieder an Grenzen. Mikroskopisch kleine Strukturen in Bauteilen mit einer Größenordnung von Mikro- oder Nanometern sind mit den bisher bekannten Verfahren überhaupt nicht oder nicht wirtschaftlich herzustellen - jedenfalls nicht in verschleißfesten Werkstoffen und mit einer Präzision von nur wenigen Nanometern.

Diese technische Hürde behindert viele Branchen. Biotechnologen wünschen sich Bauelemente mit feinsten Fluidikkanälen oder Mikro-Pumpen auf Biochips. Autobauer würden gern die Düsenstrukturen von Benzin- und Dieselmotoren verkleinern - das spart Energie. Ähnliches gilt für die Düsenherstellung von Heizölbrennern. Und auch die Informationstechnologie, weltweit Trendsetter bei der Verkleinerung von Arbeitsprozessen, würde von neuartiger Mikrotechnologie profitieren.

Diese Bedürfnisse will ECMTEC stillen. Am Fritz-Haber-Institut der Max-Planck-Gesellschaft (MPG) wurde ein elektrochemisches Verfahren entwickelt, mit dem verschiedene Materialien in winzigsten Größenordnungen geformt und bearbeitet werden können. Der Bearbeitungsvorgang ist ähnlich dem einer Fräse, allerdings berührungslos und werkzeugverschleißfrei. So können feinste Werkzeuge mit Durchmessern um ein zigfaches kleiner als ein menschliches Haar auf kleinstem Raum eingesetzt werden. Das innovative Verfahren nutzt ultrakurze Spannungspulse. Sie erlauben es, Metalle, Legierungen oder Halbleiter mit dreidimensionalen Formen im Nanometerbereich zu versehen.

Das Ziel des Unternehmens ist die Produktion einer Maschinenreihe, die dieses elektrochemische Puls-Ätzverfahren anwendet. Zurzeit arbeitet ECMTEC am Aufbau eines Applikationslabors, um Referenzprodukte zu erstellen, Forschungs- und Werkzeugmaschinen sowie ein System für die Massenfertigung zur Marktreife zu entwickeln. Bis spätestens Anfang 2005 sollen erste Forschungsmaschinen verkauft sein. Die Maschinen finden ihre Anwendung in der Kfz-Technik, der Medizintechnik, zum Beispiel bei der Herstellung von Spritzkanülen, und bei der Herstellung komplexer Formeinsätze für Mikrosensoren.

Die ECMTEC GmbH ist eine Ausgründung zweier Forschungseinrichtungen, des Fritz-Haber-Instituts der MPG und des Lehrstuhls für Mikro-, Miniatur- und Zeitmesstechnik (IZFM) der Universität Stuttgart. Gründer sind Dr. habil. Rolf Schuster (MPG) und der geschäftsführende Gesellschafter Thomas Gmelin (Stuttgart). Weiterer Gesellschafter ist die MPG. Die Gesellschaft geht davon aus, dass sie im Jahr 2006 bei dann 16 Mitarbeitern einen Umsatz von 2,2 Millionen Euro erwirtschaftet.

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