Tausende Telekom-Mitarbeiter sind am Freitagmorgen in den Streik getreten. Die Gewerkschaft Verdi hatte rund 11.000 Mitarbeiter der Deutschen Telekom zum bundesweiten Streik gegen die Sparpläne des Bonner Konzerns aufgerufen. "Der Streik zielt auf Callcenter, Servicestellen und technische Infrastruktur ab", sagte Verdi-Streikleiter Ado Wilhelm. Der Schwerpunkt der Arbeitsniederlegungen liege in Nordrhein-Westfalen, wo Verdi 3.000 Telekom-Mitarbeiter erwartet. "Wir sind so aufgestellt, dass wir sehr lange durchhalten können", sagte Wilhelm.
Mit größeren Beeinträchtigungen durch den Streik rechnet die Telekom nicht. "Wir hatten schon kleinere Warnstreiks in den vergangenen Wochen, also wissen wir, was wir zu erwarten haben", sagte ein Firmensprecher.
Verdi lehnt die Ausgliederung von rund 50.000 Mitarbeitern der Festnetzsparte T-Com in drei konzerneigene Service-Gesellschaften ab. Die Mitarbeiter sollen dort länger arbeiten und weniger verdienen. Damit will die Telekom die Arbeitskosten senken und ihre Wettbewerbsfähigkeit verbessern. Gewerkschaft und Management hatten bislang in der Frage keinen Kompromiss erzielt.
Beeinträchtigt der Streik Privatkunden?
Ja. Denn sie werden länger in Warteschleifen hängen oder länger auf die Installation ihres DSL-Anschlusses warten müssen. "Es kann sein, dass der bestellte Techniker nicht kommt", sagte Verdi-Streikleiter Ado Wilhelm der Nachrichtenagentur DPA-AFX. "Klar ist, den Arbeitskampf werden die Kunden bemerken, auch wenn die Zahl der Streikenden von Tag zu Tag schwanken kann."
Hat Verdi es auf Privatkunden abgesehen?
Nein. Der Streik zielt zunächst vor allem gegen Geschäftskunden. So glaubt Verdi, den meisten Druck ausüben zu können. Das bedeutet, dass bei Unternehmen möglicherweise keine neuen Anlagen installiert und Reparaturarbeiten nicht durchgeführt werden.
Weshalb streiken die überhaupt?
Die Telekom will mit der Gründung eines neuen Unternehmens namens T-Service ihre Kosten um bis 900 Millionen Euro senken und die Servicequalität verbessern. 50.000 Beschäftigte sollen im Zuge des Umbaus in neue Gesellschaften ausgelagert werden. Geplant ist eine Verlängerung der Wochenarbeitszeiten von 34 Stunden auf mindestens 38 Stunden. Die Löhne sollen um neun Prozent sinken. So will der Telekom-Vorstand die Arbeitsbedingungen auf das Niveau der Wettbewerber bringen. Der Aufsichtsrat hat die Gründung von drei Gesellschaften unter dem Dachnamen T-Service bereits gebilligt. Betroffen sind Callcenter, technischer Kundendienst und technische Infrastruktur der Sparten T-Com und T-Mobile. Die neue Struktur soll nun ohne die Zustimmung der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi zum 1. Juli umgesetzt werden. Von den betroffenen Beschäftigten Mitarbeitern sind 22.000 Verdi-Mitglieder. Sie haben mit überwältigender Mehrheit für einen Streik gestimmt.
Wie lange wird der Streik dauern?
Das ist nicht klar. Aber Verdi-Bundesvorstand Lothar Schröder hat schon einmal damit gedroht, dass sich die Kunden auf eine längere Auseinandersetzung einstellen müssen. "Wir werden den Druck, den wir brauchen, jetzt entfalten", sagte er DPA-AFX.
Welche Teile der Telekom werden bestreikt?
Zunächst streiken nur die Mitarbeiter von Call Centern, des technischen Kundendienstes und der Kabelnetze der Festnetzsparte T-Com.
In welchen Bundesländern wird vorwiegend gestreikt?
Gestreikt wird zunächt vor allem in Niedersachsen und Bremen, Nordrhein-Westfalen, Hessen und Bayern. Aber auch in anderen Bundesländern, etwa in Hamburg, legen Verdi-Beschäftigte die Arbeit nieder.
Bricht bei der Telekom demnächst alles zusammen?
Kaum. Vorerst streiken insgesamt "nur" rund 10.000 Mitarbeiter. Von den insgesamt 160.000 Mitarbeitern der Telekom in Deutschland sind noch 40.000 Beamte. Sie dürfen nicht streiken. Das Management verspricht, dass die "Grundversorgung" auf jeden Fall gewährleistet ist.
Ist es normal, dass bei der Telekom gestreikt wird?
Keineswegs. Es ist der größte Arbeitskonflikt seit der Privatisierung des ehemaligen Staatskonzerns vor zwölf Jahren. Einen Streik hat es bislang noch nicht gegeben.