Anklage Freenet-Chef Spoerr muss vor Gericht

Von Nicola de Paoli
Eckhard Spoerr sowie der Finanzvorstand des Mobilfunkdienstleisters, Axel Krieger, kommen wegen des Verdachts des Insiderhandels vor Gericht. Jetzt droht eine Geldstrafe oder bis zu fünf Jahre Haft.

Das Landgericht Hamburg habe die Anklage der Staatsanwaltschaft in vollem Umfang zur Hauptverhandlung zugelassen, sagte eine Gerichtssprecherin. Zuständig sei die 20. Große Strafkammer, einen Termin für die mündliche Verhandlung gebe es aber noch nicht.

Gericht hält Angeklagte für verdächtig

Spoerr und Krieger wird ein Verstoß gegen das Wertpapierhandelsgesetz vorgeworfen, wonach es verboten ist, mit Insiderwissen Wertpapiere zu kaufen oder zu verkaufen. Mit der Eröffnung der Hauptverhandlung stellt das Gericht fest, dass es die beiden Angeschuldigten für hinreichend verdächtig hält, den Insiderhandel begangen zu haben. Beweisanträge der Verteidigung, die das Gericht umstimmen sollten, seien abgelehnt worden, sagte die Sprecherin. Insiderhandel wird mit einer Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.

"Die Vorwürfe sind unbegründet, und wir werden uns dagegen verteidigen", sagte eine Freenet-Sprecherin auf Anfrage. In dem Ermittlungsverfahren ging es um die Frage, ob Spoerr und Krieger im Jahr 2004 unter unrechtmäßigen Umständen Aktien aus umgewandelten Aktienoptionen verkauften. Sie sollen auf diese Weise nach früheren Angaben des "Manager-Magazins" jeweils rund 1 Mio. Euro erlöst haben.

Gerade erst in Machtkampf gesiegt

Spoerr wird dem Vernehmen nach von dem Frankfurter Rechtsanwalt Hanns Feigen vertreten. Dessen Kanzlei zählte den früheren Infineon-Chef Ulrich Schumacher zu ihren Mandanten. Finanzvorstand Krieger wird von dem Strafverteidiger Otmar Kury verteidigt, der vor allem in Norddeutschland bekannt ist. Die Hamburger Staatsanwaltschaft hatte Anfang des Jahres Anklage gegen Spoerr und Krieger erhoben.

Die Eröffnung der Hauptverhandlung erfolgt zu einem Zeitpunkt, zu dem Spoerr einen Machtkampf mit den beiden Großaktionären Drillisch und United Internet für sich entschied. Der Freenet-Vorstand streitet mit Drillisch und United Internet über die strategische Ausrichtung des Unternehmens. Auf der Hauptversammlung am vergangenen Freitag hatten die beiden Großaktionäre den Antrag gestellt, Spoerr das Vertrauen zu entziehen. Dieser konnte jedoch die Mehrheit der Aktionäre auf seine Seite ziehen.

FTD