Öffentlicher Dienst Kraftprobe mit Vater Staat

Öffentlich Bedienstete streiken selten - aber bisher meistens erfolgreich. Kein Arbeitskampf der vergangenen 50 Jahre dauerte so lange wie der aktuelle.

Arbeitskämpfe beim Staat sind, das zeigt der Blick zurück, selten und kurz. Der derzeitige Streik im öffentlichen Dienst - an dem nur Angestellte und Arbeiter, nicht aber Beamte teilnehmen dürfen - ist der größte seit 14 Jahren. In den vergangenen 50 Jahren gab es zwei große Arbeitskämpfe: 1974 und 1992. An der nur drei Tage dauernden Auseinandersetzung im Februar 1974 beteiligten sich vor allem Müllwerker und Busfahrer. Der ÖTV-Vorsitzende Heinz Kluncker gewann die Kraftprobe gegen Bundeskanzler Willy Brandt (SPD): Die Gewerkschaft für Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV), die Eisenbahner- und Postgewerkschaft sowie die Deutsche Angestellten Gewerkschaft hatten 15 Prozent mehr Lohn gefordert, sie bekamen 11 Prozent. 1992 gingen auch Schleusenwärter, Schauspieler, Erzieherinnen, Krankenschwestern, Bahn- und Postangestellte auf die Straße - insgesamt 400000 Menschen. Sie forderten 9,5 Prozent mehr Lohn. Nach elf Tagen einigten sie sich auf 5,4 Prozent und mehr Urlaubsgeld.

Von Helge Bendl und Catrin Boldebuck

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