Prozessauftakt Klatten-Erpresser legt Geständnis ab

Geständiger Gigolo: Der Erpresser der BMW-Erbin Susanne Klatten hat vor dem Landgericht München ein volles Geständnis abgelegt. "Die im Anklagesatz genannten Vorwürfe treffen im Kern zu", erklärte der Anwalt des Angeklagten Helg Sgarbi für seinen Mandanten. Zu zwei wichtigen Fragen machte er indes keine Angaben.

Der Erpresser der BMW-Erbin Susanne Klatten hat zum Prozessauftakt ein umfassendes Geständnis abgelegt. Der Angeklagte Helg Sgarbi sagte am Montag vor dem Landgericht München: "Ich bedauere das Vorgefallene zutiefst und entschuldige mich in dieser Hauptverhandlung und in aller Öffentlichkeit gegenüber den geschädigten Damen." In Sgarbis Namen erklärte sein Anwalt Egon Geis: "Die im Anklagesatz genannten Vorwürfe treffen im Kern zu."

Der als Frauenschwarm geltende 44-jährige Schweizer hatte die reichste Frau Deutschlands und drei weitere Frauen um 9,4 Millionen Euro betrogen. Er gestand, er habe unwahre Behauptungen aufgestellt, um von den vier Frauen Geld zu bekommen. Außerdem habe er versucht, Klatten und eine weitere Frau mit von ihm selbst angefertigten Videoaufnahmen intimer Kontakte zu erpressen. Die entscheidenden Fragen zum Verbleib der Millionenbeute, möglichen Hintermännern und den Videos werde sein Mandant nicht beantworten, sagte der Verteidiger.

Das umfassende Geständnis könnte Klatten und den anderen Frauen einen Zeugenauftritt in dem spektakulären Prozess ersparen. Auf Antrag der Verteidigung hatte die Staatsanwaltschaft die Namen der drei anderen Opfer in der Anklage nicht verlesen, um ihnen weiteren Schaden zu ersparen. Allerdings ließ Staatsanwalt Thomas Steinkraus-Koch auch nach dem Geständnis Sgarbis offen, ob er auf eine Aussage der Opfer verzichten werde.

Sgarbi, der im dunklen Dreiteiler vor Gericht erschien und sich lächelnd den zahlreichen Fotografen und Kamerateams stellte, droht eine langjährige Gefängnisstrafe. Da Sgarbi keine Angaben zum Verbleib der Beute und Hintermännern gemacht habe, könne er später nicht mit Hafterleichterungen wie einer vorzeitigen Entlassung rechnen, sagte Staatsanwalt Steinkraus-Koch. Er betonte, dass es keine Absprache mit der Verteidigung im Vorfeld des Prozesses gegeben habe.

Umzugskarton voller Bargeld

Darüber hinaus erklärte ein Sprecher der Münchner Staatsanwaltschaft, die italienische Justiz wolle den als Mittäter verdächtigten Ernano B. selbst vor Gericht stellen. Ob die Videoaufnahme von Klattens Treffen mit Sgarbi in einem Münchner Hotelzimmer von Ernano B. gemacht wurden, ließ die Anklage im Münchner Prozess offen.

Der 44-jährige Sgarbi ist des besonders schweren Betrugs und der versuchten besonders schweren Erpressung angeklagt. Der als einfühlsamer Liebhaber geltende Schweizer hatte die verheiratete 46-jährige Milliardärin Klatten im Juli 2007 im Wellness-Hotel Lanserhof bei Innsbruck kennen gelernt und eine Liebesaffäre begonnen. Mit einer bereits mehrfach erprobten Masche brachte er sie dazu, ihm sieben Millionen Euro in einem Umzugskarton zu übergeben: Er sagte, er habe in den USA ein Mädchen angefahren und müsse dem nun querschnittsgelähmten Kind das Geld für den weiteren Lebensunterhalt zahlen. Als Schweizer Regierungsberater könne er sich keinen Prozess in den USA leisten.

Pikante Videos

In den folgenden Wochen versuchte der Mann, der sechs Sprachen sprechen soll, laut Anklage Klatten zu überreden, ihre Familie zu verlassen und 290 Millionen Euro für seinen Lebensunterhalt in eine Stiftung zu investieren. Als die Milliardärin rundheraus ablehnte und die zwei Monate währende Beziehung beendete, soll der Gigolo sie mit heimlich gemachten Videos von intimen Treffen erpresst haben. Zunächst habe er 49 Millionen, später nur noch 14 Millionen Euro Schweigegeld verlangt und mit brisanten Briefen an ihre Familie, die Vorstände ihrer Firmen und die Presse gedroht. Weil sich die die BMW-Großaktionärin aber wehrte und zur Polizei ging, sitzt Sgarbi seit einem Jahr in Untersuchungshaft.

Staatsanwalt Thomas Steinkraus-Koch warf dem einschlägig vorbestraften Schweizer vor, sich "gewerbsmäßig handelnd" durch Vorspiegelung falscher Tatsachen und durch Drohungen "eine nicht nur vorübergehende Einnahmequelle von erheblichem Umfang" geschaffen zu haben. Das Märchen vom angefahrenen Kind hatte S. leicht abgewandelt auch drei weiteren Frauen aufgetischt, die er in einem Schweizer Luxushotel und im Juni 2007 wenige Tage vor Klatten ebenfalls im Lanserhof verführt hatte. Zwei dieser Frauen gaben ihm 2,4 Millionen Euro in bar, eine ließ sich nicht auf Geldforderungen ein. Ein Erpressungsversuch mit Sexvideos scheiterte ebenfalls.

AP · DPA · Reuters
AP/DPA/Reuters

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