Viel Arbeit bedeutet nicht immer viel Stress. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Deutschen Angestellten Krankenkasse (DAK) und der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW), die dafür mehr als 8.000 Menschen aus 23 Berufsgruppen befragte. »Ein lockeres Betriebsklima, ein gutes Verhältnis zum Chef oder die Möglichkeit, die eigene Arbeit selbstständig zu planen, können gegen starken Stress schützen«, fasst DAK-Autor Frank Meiners die Ergebnisse zusammen.
Die Rahmenbedingungen seien es, die darüber entschieden, ob viel Arbeit psychosomatische Beschwerden verursache oder nicht, sagt Meiners. So klagten Freiberufler wie Heilpraktiker, Apotheker, Ärzte und Tierärzte trotz teilweise sehr hoher Arbeitsbelastung deutlich weniger als andere über stressbedingte psychische und psychosomatische Schwierigkeiten. Besonders unter Stress leiden nach der Studie Raumpflegerinnen, Kindergärtnerinnen und Berufsschullehrer. Ihre Werte liegen deutlich über dem Durchschnitt der Bevölkerung. Die Forscher ermittelten einen Belastungs-Mittelwert der Gesamtbevölkerung und maßen die Abweichung bei einzelnen Berufsgruppen.
Raumpflegerinnen litten danach zu 50 Prozent mehr an psychosomatischen Symptomen als der Durchschnitt. Sie haben sowohl einen deutlich schlechteren psychischen als auch physischen Gesundheitszustand. Sie klagen über Nacken- und Rückenschmerzen, Nervosität und Erschöpfung. Sie empfinden ihre Arbeit häufig als eintönig und fühlen sich unterfordert. Hinzu kommt, dass das Betriebsklima als schlecht beurteilt wird.
Auch Kindergärtnerinnen und Erzieher leiden sehr viel stärker unter psychosomatischen Beschwerden (plus 27 Prozent) als der Durchschnitt. Ihnen macht bei der Arbeit vor allem der hohe Geräuschpegel und ein zu geringes Maß an Selbstständigkeit zu schaffen. Bei Berufsschullehrern lagen psychosomatische Symptome wie Rückenschmerzen oder Nervosität mehr als 20 Prozent über dem Durchschnitt.