Wirtschafts-Nobelpreis US-Forscher sahnen wieder einmal ab

Der Nobelpreis für Wirtschaft geht wieder einmal in die USA. Für ihre Studien aus den 70er Jahren, wie Spielregeln Märkte und Institutionen wunschgemäß funktionieren lassen, erhalten die drei US-Forscher Hurwicz, Maskin und Myerson den Preis.

Der Wirtschafts-Nobelpreis wird immer mehr eine Domäne männlicher Professoren aus den USA. In diesem Jahr teilen sich der 90 Jahre alte Leonid Hurwicz und seine US-Kollegen Kollegen Eric S. Maskin (56) sowie Roger B. Myerson (56) die Auszeichnung, wie die Königlich-Schwedische Wissenschaftsakademie am Montag in Stockholm mitteilte. Sie wurden ausgezeichnet für ihre Grundforschung bei der Entwicklung der "Mechanismus-Designtheorie" in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts. Der Forschungsbereich gehört zur Spieltheorie und befasst sich damit, wie ein Markt funktioniert, dessen Informationen nicht allen Teilnehmern gleichermaßen zugänglich sind. Aus den Studienergebnissen entwickelten die Amerikaner Spielregeln, um bestimmte wirtschaftspolitische Ziele wie privaten Gewinn oder sozialen Wohlstand zu erreichen.

Spielregeln für Märkte

Seit der ersten Vergabe des Wirtschafts-Preises "zum Andenken an Alfred Nobel" 1969 sind damit 61 durchweg männliche Preisträger ausgezeichnet, von denen 47 in den Vereinigten Staaten wissenschaftlich tätig waren. Hurwicz war 1917 kurz vor der Oktoberrevolution in Moskau zur Welt gekommen und hatte in den USA an der Universität von Minneapolis Anfang der 70er Jahre die Grundlagen für die Mechanismus-Designtheorie gelegt.

Maskin von der Princeton-Universität im US-Bundesstaat New Jersey entwickelte ebenso wie Myerson (Universität Chicago) die Grundlagen des 34 Jahre älteren Kollegen weiter. Er sagte nach Bekanntgabe der Auszeichnung bewegt am Telefon über die aus seiner Sicht besonders verdiente Vergabe an den greisen Hurwicz: "Wir hatten schon gefürchtet, dass die Zeit nicht mehr reichen würde." Für ihn selbst sei der Nobelpreis "wie ein Lotteriegewinn". Dem Ökonomen versagte mehrfach die Stimme.

Forscher teilen sich das Preisgeld

Die drei US-Preisträger teilen sich die Dotierung von zehn Millionen schwedischen Kronen (1,1 Mio Euro). Wegen des schwachen Dollarkurses ist der Wert der Dotierung in den vergangenen Jahren für Nobelpreisträger aus den USA um mehr als 20 Prozent gestiegen. Über die umfassende Dominanz von Preisträgern aus den Vereinigten Staaten sagte das schwedische Nobelkomitee-Mitglied Mats Persson: "Klar ist das ein Problem. Aber wir müssen nun mal die größten Leistungen auszeichnen, und das in der richtigen Reihenfolge. Da steht noch eine Menge aus den USA aus, das belohnt werden muss."

Erster und bisher einziger deutscher Nobelpreisträger in dieser Disziplin ist der ehemalige Bonner Volkswirtschaftsprofessor Reinhard Selten. Er wurde 1994 zusammen mit den US-Wissenschaftlern John Nash und John Harsanyi für die Weiterentwicklung der Spieltheorie geehrt, die das strategische Verhalten von Spielern auf wirtschaftliche und andere wissenschaftliche Fragen überträgt. Nash wurde vor einigen Jahren weltbekannt durch den Hollywood-Film "A Beautiful Mind".

Übergabe mit den anderen Nobelpreisen

Der auch wegen der nachträglichen Stiftung heftig umstrittene Wirtschaftspreis wird von der Nobelstiftung offiziell nicht als Nobelpreis eingestuft, sondern stets als "Preis von Schwedens Reichsbank zum Andenken an Alfred Nobel" von den traditionellen Nobelpreisen abgesetzt. Seit 2004 findet die Bekanntgabe in einer anderen Woche statt als die der wissenschaftlichen Preise für Medizin, Physik und Chemie. Trotzdem werden die Wirtschaftspreisträger zusammen mit den anderen am 10. Dezember, dem Todestag von Alfred Nobel (1833-1896), durch Schwedens König Carl XVI. Gustaf ausgezeichnet.

DPA · Reuters
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