Über Geld spricht man nicht – nach dieser Maxime handeln viele, wenn es um ihr Gehalt geht. Wer was verdient, bleibt oft im Geheimen. Bei Hannah Williams ist das ganz anders: Die US-Amerikanerin redet ganz offen über ihren Arbeitslohn, und sie ermutigt viele andere mit ihrem TikTok-Account "Salary Transparent Street" dazu, das ebenfalls zu tun.
Mit einer Kamera geht sie auf die Straße, spricht wildfremde Menschen an und fragt sie nach ihrem Beruf und Gehalt. IT-Fachleute reden mit ihr darüber, Putzkräfte, Büroangestellte. Die Antworten veröffentlicht Williams dann auf der Video-App. Mittlerweile haben ihr schon Tausende Menschen verraten, was sie verdienen, sagt die junge Frau – sei es auf der Straße oder in Online-Nachrichten. Auf TikTok folgen ihr mehr als 800.000 Leute.
Gehaltsvergleich auf TikTok
Das Interesse an dem Thema kommt bei Williams aus ihrer eigenen Geschichte. Innerhalb von zweieinhalb Jahren hatte sie fünf unterschiedliche Jobs mit ganz verschiedenen Gehältern. Auf einer Stelle habe sie sich "ausgebrannt und unterbezahlt" gefühlt, erzählte sie "Business Insider". Doch ihr Chef lehnte eine bessere Bezahlung ab. "Das war ein echter Tiefpunkt in meiner Karriere." Sie wechselte den Job und startete kurz darauf ihren TikTok-Kanal. Ihre Videos werden von Millionen Menschen gesehen.
Die Rückmeldungen sind fast ausschließlich positiv. "Die Leute sind so froh darüber", sagte Williams "Next Advisor": "Ich bekomme tolle Nachrichten von Menschen, die mir sagen, dass sie dadurch gemerkt haben, dass sie unterbezahlt sind und sich darüber mit ihren Kolleg:innen ausgetauscht haben." Genau das ist das Ziel von Hannah Williams. Sie möchte dazu anregen, offener über das Thema Geld und Gehalt zu reden, und damit dazu beitragen, Ungleichheiten abzubauen.
Mit diesen Studiengängen erzielen Sie die höchsten Einstiegsgehälter

Eine Lizenz zum Gelddrucken ist das Studium der Geschichts- und Kulturwissenschaft nicht. Absolventen verdienen zum Berufseinstieg im Schnitt 34.764 Euro - der niedrigste Wert im Vergleich.
Reiche und Arme schweigen lieber
"Über Bezahlung zu sprechen, hilft Menschen, die am Arbeitsplatz diskriminiert und ausgenutzt werden", meint sie. "Mein Ziel ist es, das Tabu rund um das Gehalt zu beseitigen, und dazu beizutragen, das Lohngefälle zu schließen, die Vielfalt und Inklusion in Unternehmen zu verbessern und Diskriminierung zu reduzieren." Zusätzlich zu den Videos, in denen sie andere Leute nach ihrem Gehalt fragt, betreibt sie den Account "Stocks and Squats", auf dem sie ihre eigene Geschichte erzählt und Karrieretipps gibt.

Noch ist in diesem Bereich einiges zu tun, merkt Williams bei der Arbeit an ihrem Kanal. Denn wenn sie Menschen auf der Straße anspricht, stehen ihr zwar viele bereitwillig Rede und Antwort, doch manche wollen sich nicht äußern. "Leider wollen Menschen mit sehr hohem oder sehr niedrigem Gehalt nicht so viel mit uns sprechen wie jene mit einem durchschnittlichen Gehalt", hat Williams beobachtet. Das möchte sie ändern: "Ich möchte, dass die Menschen wissen, dass ihr Gehalt nicht vorschreibt, wer sie sind – ihren Wert oder ihre Intelligenz."
Quellen: "Salary Transparent Street" auf TikTok / "Stocks and Squats" auf TikTok / "Business Insider" / "Next Advisor"