Ingolstadt "Ich lasse mich nicht als Nazi beschimpfen": Wirt des "Café Mohrenkopf" will den Namen nicht ändern

Café Mohrenkopf soll seinen Namen behalten
Das "Café Mohrenkopf" soll seinen Namen behalten (Symbolbild)
© PPAMPicture / Getty Images
Das "Café Mohrenkopf" in Ingolstadt steht immer wieder wegen seines Namens in der Kritik. Der Betreiber wehrt sich mit einem emotionalen Statement gegen Rassismusvorwürfe und klagt über Beleidigungen.

Das 1992 gegründete "Café Mohrenkopf" gehört in Ingolstadt zum Stadtbild. Doch Betreiber Claus Häring, der den Laden 2008 übernommen hat, steht unter Druck: Wegen des Namens seines Lokals sieht er sich immer wieder Rassismusvorwürfen ausgesetzt. "Mohr" war früher eine Bezeichnung für Schwarze Menschen. Deshalb werden immer wieder Forderungen laut, Häring solle sein Café umbenennen.

Doch der bayerische Wirt wehrt sich vehement dagegen. "Ich habe noch nie etwas Rassistisches darin gesehen", beteuerte er gegenüber dem stern. In einem Facebook-Beitrag auf der Seite des Cafés ärgert er sich über negative Bewertungen auf Google: "Damit wird die Arbeit, die wir täglich leisten, schlecht gemacht, obwohl diejenigen nicht vor Ort waren, sondern nur was gegen den Namen haben." Das nerve ihn "gewaltig". An eine Umbenennung seines Cafés denkt Häring nicht. "Der Name bleibt", stellt er klar.

"Café Mohrenkopf": Betreiber sieht keinen Rassismus

Die Attacken gegen sein Café empfindet er als unfair seinen Mitarbeiter:innen gegenüber. Seit "zwei bis drei Jahren" gäbe es vermehrt unsachliche Kritik, nicht nur im Internet, sondern teilweise auch vor Ort im Café. Teilweise treffen E-Mails mit üblen Beschimpfungen ein. "Vernünftige Kritik ist gut, es darf auch jemand hinterfragen, als ich lasse mich nicht als Nazi beschimpfen", so Häring zum stern. Irgendwann sei ihm dann "der Kragen geplatzt" – und er habe den vielbeachteten Facebook-Post abgesetzt.

Der Name des Cafés sei 1992 von dem Gründer gewählt worden, dieser hatte damals die Bezeichnung für die gleichnamige Süßigkeit im Sinn. Häring behielt den Namen – und hält auch weiter daran fest: "Ich sehe in keinster Weise einen Zusammenhang zwischen dem Begriff und einer Personengruppe."

Emotionale Diskussion auf Facebook

Immer wieder steht der Begriff "Mohr" in der Diskussion. Von Schwarzen wird die früher gebräuchliche Bezeichnung häufig als rassistisch empfunden. Das Wort wurde "seit seiner frühesten Verwendung niemals anders als abwertend verwendet", schrieb die Sprach- und Literaturwissenschaftlerin Susan Arndt in der "Berliner Zeitung". Dennoch taucht es in Namen von Restaurants, Apotheken oder Straßen auf, vielfach wird deshalb eine Umbenennung gefordert. So hat die Stadt Berlin im vergangenen Jahr beschlossen, die Mohrenstraße im Bezirk Mitte in Anton-Wilhelm-Amo-Straße umzubenennen. Dies ist jedoch wegen einiger Widersprüche noch nicht in Kraft getreten. 

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Wie emotional das Thema besetzt ist, zeigen die Reaktionen auf Härings Facebook-Post. Schon fast 10.000 Mal wurde der Beitrag geteilt, mehr als 30.000 Kommentare sind eingelaufen. Einige davon werfen Häring weiterhin Rassismus vor, andere unterstützen seine Hartnäckigkeit. Auch auf Google kommen nun häufiger positive Bewertungen – obwohl viele der User ebensowenig selbst in Härings Café Gäste gewesen sein dürften wie diejenigen, über die sich der Wirt so ärgert. "Das ist doch auch Blödsinn", findet Claus Häring. Das Aufsehen ist dem Wirt eigentlich gar nicht recht: "Ich will keine Unterstützung von Rechten, ich will auch nichts mit der AfD zu tun haben. Ich will auch keinen Vandalismus von Linken. Ich will einfach mein Lokal ganz normal betreiben."