Im Mannesmann-Prozess haben sich die Verteidiger von Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann und Ex-Mannesmann-Chef Klaus Esser entschieden gegen die von der Staatsanwaltschaft angestrebte Ausweitung der Anklage gewehrt. Ackermann-Anwalt Klaus Volk und Esser-Anwalt Jürgen Welp betonten am Mittwoch im Düsseldorfer Landgericht, dies sei schon aus rechtlichen Gründen unzulässig, da den Angeklagten de facto neue Taten zur Last gelegt würden. Ähnlich argumentierten die Verteidiger der übrigen Angeklagten.
Staatsanwaltschaft versucht Freispruch aufzuhalten
Die Staatsanwaltschaft hatte in der vergangenen Woche angesichts des sich abzeichnenden Freispruch der Angeklagten beantragt, nachträglich auch einige weniger schwerwiegende Tatvorwürfe in das Verfahren einzubeziehen. Dazu gehört etwa die nach Auffassung der Staatsanwaltschaft unzulässig Vergabe von Prämien in Höhe von 11,5 Millionen Euro an Nicht-Vorstandsmitglieder.
Der deutsche Geschäftsführer der Investmentbank Goldman-Sachs Christoph Alexander Dibelius, Vodafone-Berater im Übernahmekampf, sagte als Zeuge vor Gericht, der britische Mobilfunkkonzern sei in der Schlussphase des Übernahmekampfes überzeugt gewesen, die Oberhand gewonnen zu haben. Dennoch sei das Unternehmen an einer freundlichen Übernahme interessiert gewesen. "Eine feindliche Übernahme hätte eine relativ hässliche, rechtlich dominierte Geschichte werden können", sagte Dibelius. Denn das Mannesmann-Management hätte Vodafone noch Monate lang Knüppel zwischen die Beine werfen können.
Vodafone sehr an Esser-Unterstützung interessiert
Deshab sei es das Vodafone-Interesse gewesen, Esser und sein Team zumindest für eine Übergangszeit an Bord zu halten und ihre Unterstützung zu gewinnen. In dieser Situation wäre es nach Meinung des Branchenkenners "absolut natürlich gewesen", den Topleuten einschließlich Esser Bleibeprämien zu zahlen. Dennoch seien finanzielle Zuwendungen seines Wissens nie Teil der Verhandlungsmasse beim Übernahmepoker gewesen. Mögliche Kompensationen für das Mannesmann-Team waren "unser kleinstes und letztes Problem", sagte Dibelius.
Vor dem Düsseldorfer Landgericht müssen sich neben Esser und Ackermann auch der frühere Mannesmann-Aufsichtsratsvorsitzende Joachim Funk, Ex-IG-Metall-Chef Klaus Zwickel sowie zwei weiteren Managern wegen des Vorwurfs der "gemeinschaftlichen Untreue in einem besonders schweren Fall" beziehungsweise Beihilfe dazu verantworten. Sie sollen laut Anklage die 180 Milliarden Euro teure Übernahme von Mannesmann durch den Mobilfunkriesen Vodafone Anfang 2000 genutzt haben, um Managern und Ex-Vorständen des Unternehmens ungerechtfertigte Abfindungen in Höhe von fast 60 Millionen Euro zuzuschieben.